Ein Überzeugungstäter
Kevelaer. Mit Fußball hat schon Helmut Venhovens Vater zu tun gehabt. „Der hat selbst in Pont gespielt, soll auch bei einer Auswahl gewesen sein, das haben mir einige bestätigt“, erzählt der 53-jährige Postbote beim Gang zur Umkleidekabine hinter Scholten an der Twistedener Straße.
Inspiriert vom Beispiel des Vaters, kickte der junge Helmut selbst. „Früher haben wir viel auf der Straße und auf dem Bolzplatz gespielt, da gab´s dann noch den Sportplatz vom Verein, wo man draufgehen konnte“, schwärmt der geschiedene Mann, dessen zwei Töchter in Winnekendonk und Twisteden Fussball spielen. Sein Sohn wurde Schwimmer.
„Das waren bei uns früher immer so zwanzig Kinder von sechs bis zwölf Jahren, da haben wir Mannschaften gebildet. Das war aber dann nicht so optimal, wenn wir übers Kicken dann die Linien blass gemacht haben.“ Aber es ging richtig zur Sache – mit Straßenschuhen und später zerrissenen Hosen. Erst war er letzter Mann oder Libero, später wechselte er ins zentrale Mittelfeld. „Ich war eher der Techniker, wo es darum ging, das Spiel zu gestalten.“
Später ging der Junge in Geldern in die E-Jugend. Als er mit den Eltern mit elf Jahren nach Kevelaer zog, stieg er sofort in die D-Jugend des Kevelaerer SV ein. Das parallele Hobby Schwimmen fiel weg, obwohl er auch dort gut war, „weil es hier kein Hallenbad gab“ und Pendeln auf Dauer nicht funktionierte. „Aber im neuen Verein und der Schule lernte ich neue Freunde kennen.“
Bis zur A-Jugend des KSV spielte Venhoven durch. „Mit der B-Jugend haben wir mal in der Niederrheinliga gespielt. Das war schon eine Erfahrung, gegen Teams wie Hamborn 07 und die aus dem Ruhrgebiet anzutreten.“ Bis auf zweistellige Niederlagen „ging da aber leider nix.“
Selbst spielt er dann in der Bezirksklasse und der Kreisliga A bis C. „Dann kam die Bundeswehr und die Gewichtszunahme, da war es dann schwieriger.“ Die Jahre auf dem Platz mit den Kameraden in der dritten Seniorenmannschaft will er aber nicht missen, meint er beim Betreten des Rasenplatzes.
Mit 38 Jahren wird er schon Spielertrainer der Mannschaft, später ihr Trainer. „Der Jupp Vos und ich hatten die Dritte miteinander aufgebaut, und als er aufhörte, hab ich ganz übernommen.“ Die schönste eigene Erfahrung bei den Senioren gab es mit dem Aufstieg der dritten Mannschaft in die Kreisliga B . „Die war eigentlich nicht dafür vorgesehen, aber da war mannschaftliche Geschlossenheit und es gab die erforderlichen Punkte.“
Bis Mitte 40 tritt er noch gegen den Ball, dann hört er für ein Dreivierteljahr auf, bis ihn KSV-Präsident Christian Schick anspricht, ob er nicht Lust hätte, die Mädels zu trainieren. Gefragt, getan. Was ihm bei der Vermittlung des Sports als ehrenamtlicher Trainer bis heute wichtig ist? „Das Geheimnis einer guten Mannschaft ist die Kameradschaft und dass die Einstellung stimmt.“
Bei der dritten Mannschaft sei das Gewinnen nicht das Muss, sondern der Spaß am Sport. „Natürlich auch gute Ergebnisse“, beeilt er sich zu versichern. Das Ganze werde aber dann noch interessanter, wenn man eine A-Jugend trainiere, so Venhoven. „Wo du weisst, das musst Du auch mit dem Potenzial gewinnen, das Spiel.“ „Seine“ A 2-Jugend hat er von der D-Jugend an bis heute auf ihrem Weg begleitet. Die Herausforderung für ihn als Coach der A 2 sei es, „eine Mannschaft zu formen, die auch außerhalb des Platzes was zusammen macht und eine Gemeinschaft bildet, wo man auch mal zusammen später miteinander was beredet, was besser ist als direkt nach dem Training Tschüss zu sagen.“
Man wachse mit den Jugendlichen mit, „sieht, was mit denen so passiert.“ Da sei man auch als Sozialarbeiter gefordert, wenn man im Einzelfall mal Jungs am Rande des Legalen auffordere, „die Kurve nochmal zu kriegen.“ Deswegen sei es gut, dass Stefan Reudenbach seit 2016 dabei ist und ihn in der Hinsicht unterstützt.
Was ihn bewegt, ist, dass immer weniger Eltern mit auf dem Platz sind bei den Kickern, immer die gleichen Leute die Fahrdienste machen. „Die setzen zunehmend die Kinder ab und holen sie ab.“ Da erinnert er sich an die Zeit gerne, wenn sein Vater „auf´m Platz“ mit anwesend war. „Da hat man viel mehr Motivation gehabt zu zeigen, was man konnte. Das war ein schönes Gefühl.“
Und es gebe zu wenig Ehrenamtliche, die sich für die Jungs da reinhängen. Das sei es aber wert: „Wenn ich sehe, dass die Dienstag und Donnerstag zum Trainig kommen und samstags zum Spiel – das ist besser, als wenn die sich irgendwo unter der Woche mit ´ner Kiste Bier hinstellen.“ Denn das schafften Sport und Mannschaftsgefüge auch, sagt der Jugendtrainer: „Das soziale Verhalten wird geschärft – und man meldet sich ab, wenn man nicht kann.“
Für ihn bedeutet der „Job“ als Freizeitcoach, erstmal „noch eine Aufgabe für mich“ zu haben, sagt Venhoven. Und er kann besser vom Beruf abschalten. „Das ist so stressig, da kann ich mich beim Training auch mal lauter austoben“, schmunzelt er.
„Ich bin aber besonnener geworden und relativ ruhig – wenn ich mal richtig laut werde, wissen die Jungs, da wird´s schon eng“, schiebt er hinterher. „Ich bin ein Typ, der sich nicht verbiegen lässt und sagt, was er denkt, der aber nicht denkt, er wäre fehlerfrei.“
Weswegen er auch mal die Aufstellung mit dem Team durchspricht. „Die müssen das ja auch umsetzen und sagen, das können wir oder können wir nicht. Ich bin da eher ein dialogorientierter Trainer.“ Und je nachdem, wer gerade zur Verfügung steht, könne man sehen, „ob wir da auch läuferisch genug für sind.“
Gut – und wichtig – findet er, dass der KSV versucht, mit eigenen Talenten nach vorne zu kommen. Dass das klappt, sehe man an Spielern wie Niklas Zaß, den jetzt Rot-Weiß Essen für ihr B-Junioren-Niederrheinligateam abgeworben hat. „Das ist ein gutes Zeugnis für unsere Nachwuchsarbeit.“
Wie lange er das selbst noch machen will als Trainer, da schaut er „von Jahr zu Jahr. Meine Freundin sagt: ‚Du willst jedes Jahr aufhören und machst dann doch weiter.‘ Seine A-Jungs sind bald bei den Senioren. Das „spannende Projekt“ mit der Spielergemeinschaft mit der A2 in Twisteden, wo beide nicht genug Spieler zusammenbekamen, das reizt ihn noch, um das langfristig auf die Beine zu bringen.
Und er hängt einfach zu sehr am Fußball. „Man fühlt sich durch so einen Preis bestätigt, dass man das im Sinne des KSV gut gemacht hat“, sagt er zum Ehrenamtspreis 2016, den er für seine Arbeit bekommen hat. KSV-Kassenwart Heinz Litjens, der mal am Platz bei den Bauarbeiten zum Kunstrasenplatz vorbeischaute, konnte über Venhoven nur Lobendes sagen: „Ein toller Kerl – wir bräuchten hundert Leute wie den Helmut.“