Ein Mann des Ausgleichs

Wenn Horst Blumenkemper beschreiben soll, was ihn persönlich und politisch geprägt hat, muss er nicht lange überlegen. „Das hatte alles mit Gerechtigkeit zu tun“, sagt der SPD-Politiker, der am heutigen Mittwoch 75 Jahre alt wird. Blumenkemper wurde am 5. Februar 1945 in Sachsen-Anhalt in der kleinen Gemeinde Pömmelte geboren. Er hat noch eine fünf Jahre ältere Schwester. „Wir waren von Kevelaer evakuiert im Bereich der Elbe“, erzählt der Jubilar. Nach dem Krieg  kehrte die Familie nach Kevelaer an die Weezer Straße zurück. Sein Vater war bei der Bundesbahn im Weichenbau lange Jahre tätig, dann Soldat und nach dem Krieg war er Schrankenwärter, Polsterer und Dekorateur – und Sozialdemokrat. „Aber der hat sich weniger engagiert. Er war ja von Berufs wegen nicht viel zu Hause.“

Den jungen Horst interessierte Politik brennend. „Wir haben immer schon im Radio Bundestagssitzungen gehört.“ Aus Büchern bekam er später „die Rolle der SPD in der ‚Braunzeit‘ und welchen Attacken sie schon unter Hindenburg ausgesetzt war“ vermittelt. „Und mein Vater beschrieb mir auch das Soldatenleben unter der ‚braunen Brühe‘.“ 1951 kam Blumenkemper in die Hubertusgrundschule, danach auf das Pro-Gymnasium in der Bogenstraße. Nach der Schulzeit trat er 1965 – nach einem Jahr im Wartestand – in die Polizei ein, fuhr zur Ausbildung unter anderem nach Linnich und Bochum. Nebenbei machte er Musik in einer Beatband namens „Scorpions“. Im Dezember 1967 heiratete Blumenkemper seine Margarete. Um 1963/1964 trat er in die Kevelaerer SPD ein, knüpfte Kontakte zu Sozialdemokraten wie Hein Friesen und Helmut Esters, den er sich nicht scheut, „eine Art Ziehvater“ zu nennen.

Eine Art Neuanfang in Kevelaer

1968 kam Blumenkemper als Polizist nach Köln, fuhr da Funkstreife, wohnte dort auch neun Jahre. Politisch engagierte er sich für Themen wie Verkehr und für die Personen am Rande der Gesellschaft. Er machte seine Ausbildung zum Kommissar, wurde Einsatzleiter der Polizei im Müngersdorfer Stadion. Im Jahr 1977 kam er erst nach Moers, dann nach Geldern und nutzte die Chance, nach Kevelaer als stellvertretender Stationsleiter zu kommen. „Das war wie ein Neuanfang, ein zweites Erleben von Kevelaer. “

Den Brand der Antoniuskirche erlebte er hautnah als Beamter vor Ort mit. Als sachkundiger Bürger vertrat er die SPD im Planungsausschuss, kümmerte sich um bauliche Fragen, die Verkehrsstruktur und die OW1. Im Jahr 2014 übernahm Blumenkemper nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von Ralf Angenendt die SPD-Fraktion. „Das war nicht einfach“, meint der Jubiliar. „Aber wir haben das integrierte Handelskonzept positiv begleitet und erreicht, dass das Mehrzweckbecken gebaut werden konnte.“ Und der Gestaltungsprozess auf der Hüls komme allen zugute.

Ein Abschied mit Wehmut

Für ihn sei wichtig gewesen, große Entscheidungen die Stadt betreffend „auf große Füße“ zu stellen, auch zusammen mit anderen Fraktionen. „Der Bürger erwartet von uns, die Stadt nach vorne zu bringen, dass alle was davon haben. Das ist meine Art von Politik.“ Fairer Umgang und Glaubwürdigkeit spielten dabei die entscheidende Rolle. Bei der Kommunalwahl im September tritt Blumenkemper nicht mehr an. Den Abschied sieht er mit  Wehmut. „Aber mit 75 nach gut 50 Jahren kann man vielleicht auch mal sagen, es muss gut sein.“ Ein politischer Mensch werde er aber immer bleiben, sagt Blumenkemper.

Hobbys gibt es mit Tennis, Fahrradfahren, der alten  Fender Stratocaster aus Bandzeiten und Schalke 04 genug. Und wie er die Zukunft seiner Partei sieht? „Ich bin nicht optimistisch im Moment. Das liegt aber immer an den Charakteren, die in der Politik unterwegs sind – sowohl oben als auch unten.“