Ein musikalischer Netzwerker

Musikalisch immer wieder offen sein und Menschen verbinden – das sind zwei Grundkonstanten im Leben von Wolfgang Czeranka, der am 9. März 1969 in Sögel geboren wurde. „Magnetschwebebahn, Meppen und 2. Bundesliga, 30 Kilometer Schutzgrenze zu den Ostfriesen“, nennt er ein paar Stichworte, die den Ort lokalisieren.
Der Großvater war Lehrer in Schlesien, der Vater Oberstufenkoordinator am Gymnasium. „Ich wusste schon früh, dass ich Lehrer werden würde, auch wenn der Weg zum Musiker da war.“
Seine Wegbegleiter von klein auf waren Mozarts Klaviersonaten und die Winterreise von Schubert, die der Vater spielet. Im Radio lief von morgens bis abends Radio Hilversum 3. Und noch heute kann Czeranka auf das Wissensreichtum seiner Mutter in Sachen klassischer Musik zurückgreifen. Mit sechs Jahren begann er eine klassische Klavier-Ausbildung, spielte sich im Familenensemble bis zu seinem zehnten Lebensjahr von Sopran- bis Bassflöte im Quartett durch die verschiedene Register.
Beim Onkel hörte er dann mit zwölf Jahren zum ersten Mal Pop. „Der hatte eine erstklassige Revox-Tonbandmaschine. Ich setzte die Kopfhörer auf – und dann lief „Help“ von den Beatles.“ Eine Initialzündung für den jungen Wolfgang und seinem Bruder – und der Auftakt zu einem vielfältigen Musikerdasein.
Die beiden gründeten ihre erste Band, den Klassikunterricht brach der junge Wolfgang dafür ab. Bis zum Studium spielte er sich ohne Lehrer durch die klassische Klavierliteratur. „Das ist ein Ding, was ich echt bedauere“, meint er heute.
Mit Sandro Giampietro, der schon als Junge Hendrix und Van Halen spielen konnte, vereinte er in der Band „Allegro“ klassische Musik mit Hardrock und tourte mit Eigenkompositionen durchs Emsland.
Daneben organisierte Czeranka in der katholischen Kirche einen Jugendtreff, rockte mit Jungs in der evangelischen Kirche. Und der Bruder des weltberühmten Jazzpianisten Keith Jarrett, Chris, spielte regelmäßig zu Weihnachten in der evangelischen Kirche.
Der junge Wolfgang probierte sich in Jazzclubs in Köln, spielte in Düsseldorf beim Kirchentag 1986 vor über 10.000 Menschen. „Wir haben auch vor von Weizsäckers gespielt und wurden in die Villa Hammerschmidt eingeladen. Ich habe alles einfach gemacht, weil es in mir war.“
Musik und Sport

Nach Abitur und 24 Monaten Zivildienst studierte Czeranka erst Geschichte und Geografie, machte dann seine Musik-Aufnahmeprüfung und konzentrierte sich am Ende seines Studiums in Dortmund und Bochum auf Musik und Sport auf Lehramt.
Anfang der 90er gründete er in das Jazzduo „Clavea“ mit der Essener Jazzsängerin Birgit Zacher, spielte über mehrere Jahre in einer Hohenlimburger Punkrockband und stieg als Gitarrist und Keyboarder in der Dinslakener Coverband „Meet the Beatles“ ein. Daneben war er langjährig in einem Essener Renaissance-Chor und einem Dortmunder Ensemble, das auf die Chorliteratur des 20. Jahrhunderts spezialisiert war, aktiv. Dabei knüpfte er weiter viele musikalische Kontakte. „Daher kenne ich auch die Dani“ – gemeint ist Daniela Rothenburg, die häufig bei der „Scala Jazz Band“ singt. In seinem anderen aktuellen Projekt „Scala Groove Band“ spielt der Krefelder Gitarrist Thomas Ratz mit. Mit ihm teilte er sich in Dortmund über Jahre gemeinsam eine WG.
Nach dem Referendariat in Duisburg reiste er mit seiner Frau um die Welt. 1999 erhielt er am Gymnasium Straelen eine Stelle als Musiklehrer, sie zogen dorthin. Ein Jahr später bauten beide eine Scheune in Weeze-Wemb zu Ihrem neuen Zuhause um. Sohn und Tochter kamen zur Welt.
Bei Fortbildungen im Bereich Jazz – unter anderem in der Jazzhausschule Köln und der Europäischen Jazzakademie – traf er auf Koryphäen wie Peter Herbolzheimer und Jiggs Whigham, gründete mit seinem Bruder ein Jazztrio und trat unter anderem auch in Kevelaer auf.
In der Zeit begründete er in Straelen die Big Band „Director’s Cut“, die seit fast 20 Jahren regional und überregional unterwegs ist. Mit ihr wird er in diesem Jahr zum dritten mal in Kooperation mit dem KvGGG zur „Maymusic“ im Kevelaerer Bühnenhaus zu hören sein. Außerdem organisiert er das Projekt „music connects“, eine euregionale Produktion mit einer Bigband von der Gaesdonck und aus Venlo. Nach dem Tod seiner Frau zog er sich aus der aktiven Szene zurück, komponierte bisher noch unveröffentlichte Musik. 2014 ging er dann auf die Weseler „Kulturnacht“, lernte dort Musiker kennen. Und er spielte wieder. Denn unter den neuen Bekannten fand sich auch der Bassist Hanns Hübner. So entstand die „Scala Jazz Band“, die seit 2014 regelmäßig im „Scala“ in Wesel auftritt.
Czeranka schloss sich der deutsch-niederländischen Band „Hands up“ aus Nijmegen an, spielt in der Lehrerbigband NRW – auch mit seinem alten WG-Mitbewohner Thomas Ratz, mit dem er in Kevelaer die neunköpfige Soulband „Scala-Groove“ begründet.
Bei Czeranka reifte dann die Idee, mit dem Kern der „Scala“-Band und ambitionierten Musikern das aktuelle Live-Projekt nach Kevelaer zu holen. Jutta Pesch-Braun vom „Goldenen Apfel“ war der Idee gegenüber aufgeschlossen. Er fragte aber im „Goldenen Löwen“ höflicherweise nach, ob das okay ist. „Da war zu dem Zeitpunkt auch Pause im „Löwen“ mit den Konzerten.“
Seit 2017 läuft jetzt die Reihe. „Da ist so eine richtige Netzbörse draus geworden“, sagt Czeranka. Neue Musiker treffen sich, tauschen sich aus, verabreden sich neu, und alte Freunde schneien rein. „Wir werden die 25 feiern“, signalisiert er, dass für ihn damit noch lange nicht Schluss ist.
Und im Mai wird er den Theaterchor mit einer extra von ihm zusammengestellten Band musikalisch unterstützen. Mit der Lebensphase im Moment ist der Vollblutmusiker zufrieden. „Für mich ist alles okay, wenn das Berufsleben gut läuft und das hier auch.“