Ein Tag mit Beten, Brot und Potica

Der Weltgebetstag wird jeden Jahr von Frauen, die sich als Teil einer ökumenischen Basisbewegung verstehen, in einem anderen Land vorbereitet. In diesem Jahr stand Slowenien, eines den jüngsten und kleinsten Ländern der Europäischen Union, mit knapp zwei Millionen Einwohnern, im Blickpunkt.
Weltweit wird am ersten Freitag im März auf Basis der Vorbereitungen der Frauen aus dem Schwerpunktland ein Wortgottesdienst abgehalten und so über 24 Stunden gebetet. Auch in Kevelaer trafen sich rund 90 Frauen in der Jesus Christus Kirche, um sich an diesem weltübergreifenden Gebet zu beteiligen.
Zehn Frauen der Evangelischen Kirchengemeinde, der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde, von St. Marien und St. Antonius Kervenheim/Kevelaer hatten den Gottesdienst vorbereitet. Sie gestalteten diesen unter der Leitung von Christiane Langenbrinck (Presbyterin der Ev. Kirchengemeinde Kevelaer). Unterstützt wurden sie dabei von Godehard Pöllen, der am Klavier die Lieder begleitete.
Zu Beginn trug das Vorbereitungsteam mehrere Gaben zu einem Tisch, der mit der Nationalfahne von Slowenien bedeckt war. Brot als Zeichen der Gastfreundschaft, Potica (traditioneller Kuchen), die zu keinem Fest fehlen darf, die slowenische Bibel von Primos Truber (ein Theologe, der sie übersetzte und die Kirche von innen reformieren wollte), Salz als das Gold des Landes, Gewürze als Zeichen für die üppige Natur Sloweniens mit der Ljubliana (der „Grünen Hauptstadt Europas 2016“), Honig der dort eine lange Tradition hat und rote Nelken, die als Zeichen des Sozialismus gelten und die bis heute jede Frau am 8. März, dem Weltfrauentag überreicht bekommt.
Danach wurden einzelne Frauen-Schicksale vorgetragen. Diese zeigten die Probleme auf, die für die weiblichen Einwohner des Landes auch noch heute bestehen. Kommunistische Strukturen nach dem 2. Weltkrieg prägen trotz Demokratie noch heute das Land. Gläubige Menschen galten als Bürger zweiter Klasse und dieser „Makel“ ist bis jetzt nicht verschwunden. Romni (oder Zigeunerinnen, wie sie sich teilweise selber mit Stolz bezeichnen) erleben Ausgrenzung. Viele Sloweninnen kennen aus eigener Erfahrung, was es heißt, als Flüchtling oder Gastarbeiter zu leben. Oft haben sie als Frauen nur wenig Chancen auf einen guten Aufstieg im Beruf. Viele Männer und besonders viele Jugendliche sind wegen Arbeitslosigkeit und geringer Zukunftsperspektiven Alkoholiker.
Für alle diese Frauen und die sie belastenden Situationen wurde gebetet. Dabei war ein wichtiger Bestandteil, dass alle Menschen ihr Herz für die Belange von Notleidenden und Hilflosen öffnen, was auch in dem Lied „Odprimo sirzé – Wir öffnen unser Herz“ zum Ausdruck kam.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde noch in den Gemeindesaal eingeladen, wo bei Kaffee, Kuchen und Potica noch eine gemütliche und kommunikative Zeit verbracht wurde.