Ein Unfall ließ den Entschluss reifen

Als sich Johannes Kronenberg lang ausgestreckt auf den Boden im Altarraum des St.-Paulus-Doms in Münster legte, hatte er das Ziel einer fast fünfjährigen Vorbereitung fast erreicht. Das Hinlegen ist ein Symbol dafür, dass sich Kronenberg ganz in die Hand Gotte begibt. Anschließend wurde er von Bischof Dr. Felix Genn zum Diakon geweiht.

Kronenberg ist 52 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitet im Niederrheinischen Museum in Kevelaer sowie für die Pfarrei in Asperden. Auch nach der Weihe, denn Kronenberg wird „Diakon mit Zivilberuf“ und stellt sich damit ehrenamtlich in den Dienst der Kirche. Zu seinen Aufgaben wird es insbesondere gehören, in Winnekendonk, Wetten und Kervenheim Familien vor der Taufe ihrer Kinder zu begleiten, soweit es möglich ist, Kranke zu besuchen und als Ansprechpartner insbesondere für neu Zugezogene zur Verfügung zu stehen.

Der Winnekendonker kennt das Gefühl, neu in einen Ort zu kommen. Zwar wurde er in der Kevelaerer Ortschaft geboren, zog aber für das Studium erst nach Bonn und später nach Kiel. Als er viele Jahre später als Diplom-Geograph wieder zurück in sein Heimatdorf kehrte, war zwar vieles noch bekannt, aber auch einiges neu für ihn.

Wie schon vorher in seinem Leben machte er die Erfahrung, über die katholische Gemeinde Kontakte knüpfen zu können. „Dadurch habe ich während meines Studiums, aber auch in meiner Heimat immer wieder Menschen kennengelernt, mit denen ich eine gemeinsame Basis hatte“, berichtet er.

Dass er sich nun zum Diakon weihen ließ, war das Ergebnis eines langen Weges. „Ich bin in einem katholischen Umfeld aufgewachsen, war Messdiener und habe mich auch während meines Studiums kirchlich engagiert. Aber natürlich gab es auch Phasen, in denen ich den Glauben und die Kirche mehr hinterfragt habe“, erklärt er. Dann kam es zu einem einschneidenden Erlebnis. Bei einem Autounfall wurde Kronenberg schwer verletzt, von einem Moment auf den anderen war er vom Hals an gelähmt. Er hatte Glück im Unglück:

Mit der Zeit und viel Training kam die Bewegungsfähigkeit zum größten Teil zurück. „Rückblickend kann ich sagen, dass damals mein Kopf so voller Fragen und Gedanken war, dass ich nicht bewusst Gott um ein Wunder gebeten habe. Aber durch die ganze Zeit hat mich eine Hoffnung getragen“, sagt Kronenberg.

Als irgendwann der Entschluss gereift war, Diakon zu werden, besprach sich Kronenberg zunächst nur mit seiner Frau, die ihn in der Entscheidung unterstützte. „Sonst habe ich das niemandem erzählt, ich wollte die Ausbildung ohne Druck absolvieren“, berichtet er. Das hat er nun geschafft. Und auch, wenn die Weihe am Sonntag nur im kleinen Kreis gefeiert werden konnte, freut er sich: „Die große Feier holen wir nach, wenn es wieder geht“, sagt er und lächelt.