Ein Impuls für Kevelaer
Am vergangenen Samstag, da feierte Thomas Molderings seinen 49. Geburtstag. „Das hier, das ist mein Geburtstagsgeschenk und Neustart in einem“, lächelte der Neu-Gastronom einen Tag zuvor, als er mit seiner Frau Silvia und den drei Kindern Nicolas, Fenya und Viola im Eingang zu seiner neuen Gaststätte „Kävelse Lüj“ posierte. Die Gaststätte befindet sich auf der Maasstraße im ehemaligen Eiscafé Misurina.
Neues zu versuchen, damit kennt sich der gelernte technische Zeichner und Maschinenbauer gut aus. „Die Latte der Sachen, die ich schon gemacht habe, ist lang“, hat er „vom Taxifahrer über den Werkstudent bei Bayer bis zum Lageristen bei Woolworth“ schon viele unterschiedliche Sachen jobmäßig gemacht. Der Ausgangs-Impuls, in Richtung Bierproduktion zu gehen, sein eigenes „Kävelse Bleyksken hell“ oder „Kävelse Craft Beer“ zu verkaufen und am Ende auch in eine eigene Gastronomie einzusteigen, kam vor gut fünf Jahren.
„Ich habe damals einen Freund in Liechtenstein besucht, der eine Bierbrauerei hatte“, erzählt Molderings. „Euphorisiert“ von diesem Besuch, kam er dann wieder nach Kevelaer zurück und meinte zu einem Freund, der die Faszination Bier teilte: „Wir müssen unbedingt unser eigenes Bier brauen.“ Drei Jahre lang braute er dann „im stillen Kämmerlein“ mit drei Freunden zusammen – „natürlich unter Aufsicht der Behörden“ – sein eigenes Bier.
Klein angefangen
Mit „Lehmann‘s Zwickel“ belieferte er die Gaststätte Lehmann. Supermärkte wie Rewe, Edeka und Hüsch nahmen ihm kleine Margen ab. Und als er merkte, „dass das funktioniert“, schenkte er auf diversen Feierlichkeiten seine Getränke mit aus. „Die Leute verlangen nach Neuem und nach Event-Gastronomie“, lautet die Überzeugung des Mannes, dessen Idee es war, über den Weg auch „für Kevelaer was zu tun.“ Entsprechend erfolgte der Schritt zur eigenen Lokalität – mit dem „frischen Wind unter den Flügeln, den mir die Kevelaerer geben.“
Die Familie habe er bewusst in den Entscheidungsprozess mit einbezogen. „Die sind alle in einem Alter, wo sie sowas mit entscheiden.“ Denn dazu gehört ja auch, dass es nicht mal eben so mit der Eröffnung getan ist. Das „Risiko Gastronomie“ ist allen bewusst – nicht nur, was das Aussterben von Kneipen angeht, sondern auch, dass man das Familienleben in Bezug auf Arbeitszeiten neu ausrichten, takten und im Gleichgewicht halten muss.
Persönlich freut er sich, „selbstständig“ und nicht angestellt zu sein. „Das schränkt mich sonst in meiner Kreativität ein“, sagt der 49-jährige Bierbrauer. „Das ist ein großes Gefühl von Freiheit und Selbstverwirklichung.“ Um das Ganze zu realisieren, habe er trotzdem das Budget dafür kleingehalten, sagt Molderings. Was nicht heißt, dass das Inventar und damit der Laden billig daherkommt. „Alles ist ein bisschen retro schäbig-schick und rustikal-gemütlich, wie es von einem Brauer zu erwarten ist.“ Er glaubt fest daran, dass das Projekt ein Erfolg wird.
Der Bezug zu Kevelaer
„Hier dürfen sich Leute auch dazusetzen, ohne den Druck, was zu essen oder zu verzehren“, erklärt Molderings, dass es in dem Laden locker-entspannt und zugleich gastfreundlich zugehen soll. Den Namen „Kävelse Lüj“ hat er nicht zufällig gewählt. „Das ist einmal die plattdeutsche Sprache, die man ja viel von Theodor Bergmann ableitet. Und es die Authentizität und der Bezug zu Kevelaer, was mir wichtig ist.“ Deswegen finde man in der Lokalität ab und an auch mal den einen oder anderen plattdeutschen Satz, „Ich will‘s damit nicht übertreiben, aber Impulse setzen und das pflegen.“
Ob er wie früher dann auch wieder „Biertasting“-Abende auswärts machen wird oder bei Veranstaltungen sein Bier mit anbieten wird, das will Molderings für später nicht völlig ausschließen. Sein Credo lautet aktuell aber: „Erstmal das hier anlaufen lassen.“