Ein pianistisches Feuerwerk
Die Rumänin Kira Frolu eröffnete mit einem Konzert die Reihe der acht internationalen Klavierkonzerte in der Clemenskapelle. Bei der Begrüßung der gut 40 Zuschauer sah man dem Mitorganisator der Konzertreihe, Christian Franken, die Vorfreude förmlich an:
„Wir freuen uns auf acht Klavierabende jeweils dienstag bis freitags“, unterstrich er die Bedeutung, die dem neunten internationalen Euregio Rhein-Waal Studentenfestival für Kevelaer zukommt. „Das Schöne ist, dass die Leute ganz ungezwungen herkommen und die Musik hier unmittelbar erfahrbar ist.“
Zum Auftakt der Festival-Reihe in Kevelaer durfte Franken die erst 19-jährige Rumänin Kira Frolu begrüßen. Die in Bukarest geborene Pianistin hat mit sieben Jahren das Klavierspiel begonnen und seitdem zahlreiche internationale Wettbewerbe in der Ukraine, Deutschland oder England gewonnen.
Pure Leichtigkeit an den Tasten
Bereits im vergangenen Jahr hatte sie an dem 14-tägigen „Kawai Heinrich-Neuhaus-Meisterkurs für Klavier“ auf der Wasserburg Rindern mit Festivalleiter Boguslaw Strobel und weiteren namhaften Lehrern teilgenommen. Von dort aus machen sich nun 36 Nachwuchspianisten aus aller Welt auf den Weg, um bis zum 3. August 124 Konzerte in der Region Euregio Rhein- Waal zu bestreiten.
„Das Lernen in Kleve ist sehr hilfreich, um die Musik besser zu verstehen“, erklärte die Pianistin. „Von den anderen Teilnehmern erfährt man eine Menge neuer Sprachen und Komponisten. Und die Zuhörer in den einzelnen Orten sind sehr gastfreundlich und geben mir als Künstlerin ein gutes Gefühl.“
Dieses Gefühl dürfte sie auch nach ihrem 70-minütigen Vortrag in Kevelaer gehabt haben. Vom Publikum wurde sie mit einem wahren Applaus-Regen bedacht und Franken sprach von einem „pianistischem Feuerwerk einer Vollblutpianistin“.
Das Lob war wohlbegründet, hatte Frolu zuvor mit Werken von Bach, Schumann oder Stravinski die Zuhörer in ihren Bann gezogen. Dabei faszinierte insbesondere die Leichtigkeit ihres Anschlags, der den Eindruck erweckte, als würde sie die Tasten kaum berühren. Hinzu kamen ihre großartige Technik und Fingerfertigkeit sowie der starke Ausdruck und das Gefühl im Spiel.
Diese Eigenschaften zeigten sich direkt bei Johann Sebastian Bachs „Präludium und Fuge f-Moll“ mit klarer Chromatik und ausgewogenem Tempo. Einen Ton voller romantischem Gefühl, mit Intensität und Ausdruck fand sie bei den „Fantasiestücken opus 12“ von Robert Schumanns „abends“.
Fast schwebend, dabei temporeich und leidenschaftlich-temperamentvoll glitt sie bei dem „Aufschwung“ über die Tasten. Im Raum „atmen“ ließ sie das „Warum?“ Die optimale Balance zur Melodie fand sie bei dem „Grillen“, die man in ihren „Sprüngen“ fast akustisch erahnen konnte.
Wellenartige Glissandi prägten das Stück „In der Nacht“, Eleganz die „Fabel“, virtuos-natürlich beim Stück „Traumes Wirren.“ Und „Am Ende vom Lied“ traf sie den strahlend-majestätisch, bedachtvollen Ton, der die Zyklus tatsächlich in Ruhe abschloss.
Furios die Oktaven forcierend, gelang es ihr, die Melodiezitate in der als „Carmen-Fantasie“ von Ferruccio Busoni fast „gesanglich“ darzubieten. Dissonant, klangreduziert und spannungsgeladen interpretierte sie Constantin Silvestris „Chants nostalgiques“.
Und die ganze technische Virtuosität, die Klangvielfalt und das Rhythmusgefühl der jungen Künstlerin kamen in Igor Stravinskis „Semaine grasse“ aus der „Petrushka“-Suite zum Tragen, wo sie mit unfassbarem Tempo für ein wirklich atemberaubendes Klangerlebnis sorgte.
Weitere Konzerte
Am Donnerstag, 25. Juli, spielt Naoko Aburaki Kompositionen von Beethoven, Scarlatti und Chopin.
Philippe Gang aus Deutschland setzt am Freitag, 26. Juli, die Konzertabende mit Beethoven, Brahms und Ravel fort.
Am Dienstag, 30. Juli interpretiert Minjae Back aus Südkorea Brahms, Liszt und Debussy.
Der aus Indonesien stammende Vinsenso Julius Pratama Husin spielt am Mittwoch, 31. Juli, Werke von Beethoven, Brahms und Liszt.
Yiwa Yang aus China folgt am Donnerstag, 1. August, mit Chopin, Liszt und Ravel.
Den Abschluss bildet am 2. August Shane van Neerden aus den USA mit Werken von Bach, Debussy, Ravel und Rachmaninow.
Alle Konzerte beginnen um 19 Uhr in der Clemenskapelle im Klostergarten an der Sonnenstraße.