Ein würdiger Träger der Festkette

Mit dem traditionellen ganz frühen Wecken durch den Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr und der morgendlichen Begrüßung des Festkettenträgers durch seine Wache begann der Höhepunkt der Kevelaerer Kirmes, der Kirmessamstag.

Später versammelten sich die Vorstände aller Vereine und Fahnen-Abordnungen auf dem Kapellenplatz, wo sich „Tütten Thei“ Theo Janssen vom VFR Kevelaer an seinen Morgen als Festkettenträger 20 Jahre zuvor erinnerte. „Ich war so nervös, ich konnte das alles nicht so registrieren. Man nimmt so viele Gesichter wahr, da bist du so da drin.“

Fast entspannt wirkte da – nach außen hin – der angehende Würdenträger des Jahres 2018, Heinrich „Heinz“ van Bühren. „Die Anspannung steigt und wird bestimmt mehr werden“, gab er vor dem Abmarsch einen kleinen Einblick in seine Gemütsverfassung.

Anschließend zogen alle Vereine zum Alten Rathaus, um dort die Festkettenübergabe durch den Bürgermeister der Stadt Kevelaer, Dominik Pichler, mitzuerleben.
„111 Jahre sind ein guter Zeitpunkt, um festgebender Verein zu sein“, bettete Pichler das Ereignis in die Geschichte der Petrusgilde mit ein. „So wie ich ihn in den vergangenen Wochen und Monaten kennengelernt habe, ist es ein würdiger Festkettenträger“, sagte der Bürgermeister und erntete für diese Bemerkung Gelächter. „Ich sage schon, wenn mal einer dabei ist, der nicht würdig ist“, schob er humorvoll nach.

Danach überreichte er van Bühren die Festkette, die seine und van Gisterens Enkel auf dem Kissen aus dem Rathaus heraus nach vorne getragen hatten.

Auf der neuen Plakette der Petrusgilde sind das Petrus-Kapellchen, zwei Flügel, ein gebrochenes A und eine „111“ zu sehen. Die „111“ steht für den 111. Geburtstag der St.-Petrus-Schützen, die Flügel für den Job des Präsidenten als Provinzial-Geschäftsstellenleiter in Wemb. Und das gebrochene A repräsentiert als Zeichen für die Arbeitsvermittlung den Beruf seines Adjutanten Werner van Gisteren.

Schon der Vater hatte die Kette getragen

„Was für ein Moment“, war dessen erster Satz in seiner Rede. „Jetzt mit der Kette spielen die Gefühle doch etwas verrückt. Und meine Knie – wie gut, dass hier ein weicher Teppich liegt.“
„Fünf Uhr aufstehen, das ist gar nicht meine Zeit“, gestand der frisch Ausgezeichnete und dankte dem Spielmannszug für dessen Hilfe dabei. „Für mich gibt es zwei Dinge, die mich bewegen: Eine große Achtung und Respekt vor dieser Kette, denn ich weiß, wer sie schon alle getragen hat. Unter anderem sei dies sein Vater Willi van Büren 1977 gewesen. „Ich bin froh, dass es geklappt hat, dass ich seine Plakette tragen darf.“

Dazu kämen noch „Stolz und Freude, dass ich die Kette übertragen bekommen habe – für euch, die Peterei, die geselligen Vereine und die Stadt Kevelaer“, wandte er sich an Pichler, dessen Hoffnung sicherlich sei, „dass ich sie am Montag wohlbehalten zurückbringe.“ Er versprach, sein Bestes zu geben. „Ansonsten wird die Festkette doch wohl gut versichert sein, oder?“, erntete er großes Gelächter.

In dieser bedeutenden Stunde vergaß er nicht das Schicksal des Vorstandsmitglieds der Geselligen Vereine Georg Bors. „Sieh zu, dass Du wieder fit wirst. Wir brauchen Dich.“ Er dankte seinem Adjutanten Werner van Gisteren, mit dem er seit 50 Jahren befreundet ist, den Ehefrauen und seinen und van Gisterens Enkeln, die stolz die Festkette zum Bürgermeister tragen durften.

Im Anschluss ging es in den Gottesdienst in der Basilika, wo Gregor Kauling von Gott sprach, „der uns die Freude gönnt“ und das Leben liebe. „Es tut uns gut, Gemeinschaft zu erleben und Freude zu schöpfen.“ Danach gingen alle Vereine mit dem Festkettenträger zum Gnadenbild, die Fahnenschwenker erwiesen den auf den Stufen der Basilika stehenden Honoratioren die Ehre.

Dann zog sich ein langer Lindwurm der Vereine – geschuldet der Baustellensituation auf der Hauptstraße – von der Busmannstraße aus vorbei an den Stufen und durch die City. Der Festkettenträger und sein Adjutant winkten von der Pferdekutsche aus den Menschen zu, die ihnen begeistert zujubelten.

Im Festzelt gratulierte der Vorsitzende der Geselligen Vereine, Peter Tenhaef, der evangelischen Pastorin Karin Dembek mit einem Blumenstrauß, wurde der nach Kevelaer gezogene langjährige Wallfahrtsrektor Richard Schulte-Staade mit Ovationen gefeiert, wurden Reden gehalten.

Und was wäre die diesjährige Kirmes, wenn nicht Heinrich van Bühren am Mikrofon spontan das Lied dieser Tage, „Wir feiern hier, wir feiern dort“, angestimmt hätte – die Melodie, die Basilikaorganist Elmar Lehnen spitzbübischerweise im Begrüßungsvorspiel des Gottesdienstes mit eingebaut hatte.