Das KB besuchte Frank Leukers einen Tag vor seiner Proklamation

Ein Prinz für alle

Ein entspannter Frank Leukers am Tag vor der Proklamation – immerhin am 11. im 11. Foto: nick

Et is, wie et is.
Selbst wenn man, wie man umgangssprachlich so sagt, für gewöhnlich ,unter Strom steht‘, gibt es Momente, da wird man ruhig. Gaaanz ruhig. Für Frank Leukers ist ausgerechnet der Nachmittag des 11. im 11. anno 2021 so ein Moment. Wir besuchen den Kevelaerer in seinem Haus im Norden der Wallfahrtsstadt. Ein Kaffee, ab und an ein Zigarettchen, im Hintergrund läuft leise der Fernseher. Kölle, Karneval, klar. Da wäre er jetzt vermutlich, wie so häufig in den vergangenen Jahren am 11.11. Doch darauf verzichtet er in diesem Jahr. Am Esstisch des künftigen Karnevalsprinzen von Kevelaer deutet außer seiner ungewöhnlichen Anwesenheit am närrischen Datum nichts darauf hin, dass er in kaum mehr als 24 Stunden den Karnevals-Olymp der Wallfahrtsstadt erklimmen wird. Außer vielleicht die Kaffeetasse vor ihm, die eine bunte Karrikatur des Kölner Doms zeigt. Frank Leukers grinst entspannt und hebt die Tasse.

Et kütt, wie et kütt.
Er weiß: Seine „Dampflok für den Karneval“ ist angeheizt, die Schienen gelegt. Auf Frau, Familie und Freunde kann er sich verlassen. Dass es Kritik geben wird und Neider, ist ihm bewusst. „Neid und Missgunst muss man sich erarbeiten“, lächelt er die Bedenken weg. Davon lässt er sich die Vorfreude und die gute Laune nicht vermiesen – und denkt lieber an die vielen Aktiven, die ihn unterstützen und genausoviel Spaß am traditionellen Karneval haben wollen wie er selbst.

„Traditionell“, das Wort fällt im Gespräch häufiger. Doch was ist die Tradition in Zeiten der Pandemie wert? Er habe schon ein bisschen mit dieser „Herz-Hirn-Schranke“ zu kämpfen, sagt ein nachdenklicher Karnevalist Frank Leukers. Das Hirn rufe „Vorsicht!“, doch das Herz sage: „Es muss doch irgendwann mal weitergehen!“ Lange hat er sich auf die Session vorbereitet, die ja nicht nur „seine“ sein soll, die er mit anderen teilen möchte. Und sogar verschoben hat er seine Regentschaft. Mit 2-G-Regeln und Zugangskontrollen im Bühnenhaus habe der VFR als Veranstalter jetzt aber alles Menschenmögliche für eine sichere Proklamation getan und werde es auch für eine sichere Session tun.

Gibt es einen Plan B? Will er noch nicht dran denken, aber ja, den gebe es: Wenn es wirklich Absagen geben müsse, dann würde er auch für eine weitere Session als Prinz Karneval weitermachen. Aber daran will er jetzt lieber noch nicht denken.

Der 56-Jährige denkt lieber daran, wie das alles so passiert ist: Von den Anfängen – „ich war bis 2006 in Kevelaer mehr so der Kneipen-Karnevalist“ – über sein Engagement in Goch, das über seine Arbeit bei der Feuerwehr zustande kam – „da habe ich dann irgendwann mal dem Prinzen Ingo I. gegenübergesessen und die Chemie stimmte einfach“ – bis zur Mitgliedschaft im Karnevals-Club Prinzenhof (KCP) mit dem unvergessenen, leider viel zu früh verstorbenen Motor und Präsidenten Mario Hoppe. Der war 2005 im Kevelaerer Dreigestirn dabei und irgendwann durfte Frank Leukers mal zum Spaß die Ex-Prinzenkappe vom Zeis (Büren) aufsetzen – und hat sich dabei wohl irgenwie infiziert mit dem Prinzenvirus.

Schon etwas aufgeregter: Fank Leukers in vollem Ornat vor der Einfahrt ins Kevelaerer Bühnenhaus. Foto: nick

Et hätt noch immer jot jejange.
Von Anfang an sei es ihm wichtig gewesen, kein Prinz auf einem Sockel zu sein und das Konzept, das er sich für seine Regentschaft als Prinz von Kevelaer – „und den Ortschaften!“, betont er – zurechtgelegt hat, fußt auf vielen Gesprächen mit Freunden, die ebenfalls den Karneval auf ihre Fahnen geschrieben haben. Und die ihn nicht nur dabei unterstützen, sondern als Sponsoren oder tatkräftig ganz persönlich: 19 Gardisten zählt etwa seine Prinzengarde, 27 Gardefrauen machen mit und natürlich die VFR-Showgirls, die ihn in passenden Feuerwehrkostümen tänzerisch perfekt unterstützen. „Ich mache das ja als Privatperson, da steht kein Verein dahinter“, betont er, Und gerade deshalb sei die Zusammenarbeit mit den Kevelaerer Karnevalsvereinen so immens wichtig.

Am Ziel: Frank I. präsentiert sich bei der Prinzenproklamation dem närrischen Volk im Bühnenhaus. Foto: nick

Und natürlich der Rückhalt in der Familie: „Ohne meine Frau Sylvia hätte ich die Sache nicht durchgezogen“, sagt Frank Leukers. Wer ihn als Frank I. bei der Prinzenproklamation erlebt hat, der ahnt schon, wie viel ihm der traditionelle Karneval bedeutet. „Ich will den Karneval ja nicht revolutionieren, wie man mir auch schon vorgeworfen hat“, lächelt er nachdenklich. „Ich will das Beste im Karneval hervorholen: Respekt, Toleranz, Akzeptanz, Ehrlichkeit und Zusammenhalt.“