Ein Raum mit einer langen Geschichte

Die Winnekendonker Feuerwehr renoviert zurzeit ihren alten Schulungsraum im Obergeschoss. In dem hell erleuchteten Raum versuchen drei Männer des Löschzugs, das Gerüst gemeinsam aufzubauen, um die Kabel für die Leuchten vernünftig vorzubereiten.

„Ist etwas zu hoch“, sagt Michael Muley, Kassierer des Löschzugs. Gemeinsam setzen sie das Brett etwas tiefer, damit man sich bei seiner Arbeit nicht den Kopf stößt. Im Nebenraum, der Küche, zeigt der stellvertretende Löschzügführer Heinz-Josef Tepest, welches Bodenmaterial in den Schulungsraum kommen soll: „Das ist Vinylboden, der ist viel strapazierfähiger.“ Rund 85 Quadratmeter gilt es, zu verlegen.

1985 sei der Raum zuletzt mit der alten Holzvertäfelung renoviert worden. „Das war ein Komplettumbau mit Halle, Auskoffern und allem“, erinnert sich Tepest. „Der Schulungsraum unten ging ja weg. Da konnte man dann die Fahrzeuge hintereinander stellen.“

Über die aktuelle Sanierung habe man schon vor rund drei Jahren gesprochen. „Ursprünglich waren drei Bauphasen vorgesehen“, erklärt der Vorsitzende des Löschzuges Carsten Mülders. „Erst die hintere Wand, dann die Decke und schließlich den Fußboden.“ Das Ganze sollte nach und nach passieren. Deshalb sei nur ein Teilansatz von 700 Euro im Haushalt für 2017 berücksichtigt worden. Ende des Jahres stand dann für die Verkleidung der Decke und der Wand Rigips zur Verfügung, man zog die vorgesehenen 2.500 Euro für 2018 vor, um „dann loszulegen.“

Einige der älteren Kameraden fragten sich angesichts der Aktivitäten: „Wie könnt Ihr nur?“. Verständlich, sagt Tepest, da habe ja auch viel Herzblut und Manpower drin gesteckt. Aber „der Zahn der Zeit“ gehe auch an dem Gebäude und dem Raum nicht vorbei, ergänzt Carsten Mülders. Zumal der Raum auch nicht mehr die aktuellen Anforderungen von heute erfüllet. Die Umstellung auf Flipchart, Beamer und moderne Medien sei dringend erforderlich.

Bei den Ausbildungslehrgängen würden Azubis heute interaktiv mit einbezogen. „Wir fordern unsere Mitglieder ganz anders als früher“, versichert der Vorsitzende. Die Technik eines solchen Raumes müsse dem auch Rechnung tragen. Entsprechend sind auch die Leitungen, eventuell auch mal für einen großen Bildschirm, und alle Schalter jetzt an einer Wand. Der Raum im Obergeschoss war aber nicht nur ein profaner Schulungsraum. Er blickt auch auf eine lebendige, vielfältige Geschichte zurück.

„Das Feuerwehrgerätehaus wurde 1955 begründet. Da gab es oben auch ein Jugendtreff für Vereine wie die KLJB. Es gab dort Filmvorführungen des Kreises Geldern, das Bildungswerk war da aktiv“, erzählt Guido Koenen, der sich mit der Historie ein bisschen beschäftigt hat.
„Und wenn wir Übungsabend hatten, haben die Turnfrauen oben geübt“, erinnert sich Tepest. Auch die Overberg-Grundschüler wurden dort untergebracht. Die evangelische Kirchengemeinde hielt in dem Raum ihre Gottesdienste ab, „weil es damals für die noch keinen Raum gab“, sagt Koenen. Heute würde man Multifunktionsraum dazu sagen.

Dieser Raum bekommt nun ein neues Gesicht: Die alte Wand und die Decke wurden herausgerissen, helles Weiß dominiert jetzt den Raum. Der Boden wird noch verlegt, sobald alles fertig ist. Der Elektriker schließt noch die Steckdosen an. Dazu soll es noch an den Wänden einen abgesetzten Sockel geben.

„Wir machen alles in Eigenleistung. Da waren bis jetzt um die 15 Leute dran beteiligt“, ist Mülders aber auch froh über die Unterstützung des Fördervereins und der Stadt.
Wenn alles nach Plan läuft, hoffen die Aktiven, könne man vielleicht schon im März wieder mit den Schulungen beginnen. Was sich die Feuerwehrleute natürlich wünschten, wäre, „wenn wir uns irgendwann auch mal neues Mobiliar anschaffen könnten“, formuliert es Tepest ganz zurückhaltend. „Denn die Tische lassen sich teilweise nicht mehr einfahren. Und es ist schon mal an einem Stuhl die Lehne abgebrochen“, unterstützt Carsten Mülders seinen Stellvertreter in diesem Anliegen.

Aber angesichts des hohen Budgets für Fahrzeuge in den nächsten zwei Jahren sehen auch die Ehrenamtler, dass man da eine Neubestuhlung für 10.000 Euro gegenüber der Politik nicht so ohne Weiteres vertreten kann.

Zunächst einmal geht es um das Naheliegende. „Einen Raum zu schaffen für das Lernen und zur Kameradschafspflege“, unterstreicht der Vorsitzende. „Wir haben oben schöne Momente verbracht. Und wir werden das auch auch weiterhin tun.“