Ein würdiges Ende
Ein bisschen Wehmut schwang schon mit, als Herbert Reuters erklären sollte, warum man die seit 38 Jahren bestehende Institution „Neujahrskonzert der Kreispolizei“ im Kevelaerer Bühnenhaus nicht mehr fortführen wird. „Die Orchester sind wahnsinnig schwer zu kriegen mittlerweile. Früher sind sie teilweise oder meistens kostenlos aufgetreten“, erinnerte sich das langjährige Mitglied des Organisationsteams. „Heute müssen bestimmte Orchester bezahlt werden, deshalb haben wir schon lange kein holländisches Orchester mehr gehabt. Da stehen Summen im Raum, die fünfstellig sind.“
Was sicher auch eine Rolle spiele, so Reuters, sei der hohe Altersdurchschnitt des Publikums. „Und die sind irgendwann einfach nicht mehr da. Da machen wir lieber jetzt einen Schnitt“, so Reuters.
Umso glücklicher waren nicht nur er und seine Mitstreiter, sondern auch der Abteilungsleiter Polizei des Kreises, Günter Lange, dass man das Hamburger Polizeiorchester unter der Leitung von Kristine H. Kresge für das Abschlusskonzert hatte gewinnen können. „Das Orchester steht bereits unter Strom, und da das Orchester nicht das erste Mal hier ist, werden Sie sicher gleich auch unter Strom stehen“, versprach Lange bei seiner Begrüßung dem Publikum, den Ehrengästen und Sponsoren. Später ließ er es sich nicht nehmen, zum Dank stellvertretend für das zum Teil schon jahrzehntelang für das Projekt arbeitende Team Moderator Bernd van Lier, Herbert Reuters, Paul Wackers und Erich van Lier ein Präsent zu überreichen.
Mit dem passenden Auftaktstück „Musik liegt in der Luft“ brachte das Hamburger Orchester direkt Groove in den Saal. „Moin, moin“, lautete das knackige Hallo zum Jahresauftakt von Dirigentin Kresge, die es als „große Ehre“ ansah, mit ihren Musikern das Abschlusskonzert der Kreispolizei spielen zu dürfen. Das Ensemble bot bei seinem Auftritt dafür auch die ganze Bandbreite an Klang an, die so ein Orchester nur anbieten kann.
Tolles Programm
Edward Elgars „Salut d ´amour“ entwickelte sich zu einem wunderbar-sehnsuchtsvollen Stück Musik. „Harlem Nocturne“ entführte die Zuhörer in die Atmosphäre amerikanischer Jazzclubs – und bot mit Björn Berger (Altsaxofon), und dem Klarinettisten Christian Wohlers zwei starke Solisten. Der Posaunist Rainer Sell stand bei „When you´re smiling“ seinen Kollegen in nichts nach. Und John Berlin zeigte bei der Filmmusik „Zirkus Renz“ aus dem Jahr 1943 am Xylofon, wie schnell man das Instrument spielen kann.
Groß und großartig geriet die Orchesterversion des Filmklassikers „Out of Africa“, eine tolle Zusammenstellung der Ennio Morricone-Klassiker von „Spiel mir das Lied vom Tod“ bis „Zwei glorreiche Halunken“ überzeugte durch das besondere Arrangement. Und mit feinstem Swing („Life goes to a party“ von Harry James und Benny Goodman) und tollen Musikern (neben Wohlers und Sell überzeugte Trompeter Nicolas Boysen) ging es in die Pause.
Auch danach ging es abwechslungsreich weiter – ob nun mit dem schmachtenden „Tara´s Theme“ aus dem Filmklassiker „Vom Winde verweht“ oder der moderneren „Crime time“ von Klaus Doldinger und Les Humphries. Elegant-tänzerisch geriet Leroy Andersons „Belle of the Ball“, schmissig und zum Mitsingen animierend der Musikklassiker „Ein Freund, ein guter Freund.“ Und mit einem spannenden „Winnetou-Soundtrack“ rundeten die Musiker den großartigen Klangeindruck des Abends nochmal ab.