Ein Klangteppich in höheren Sphären

Schon vor dem Erklingen des ersten Sangestons machte Romano Giefer deutlich, was das Publikum in der gut gefüllten Basilika zu erwarten hatte. „Das ist ein weiterer Höhepunkt in dem Chorprogramm zum Wallfahrtsjubiläum“, war ihm die Freude über die „Rückkehr“ des Kölner Kantoreichores „nach dem Appetizer vor zwei Jahren in der Kerzenkapelle“ anzumerken. Dann wünschte der Chordirektor „ein schönes Konzert und viel Freude mit der Musik.“
„Es ist großartig hier in der Marienbasilika zu singen“, versicherte Georg Hage. Der Dirigent und Chorleiter hatte für seinen 41-köpfigen Chor das „Magnificat“, den Lobgesang Marias und seine gesang­lichen Vertonungen vom frühen Christentum bis in die heutige Zeit als Thema des Konzerts ausgewählt.
Daneben kamen auch andere Texte und Mariengesänge mit dem Lobpreis der Barmherzigkeit Gottes durch Maria und das ausdrucksstarke „Cantus missae“ des Komponisten Joseph Gabriel Rheinberger zu Gehör.
Zu Beginn erklang im weiten Rund die große Trommel von Reinhard Toriser. Davon begleitet schritten die Mitglieder des Kantoreichores mit getragenem Gesang durch die drei Bankreihen der Basilika. Sie gingen die Stufen zum Altar hinauf und in den etwas zurück versetzten Teil des Kirchenschiffes hinein, ehe sie später auf die Stufen zurückkehrten.
Mit dem Hymnus „Ave regina caelorum“ von Guillaume Defay zeigte der Chor seinen außergewöhnlichen Klang. Claudi Monteverdis „Ave maria stella“ aus der Marienvesper wechselte zwischen voller Achtstimmigkeit, Vierstimmigkeit und Doppelchörigkeit und versetzte den Zuhörer in das Italien des frühen 17. Jahrhunderts. Bei Andrea Hammerschmids „Meine Seele erhebet den Herrn“ als deutsche „Magnificat“-Version bestach der Chor bei wechselnden Textarten mit bewegendem, lebendigem Lobgesang. Wolfram Buchenbergs sakralartige „Magnificat“-Variante eröffnete die Sopranistin Despina Kousoulidi mit dem Jubelruf Marias, ehe die Frauenstimmen das Solo des Anfangs aufnahmen, während die Männer als Unterchor fungierten. Am Ende vereinigten sich beide Klangkörper zu einem „Maginificat“, das sich als Klangteppich in immer sphärischere Höhen aufschwang.
Beeindruckend geriet Knut Nysteds moderne Version „Mary´s Song“ , komponiert für einen vierstimmigen Frauenchor, mit dem dynamischen An- und Abschwellen des Frauengesangs, der für das Wiegen des neugeborenen Jesus steht und mit großer Feinfühligkeit und Sanftmut vorgetragen wurde.
Den „Magnificat“-Reigen beendete der Chor mit dem zeitgenössischen Komponisten Jean Belmont, einem beeindruckenden Werk mit diversen Takt-und Tempowechseln, mit Frauengesang im Flüsterton, einem beschwingten Sopran-Mariensolo, dem klangmächtigen Dialog des Chores mit Trommel und Pauke und einem bewegenden „Amen“ zum Abschluss.
Besonders beeindrucke ihn am „Magnificat“ das „Rebellische, Reformatorische und Revolutionäre“ des Textes, wo die Verhältnisse auf den Kopf gestellt würden, versicherte Hage nach dem Konzert. „Die Mächtigen vom Thron stürzen“ sei eine unglaubliche Passage.
Und es komme „die Freude Marias über das Wunder der Geburt Jesu und der Überwindung der Ungerechtigkeit der Welt“ zum Ausdruck.