Ein Klassentreffen 70 Jahre nach der Einschulung

Am 1. April 1947 begann für 113 Kevelaerer Jungs der Ernst des Lebens. „Ohne Schultüte“, bemerken Heinrich Buschkamp, Theodor Janßen und Hans-Peter Eskes, die sich noch ziemlich genau an ihre Schulzeit an der Kevelaerer Marktschule erinnern können.
70 Jahre nach ihrer Einschulung trafen sich 23 der ehemaligen Marktschüler zu einem fröhlichen Klassentreffen. „Wir machen das jetzt alle drei Jahre“, erklärt Heinrich Buschkamp. „Wer weiß, ob wir uns beim nächsten Mal noch alle wiedersehen“, fügt Theodor Janßen realistisch hinzu. Deshalb ist es auch zu einem Ritual geworden, dass sich die Herren zu Beginn des Klassentreffens vor der Marien-Basilika versammeln. Von dort geht‘s gemeinsam zur Beichtkapelle, um den 32 verstorbenen Klassenkammarden zu gedenken. „Erst danach können wir über vergangene Schulzeiten plaudern“, sagt Hans-Peter Eskes.
Das Schulleben damals gestaltete sich etwas anders und ist für heutige Zeiten fast unvorstellbar. Die Nachkriegsjahre hatten deutliche Spuren hinterlassen. „So waren Jungen und Mädchen damals strikt getrennt“, erinnern sich die Herren. Nur die Jungs aus der Abschlussklasse durften die Pausenglocke läuten und über den Mädchenschulhof laufen. Dabei konnte dann schon mal ein verbotener Blick riskiert werden. „Man durfte sich nur nicht erwischen lassen“, so Buschkamp.
Ein straff organisierter Stundenplan mit Rechnen, Schreiben, Lesen, Naturlehre und Erdkunde ließ jedoch wenig Spielraum. Der Sportunterricht ruft Erinnerungen wach. Der stand, zumindest in der Anfangszeit, unter einem strengen Regiment. „Gehorsam und Disziplin, man merkte deutlich, wo die Lehrer och einige Jahre vorher gedient hatten“, erinnern sich die ehemaligen Schüler, denen auch Ohrfeigen noch sehr präsent sind.
Geschrieben wurde auf Schiefertafeln. „Sehr zerbrechlich“, erinnert sich Theodor Janßen, „und wer mit seinem Tornister nicht zaghaft umging, musste damit rechnen, eine zerbrochene Tafel im Ranzen zu haben.“
Abwechslung bot der eigene Schulgarten mit einem Birnbaum und Gemüsebeete. „So kamen wir zumindest mal raus“, sagt Heinrich Buschkamp. Wer aber während der Schulzeit den Sängerknaben der Basilika angehörte, dem konnte es passieren, während des Unterrichts aus der Klasse geholt zu werden. „Dann mussten wir eine Messe singen. Dafür bekamen wir damals 10 Pfennige“, berichtet Hans-Peter Eskes. „Ich habe es mal auf 111 Hochämter gebracht, dafür erhielt ich am Nikolaustag 33,30 Mark“, erinnert sich Theodor Janßen noch ganz genau.
Nach acht Jahren Schulzeit und intensiver Berufsberatung, (dabei wurde fast jeder Berufswunsch als „aussichtslos“ eingestuft), wurden 71 junge Männer im Jahre 1955 aus der Marktschule entlassen. „Die Abschlussfahrt ging nach Krefeld ins Theater zu den Lustigen Weibern von Windsor“, so die ehemaligen Schüler mit einem herzhaften Lachen , die so lebendig von ihrer Schulzeit berichteten, als sei diese erst vor wenigen Jahren zu Ende gegangen. Mit einem gemütlichen Essen und anschließendem Dämmerschoppen ließen die Herren ein heiteres Klassentreffen mit vielen Erinnerungen ausklingen.
Mit von der Partie waren: Theo Janßen, Franz-Josef Probst, Heinrich Renard, Heinz Smets, Theodor Janßen, Erwin Lingens, Rudi Baldeau, Hans-Peter Eskes, Alfred van Schayck, Heinrich Buschkamp, Hans Janssen, Gerd Tuenissen, Franz-Josef Hax, Karl Renard, Helmut Eich, Heinz Peters, Hermann-Josef Wassen, Hans Hegmanns, Bernhard Deininger, Helmut Bossmann, Georg van Schayck, Heinz Winkels und Siegfried Opwis.