Ein Sommerkonzert der anderen Art

Vor dem Eingang zur Museumspassage stand ein Tisch mit einer Liste und Desinfektionsmittel – und in einer Abstands-Reihe die Eltern und Angehörigen der Kinder, die sich dieses Konzert unter besonderen Corona-Bedingungen nicht entgehen lassen wollten und sich nach und nach eintrugen. „Das ist Konzertkleidung – extra schwarz“ , verwies Maren Brezinka lachend auf ihre Maske. „Die Großen letzte Woche hatten alle sowas an“, verwies sie auf das Konzert mit dem Jugendstreichorchester, wo es den 11- bis 18-Jährigen genauso ging wie den an diesem Tag spielenden Fünf- bis Vierzehnjährigen. „Sie freuen sich, zusammen spielen zu können. Musik ist sonst nur die Hälfte wert.“ Man habe in der Coronazeit den Unterricht online durchgeführt, aber „die meisten haben gemerkt, dass es sehr wichtig ist. Man kann nicht aufeinander eingehen und das ist doch das Soziale an der Musik.“

In einem war sie sich mit ihrem Mann Thomas blitzschnell einig: „Dass wir diesen Raum hier entdeckt haben, das ist eine gute Sache, weil man hier super konzertieren kann“, meinte ihr Mann. „Es ist erst etwas ungewohnt und auch hallig, aber wenn ein paar Leute da sind, ist es geschlossener. Ein toller zusätzlicher Konzertsaal“ oder wie es seine Frau ausdrückte: „Der neue Wintergarten des Museums.“ Der soll in Zukunft häufiger bespielt werden. 

In dem Raum hatten die beiden Ensembles im Vorfeld des Konzerts schon mal – natürlich „auf Abstand“ – geprobt. Die „capella piccola“ durfte mit Joseph Haydns „Menuett G-Dur“ sogar erst virtuell „ihr“ Corona-Stück üben, bevor sie es im Zusammenspiel darbieten konnten. Den Anfang machten aber die sechs Mitglieder der „Streichmäuse“ – Emily Wolf, Emma Kocken, Ida Berndsen und Benjamin Albers an der Violine sowie Johannes de Boer an der Bratsche und Alina Mayzaud – die mit Masken den „Saal“ betraten.

Kollektiver Klangstand

Sie durften einen abwechslungsreichen Reigen schöner, pfiffiger, unterhaltsamer Melodien zum Besten geben, die ihrem kollektiven Klangstand entsprachen – natürlich mit dem Blackwell-Klassiker „Happy go lucky“ zu Beginn und am Ende. Daneben gab es so spannungsgeladene Stücke wie „Tip Top-Boo“ das klangschöne „Arielles Wunderreise“; das tänzerische „Patrick‘s reel“ oder den „Toodle Pip“, bei dem Thomas Brezinka am Klavier eine gute Stütze war.

Danach durften die 13 etwas größeren Kids ran, um den im Raum verteilten Gästen zunächst die „keltische Suite“ vorzutragen – fröhlich, schwungvoll, melodiös-elegant. Bei Vivaldis Violinkonzert G-Dur durften mit Anna de Boer, Neele Mayzaud und Julia Behrend gleich drei Solistinnen hintereinander ran – und sie machten ihre Sache gut. Franz Schuberts „Menuett und Trio“ geriet sehr geschlossen, transportierte diesen Hauch romantischen Charmes recht ansprechend. Glucks Ballettmusik aus „Don Juan“ war ein kleines Zupf-Klanghäppchen für zwischendurch, ehe das Ensemble den „Linstead Market“ von Joanne Martin lebensbejahend und bewegt zum Besten gaben. Und Haydns Menuett G-Dur war ein kompakter, würdiger Abschluss einer schönen Musikstunde.

Das Publikum hatte jedenfalls genausoviel Freude an der Musik wie die Musikanten an der Tatsache, wieder zusammen zu musizieren. „Es war ein bisschen schwer, die anderen zu hören. Ich habe nur die gehört, die neben mir saß“, sagte die 13-jährige Julia Behrend, die die Coronazeit mit viel Üben zu Hause überbrückt hatte. „Wenn man einmal angefangen hat, dann geht´s“, meinte sie zu ihrem ersten Solospiel.