Ein kleiner Hauch von Weihnachten

Aus den Boxen schallten Ohrwürmer wie „Feliz navidad“, Farblichter flackerten an den Häuserwänden und viele Türen öffneten sich, um den ungewöhnlichen Besuch mit seinen Süßigkeiten und Mandarinen zu begrüßen. Nils Dahlmann, sein Bruder Timo und Vater Friedel hatten sich am Sonntagnachmittag auf den Weg gemacht, um den Menschen in Winnekendonk eine außergewöhnliche Freude zu bereiten.

„Die Idee kam von mir“, gestand Nils Dahlmann, bevor die Tour  mit einem weihnachtlich geschmückten Handkarren losging. „Die aktuelle Situation und die Einschränkungen machen jeden ein bisschen traurig, weil Weihnachten sonst was anderes ist – mit Freunden zusammenkommen, möglichst viele Leute treffen und ausgelassen sein“, meinte er. „Ob auf Weihnachtsmärkten oder privat – das geht alles nicht. Mich hat das persönlich sehr mitgenommen, wie Weihnachten in Coronazeiten untergeht. Und da saß ich letztens hier bei meinem Vater, hab ihm das erzählt. Und da Papa auch karnevalistisch aktiv ist, ein sozialer Mensch und handwerklich begabt ist, haben wir dann zusammen überlegt.“

Sein Vater Friedel hatte einen kleinen Karnevalswagen für den Zweck umgestaltet. „Der steht bei uns immer rum, da kam ein bisschen Grün dran, dazu die Musik und Lichter. Wir fahren einfach nur, um den Kindern was zu geben und den Leuten die frohe Botschaft zu bringen.“ Sohn Timo ging als Helfer mit. Die Süßigkeiten und die Mandarinen kamen von einem Spender, der nicht genannt werden wollte.

Willkommene Abwechslung

Zu dritt zogen sie mit dem Wagen, Maske, Weihnachtsmütze und guter Laune durch die Ortschaft, verteilten die Spenden an die Kinder, beleuchteten die Häuserwände. „Wir sind extra wegen des Wagens gucken gekommen – das ist ein Kollege vom Tennisverein“, freute sich ein Ehepaar über die willkommene Abwechslung für alle. „Das ist eine gute Idee. Und vor allem ist das was anderes als dieses ewige Corona.“

Dirk und Daniela aus Krefeld-Hüls hatten gerade ihren Vater besucht. „Super, wenn wir uns schon nicht überall treffen können“, waren sie sich einig. Die beiden hatten sich bewusst auf die Suche nach dem Weihnachtswagen gemacht. „Und ‚Last Christmas‘ geht immer – auch nach gefühlten 86 Jahren“, meinte der Krefelder lachend.

Einen Tropfen zur Stärkung gab‘s auch. Foto: AF

Am Heiligenweg 10 gab es „zur Belohnung“ von Ulrich Völlings ein kleines Gläschen. „Eine gute Idee, total gut gemacht. Und dafür ist die Familie Dahlmann bekannt, die lassen sich immer kreativ was einfallen“, befand der Vorsitzende des Winnekendonker Martinskomitees.

Und selbst war dem engagierten Trio die Rührung über das Erlebte des Nachmittags deutlich anzusehen. „Es war wunderbar. Die Kinder haben gestrahlt. Die Eltern, die waren begeistert. Da kamen einem selbst die Tränen“, meinte Friedel Dahlmann. „Dass das so emotional wird, hätte ich auch nicht gedacht. Ich hatte auch ein paar Tränchen in den Augen“, bestätigte sein Sohn Timo. Und auch Nils Dahlmann fand die Aktion sehr gelungen. „Dadurch, dass wir das vorher über Facebook angekündigt haben, haben wir den einen oder anderen aus dem Haus bekommen. Alle haben sich an die Regeln gehalten – und die Kinder haben sich richtig über die Mandarinen und die Süßigkeiten gefreut. Da ging einem das Herz auf in dieser blöden Weihnachtszeit.“