Der SV Viktoria Winnekendonk feierte sein Jubiläum und blickt zurück auf Vergangenes
Ein Hoch auf 100 Jahre Vereinsgeschichte
Pfarrerin Karin Dembek und Pastor Andreas Poorten segneten den Platz ein. Foto: Georg Drißen
100 Jahre voller Vereinsgeschichte, voller Leben und gemeinsamer Erinnerungen. Das war es, was am vergangenen Wochenende viele Menschen aus der Winnekendonker Bevölkerung zum Sportplatz lockte. Der SV Viktoria Winnekendonk hatte zum Jubiläumsfest anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens eingeladen.
Nach einigen Grußworten wurde an diesem Tag auch endlich der neue Kunstrasenplatz am Sportpark feierlich eingesegnet. Pfarrerin Karin Dembek und Pastor Andreas Poorten waren dazu ins Golddorf gekommen. Dass sich im Anschluss daran die erste Fußball-Damenmannschaft im Spiel gegen das Team der SGS Essen geschlagen geben musste, tat der Feierstimmung keinen Abbruch.
Der Musikverein Winnekendonk sorgte für Stimmung, während für die Sportbegeisterten oder die, die es noch werden wollen, auch einige Aktionen geboten wurden: Beim Torwandschießen war Treffsicherheit gefragt, beim Menschenkicker stand vor allem der Spaß im Vordergrund und die Geschwindigkeits-Messanlage forderte die motivierten Sportfans besonders heraus.
Anlässlich des Vereinsjubiläums schauen die Verantwortlichen in einem Rückblick auf die vergangenen zehn Jahrzehnte:
„100 Jahre Vereinsgeschichte, das sind unzählige spannende und packende Fußball- und auch Volleyballspiele, Tausende Laufkilometer, viele Radstrecken, schweißtreibende Turn- und Gymnastikstunden, Trainingseinheiten, Wettkämpfe mit Fairplay, Siege und Niederlagen.
Aber wie fing es denn eigentlich 1922 an?
Gründer waren Läufer
Bereits vor 1922 gab es organisierte sportliche Aktivitäten in Winnekendonk: Unter Leitung des damaligen Kaplans der katholischen Kirchengemeinde wurde zunächst im Wettener Busch Schleuder- und Schlagball gespielt. Hoch im Kurs standen damals insbesondere auch Staffelläufe auf den Straßen der Ortschaften. So war es auch nicht verwunderlich, dass die Gründer des Vereins sehr gute Läufer waren, die wohl sogar an deutschen Meisterschaften teilgenommen haben sollen.
Das genaue Gründungsdatum ist aus den vorliegenden Unterlagen nicht ersichtlich. Später wurde der 12. Juni 1922 als Gründungstag festgelegt, in Erinnerung an den Einweihungstag des Ehrenmals zum Gedenken der Toten des Sportvereins. Der Name „Viktoria“ soll spontan nach einem Jugendspiel in Labbeck vom Spieler Paul Fröhling dem Schiedsrichter gegenüber auf dessen Befragen nach dem Vereinsnamen genannt worden sein.
Der erste „Sportplatz“ wurde auf einer Weide vor dem Gasthof „Bürgerhaus“ an der Kreuzung der früheren Provinzialstraße (heute Kevelaerer Straße) und Heiligenweg (damals ein Schotterweg) angelegt.
Spielbetrieb ausgesetzt
Ab dem Jahr 1934 erlosch nach und nach der Spielbetrieb aufgrund der Einflussnahme der Nationalsozialisten auf den Vereinssport sowie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1936 und Ausbruch des zweiten Weltkrieges 1939. Winnekendonk war durch den Krieg schwer beschädigt, der Sportplatz unbespielbar und Mitglieder noch in Gefangenschaft. Der offizielle Sportbetrieb wurde 1946 wieder aufgenommen.
Trainiert wurde zum Leidwesen mancher Bürgerinnen und Bürger auf dem Alten Markt oder dem Platz hinter der Kirche. Nicht nur Sportkleidung und Fußballschuhe waren Mangelware. Noch im Jahr 1967 musste durch Beschluss der Mitgliederversammlung erwirkt werden, dass den Mannschaften 15 Minuten vor Spielbeginn zwei Bälle zur Verfügung gestellt wurden.
In der Zeit des Wiederaufbaus fand neben den sportlichen Aktivitäten auch das gesellige Leben einen hohen Stellenwert. Der Verein gestaltete Karnevals- und Kirmesfeiern. Die Einsegnung des fertiggestellten Platzes erfolgte am 8. Oktober 1950. In den Jahren 1959 bis 1963 folgten Renovierungsarbeiten am Sportplatz.
Mitte der 50er-Jahre wurde eine Mädchenturnabteilung gegründet, die in den ersten Jahren, bis zur Fertigstellung der Turnhalle 1964, im Obergeschoss des Feuerwehrhauses geturnt hat.
Alte-Herren-Abteilung
Am 3. März 1961 wurde die Alte-Herren-Abteilung ins Leben gerufen. Die erstmalige Erwähnung im Jahresprotokoll des Vereins und die Aufnahme eines regelmäßigen Spielbetriebs hat dazu geführt, das Gründungsjahr auf 1965 festzulegen.
Nach Fertigstellung der Turnhalle bildete sich dann eine Frauen-Turngruppe. Die Frauen sind ein engagiertes Team, das auch bei anderen Veranstaltungen im Dorf gerne dabei ist und hilft, z.B. mit einer eigenen Fußgruppe im Karneval oder bei der Caféteria beim Golddorflauf.
In den 60er-Jahren wurden die Schüler- und Jugendmannschaften im Fußball in die Altersklassen von A–E-Jugend aufgeteilt; ab 1976 kam zusätzlich die F-Jugend hinzu.
In 1972 zum 50-jährigen Vereinsbestehen hatte der Verein 360 Mitglieder. Erfreulicherweise konnte die 1. Fußballmannschaft im Jubiläumsjahr wieder in die 1. Kreisklasse (heute Kreisliga A) aufsteigen.
Turnen, Volleyball, Musik
Die Männerturngruppe entwickelte sich nach Olympia 1972 zu einer Hobbyvolleyballgruppe. Die Gründung der Band „Die Volleys“ hat hier ihren Ursprung.
Ab 1972 wurden weitere Turngruppen für Frauen, Mutter- und Kind sowie Jungen eingerichtet. Von 1974 bis 1983 bestand eine Turnriege von jungen Mädchen auf hohem Leistungsniveau, die viele Erfolge auf Kreis- und Landesebene erreichte und an deutschen Meisterschaften teilnahm.
Mädchen am Ball
Ab Ende der 70er-Jahre waren im Jugendbereich die ersten Mädchen fester Bestandteil der E-Jugendmannschaften, die mit den Jungs mehr als gut mithalten konnten.
Im Jubiläumsjahr 1992 stieg die 1. Seniorenmannschaft erstmals in die Bezirksliga auf.
Im Jahr 1995 entstand eine Jugendvolleyballgruppe, die ab 1997 auch am offiziellen Spielbetrieb teilnimmt.
Für die Spielzeit 1998/1999 konnte erstmals eine Fußball-Mädchenmannschaft gemeldet werden.
Beginn des Golddorflaufes
2002 wurde die Lauf- und Walkingabteilung (Lauftreff) gegründet. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung war der erstmals im Rahmen der Kirmestage 2004 durchgeführte Golddorflauf mit ca. 500 Teilnehmenden auch weit über die Orts- und Kreisgrenzen hinaus ein Riesenerfolg.
Im Jahr 2008 begann der Bau des Soccer-Kleinfeldes hinter der Schule, das 2009 feierlich eingeweiht wurde.
In 2011 gelang der 1. Volleyballdamenmannschaft der Aufstieg in die Bezirksliga. Zu der Zeit hatte die Volleyballabteilung nahezu 60 Mitglieder in zeitweise zwei Damenmannschaften, zwei Hobby-Mixteams sowie drei Jugendmannschaften.
Neuer „Viktoria Sportpark“
Die neue Sportanlage an der Sonsbecker Straße, der „Viktoria Sportpark“, konnte innerhalb der Festwoche ab dem 12. Oktober 2012 zum 90-jährigen Vereinsbestehen eingeweiht werden.
Für die Saison 2013/2014 konnte erstmals eine Damenmannschaft für den Spielbetrieb gemeldet werden. Damit begann eine bis heute fortwährende bemerkenswerte Erfolgsgeschichte innerhalb des Vereins.
In 2015 wurde eine Radsportgruppe gegründet.
In 2019 gelang der 1. Damenfußballmannschaft der Aufstieg in die Niederrheinliga, in der sie auch heute noch eine gute Rolle spielt.
Neuer Kunstrasenplatz
Im Rahmen des Förderprogramms „Strukturentwicklung ländlicher Räume“ wurden 2021 die Voraussetzungen geschaffen, einen Kunstrasenplatz im „Viktoria Sportpark“ als Ersatz für den Wegfall der Sportanlage an der Kevelaerer Straße zu errichten. Die Finanzierung des Kunstrasenplatzes ruht dabei auf vier Säulen: Fördermittel aus dem Programm, Zuschuss der Stadt Kevelaer, Eigenmittel und Eigenleistung des Vereins, Sponsoring und Spenden. Für den Teil der Eigenfinanzierung der Baukosten hatte der Verein unter anderem ein Patenmodell gewählt, über das virtuelle Anteile am neuen Platz erworben werden konnten. Der Vorstand freut sich über ein großes Spendenvolumen und dankt allen Spendenden für den Einsatz. Der neue Kunstrasenplatz konnte erfolgreich fertiggestellt werden. Die Abnahme und Freigabe für den Spielbetrieb erfolgte am 5. November 2021 durch den Fußballverband Niederrhein. Der Verein konnte bei dem Projekt auf eine Vielzahl von Vereinsmitgliedern setzen, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagiert haben. Mehr als 30 Helferinnen und Helfer haben etwa 1.100 Stunden eingebracht. Für die tatkräftige Mitwirkung und Unterstützung der Mitarbeitenden des Bauhofes und der Stadtwerke Kevelaer bedanken sich die Verantwortlichen ebenfalls herzlich. Auch sei ein Dank den umsichtigen Vertreterinnen und Vertretern im Stadtrat und der Verwaltung einschließlich dem Bürgermeister ausgesprochen, die sowohl die Zuschüsse der Stadt als auch die Beantragung der Fördermittel positiv entschieden haben.
Mehr als 1.000 Mitglieder
In den fünf Abteilungen (Fußball, Turnen, Lauftreff, Volleyball und Radsport) bietet Viktoria Winnekendonk heute Angebote für ca. 1.100 Mitglieder. Mehr als 100 ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer, Betreuende, Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Platzwarte, Reinigungskräfte, helfende Hände sowie sechs Schiedsrichter sichern den Trainings- und Spielbetrieb.
Bezeichnend für den Verein ist zudem die große Kontinuität der Vorstandsmitglieder – gerade im Bereich des geschäftsführenden Vorstandes sind die Amtsinhabenden teilweise mehr als ein Jahrzehnt ehrenamtlich tätig.“
Festschrift
Und um all die Jahre als bleibende Erinnerungen festzuhalten, gibt‘s auch eine Festschrift – gestaltet von Lara Luyven und Ute Derks mit Unterstützung einiger Autorinnen und Autoren (erhältlich am Sportpark, bei Leonie Borghs-Sabolcec in der Lottoannahmestelle und bei Thomas Aben, Provinzial Versicherung).
Anlässlich dieses besonderen Jubiläums ist der Sportverein übrigens auch festgebender Verein für die Winnekendonker Kirmes 2022. Festkettenträger ist Rainer Luyven, Adjutant sein Bruder Jürgen Luyven (das KB berichtete).