Ein Kevelaerer und sein Lebenswerk

Zufrieden und erleichtert wirkte Karl Timmermann, nachdem er in dem kleinen Raum im „Kävelse Lüj“ sein über vier lange Jahre entstandenes Musical mit diversen Hörproben präsentiert hatte. „Wirklich, ich wusste nicht, was auf mich zukommt und wer da kommt“, war er durchaus überrascht von der Tatsache, dass sogar die meisten der Gäste von außerhalb gekommen waren.

Da waren einmal die ihm seit Jahren verbundenen Aktiven von „Künstler helfen Kindern“, einem Kölner Förderverein für krebskranke Kinder. „Ein tolles Hörbuch – von den Aufnahmen her ist es einfach sehr gut“, war Larry G. Riegers Fazit. Er hatte 1999 die Kölner Initiative ins Leben gerufen. Und auch Angelika und Jürgen Bay vom Moerser Karl-Timmerman-Fanclub hatten es sich nicht nehmen lassen, das neueste Werk des Sängers und Komponisten zu würdigen. „Da waren einige Lieder drauf, die wir auf den Weihnachtsmärkten schon mal gehört haben“, meinte Jürgen Bay. Erkennbar hatte Angelika Bay während der Präsentation einzelne Liedzeilen mitgesprochen. „Das ist einfach super – für das Herz, für die Seele, für alles“, war das Paar schwer begeistert.

Zuvor hatte Timmermann nochmal auf den Umstand hingewiesen, dass er zusammen mit seinem alten und leider 2018 verstorbenen Freund Jürgen Rust die Idee zu diesem „Riesenprojekt“ entwickelt und die ersten Teile schon gestaltet hatte. Nach seinem Tod habe er dann die restlichen Musiken und Texte in seinem Sinne und im Geist der Idee fertiggestellt. Die Aufnahmen seien in Neustadt (Wied) im Studio entstanden. „Ich war dann der Sponsor“, genauso wie der Sohn von Jürgen Rust, der in Husum wohnt. Dafür hätten die Beteiligten auch viel Zeit und Geld investiert.

Es ist kein Weihnachts-Hörbuch

Timmermann ging mit seinen Zuhörern auf eine kleine „Weltreise“, erläuterte zwischendurch die Geschichte der sechs Gaukler, die von Schweden aus über die Ostsee, den Rhein und die Alpen reisen, um in Jerusalem das Krippenspiel aufzuführen. „Wer aber denkt, das ist ein Weihnachts-Hörbuch, der irrt. Das Krippenspiel ist nur der Aufhänger.“ Und so führte Karl Timmermann in das erste Lied – „eine Art Ostsee-Shanty“ namens „Nach Süden, nach Süden“ ein.  Ein spannendes Unterfangen für die Zuhörer war natürlich die Frage, welche bekannten Kevelaerer Stimmen im Einzelnen auf den Aufnahmen zu hören waren. Bei dem Song „Die Lichter tanzen“ ließ sich deutlich die Stimme von Hans Ingenpass heraushören, dem das Stück passend auf den Leib geschrieben schien. „Man kann sich die GoGo-Girls im Hintergrund vorstellen“, meinte Timmermann.

Immer wieder für ein Lachen sorgte die auf den Aufnahmen wunderbar in ihrem schwäbischen Heimatdialekt „schwätzende“ Chrisi Maas, die bei den Aufnahmen die Rolle der Finja  verkörpert „Das war super, hat sehr viel Spaß gemacht“, meinte sie zu der Projektzeit. Auch die Gastronomen Willi Sachinidis und Kalliopi Georgiadou mit ihren charakteristischen Stimmen waren auszumachen. Gitarrist Levin Ripkens war bei „Bari“ zu hören, Timmermanns Enkel Max bei einem „Nikolaus“-Rap. Und die Kevelaerer erkannten schließlich auch den früheren Rektor der Realschule André Marchi als „Heiligen Goar.“

„Das ist ein Paradebeispiel für eine Multi-Kulti-Gesellschaft“, traf Timmermann mit der Bemerkung die Botschaft des Völkerverbindenden der Aufnahmen. Dieser Charakter spiegelte sich auch in den diversen Musiken wider – ob nun im zünftigen Kölsch-Lied oder beim temperamentvollen „Tarantella“ Stück mit beschwingter italienischer Melodie. Und so gut aufgelegt wie er war, erzählte Timmermann immer wieder diverse Anekdoten.

Die Sehnsucht nach Frieden

Die Zuhörer erlebten eine spannende Reise entlang der verschiedenen Orte, die Liebesgeschichte zwischen Finja und Lasse, den Ausdruck der „immerwährenden Sehnsucht der Menschen nach Frieden“, die sich in dem Schlusssong „Frieden ist ein Lächeln“ wiederfand.

Dass das Werk nicht nur auf CD gebannt, sondern irgendwann auch mal – und das in Kevelaer – zur Uraufführung gebracht wird, davon zeigte sich der Sänger überzeugt. „Ich habe vor es aufzuführen. Ich schreibe zur Zeit ein Drehbuch für das Bühnenhaus, habe auch schon viele Ideen“, machte er deutlich. „Einige  Gaukler sollen auch zu Hause spielen können. Meine Band hat mit dem Kopf genickt. Und nach dem ersten KB-Artikel hat sich direkt Elke Kleuren-Schryvers bei mir gemeldet.“ Es ist also schon einiges in Bewegung geraten, um die Realisierung zu ermöglichen. Man darf gespannt sein.