Ein Fest, das viele eint

Mag am Anfang noch mancher hinter vorgehaltener Hand von der berüchtigten „Schnapsidee“ geredet haben, mag der eine oder andere eine inflationäre Entwicklung des Freizeitangebots wittern, mag fröhliches Feiern nicht jedem liegen – man kann es dem jungen Kevelaerer Stadtfest nicht absprechen: Es eint, zumindest an einem Tag, so viele Kevelaererinnen und Kevelaerer, wie kaum eine andere Veranstaltung. Gerade einmal die Kirmes mag da mithalten können.
Das hat Gründe: Der eine mag den Sport, die andere möchte einen schönen Tag mit der ganzen Familie verbringen, die nächste steht auf Schnäppchen beim Shoppen und der übernächste will Live-Musik bis in die Nacht hören. Das alles unter einen Hut zu bringen, fällt schwer.
Natürlich kann man – mit dem entsprechenden Riesen-Aufwand – ein Festival für zehntausende Elektro-Musik-Fans auf erfolgreiche Füße stellen – wobei ich an dieser Stelle keinesfalls sagen will, dass dies leicht zu bewerkstelligen ist. Nur: Was machen dann die Schlager-, Volksmusik- oder Klassikfans?
Natürlich kann man ein wunderbares Schützenfest feiern – oder gleich mehrere – und dabei auf eine sehr liebenswerte Weise Tradition und Heimat hochhalten. Doch was machen die, die mit Gewehr und grünem Rock, vielleicht sogar mit Tradition und Heimat nichts anfangen können?
Natürlich kann man seine Ladentür und die der Nachbarn von früh bis spät öffnen, die schönsten Waren präsentieren und mit Sonderangeboten locken – doch was machen diejenigen, deren Geldbeutel nicht so prall gefüllt ist, als dass sie von vielem nur träumen könnten?
Das sind nur drei Beispiele, sie mögen nicht repräsentativ sein und doch ließe die Reihe sich beinahe beliebig mit anderen Organisationen und gesellschaftlichen Gruppierungen fortsetzen. Sie sollen auch nur ein Beispiel geben, wie schwierig es gemeinhin ist, Gemeinschaft zu leben.
Genau das aber ist dem kleinen Verein „Inside Kevelaer“ quasi „aus dem Stand“ gelungen: So viele Vereine, Gruppen, Menschen mit unterschiedlichsten Interessen an einem Festtag irgendwie ganz selbstverständlich unter einen Hut zu bekommen, wie es sonst in Kevelaer wohl niemand schafft. Und das alles mit viel Charme ohne eigene finanzielle Interessen, ohne einen großartigen Vereins- und Verwaltungsüberbau. Davor kann man nur den Hut ziehen und dem kleinen Verein und seinen engagierten Mitgliedern einen langen Atem bei der Ausrichtung zukünftiger Stadtfeste wünschen.
Michael Nicolas