Ein Canisianer mit Herz für die Jugend

Am 27. April war es genau 50 Jahre, dass Bruder Werner Bölsterling dem Orden der Canisianerbrüder beigetreten ist. Groß gefeiert wird dieses Goldene Ordensjubiläum am Samstag, 23. Juni, in Münster gemeinsam mit zwei anderen Mitbrüdern, die auch ihr Goldenes bzw. ihr Silbernes Ordensjubiläum begehen dürfen. „Ich habe mein ganzes Ordensleben immer mit jungen Leuten zusammengearbeitet. Die Jugend hat mich jung gehalten“, erzählt Bölsterling schmunzelnd.

Geboren wurde Bruder Werner in Hermeskeil im Hunsrück, wo er mit drei Geschwistern aufwuchs. Schon früh entdeckte er seine Begeisterung für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. So hatte er eine Messdiener- und eine Theatergruppe gegründet und geleitet und war in der KJG aktiv.

Nach seiner Schulzeit wollte Bölsterling weiterhin Jugendarbeit betreiben, um damit sein Hobby zu seinem Beruf machen zu können. Dieses Möglichkeit fand er bei den Canisianern, denen er im Jahre 1968 beitrat. Nach dem Ordenseintritt studierte er drei Jahre lang in Köln Sozialpädagogik. Während des Studiums sammelte Bölsterling mehrere Praktikaerfahrungen, unter anderem beim katholischen Jugendamt in Essen, für das er Familien besuchen musste, in denen es Probleme gab. Mehrere Monate war er Erzieher in einem Schwererziehbarenheim. „Dort gab es auch Erzieher, die von den Bewohnern nicht gemocht und deshalb verprügelt wurden. Aber ich selbst kam mit jungen Leuten immer gut zurecht“, sagt er rückblickend.

Nach Abschluss des Studiums arbeitete er 21 Jahre als Erzieher auf der Gaesdonck. Dort betreute Bölsterling eine Gruppe von 76 jungen Schülern im Alter von 13 bis 19 Jahre. Nach der Schulzeit bot er ihnen ein abwechslungsreiches Freizeitangebot: Er machte mit ihnen Ausflüge, bot ihnen verschiedene Sportangebote, bastelte, töpferte oder ließ sie am nahegelegenen See schwimmen, bootfahren oder im eigenen Reitstall reiten.

Spätabends, wenn die Jugendlichen oft nicht im Bett lagen, sondern Unsinn aushecken wollten, reichte es, wenn er einmal aufstand, durch die Gänge ging und dabei mit dem Schlüsselbund rasselte. „Dann sind die geflitzt. Auf der Gaesdonck hat es mir sehr gut gefallen“, erzählt der Jubilar. Da noch zwei andere Canisianerbrüder dort als Erzieher arbeiteten, konnte er sich während der Schulzeit oft mit ihnen austauschen und das Stundengebet in Gemeinschaft beten.

Nach der Gaesdonck ging es dann nach Bocholt an die Pfarrei St. Norbert, wo der Bruder 13 Jahre als Pastoralreferent arbeitet. Da es dort zunächst noch keine Jugendarbeit gab, gründete er 1994 die Pfadfinder in der Gemeinde. Sie existieren noch heute und können somit nächstes Jahr das 25-jährige Bestehen feiern. Dort in Bocholt verrichtete er alle Aufgaben, die anstanden: Er kümmerte sich um die Erstkommunionkatechese, machte Krankenbesuche, brachte die Krankenkommunion, arbeitete mit Erwachsenengruppen oder mit der Frauengemeinschaft zusammen und durfte als einer der ersten Laien mit Erlaubnis des Bischofs auch Beerdigungen vorstehen. „Noch heute habe ich viele gute Kontakte nach Bocholt. Es macht mich glücklich, dass es auch nach so langer Zeit noch so ist“, meint er dankbar.

Nach der Bocholter Zeit ging es nach Hildesheim, wo Bruder Werner im Bischofshaus arbeitete. Im Jahr 2014 schließlich stand der Wechsel nach Kevelaer an. In der Wallfahrtstadt war im Jahr 1854 der Orden als „Brüder der Christlichen Liebe“ gegründet worden. Im Gründungsort der Canisianergemeinschaft gab es immer Brüder, die als Canisianer im Priesterhaus oder in der Sakristei mitwirkten.

Zum 100-jährigen Jubiläum des Ordens im Jahr 1954 bekamen die Brüder durch den damaligen Münsteraner Bischof Michael Keller die Selbstständigkeit. Vorher waren sie immer von den Direktoren der Häuser abhängig. „Bischof Keller wollte, dass wir eine pastorale Gemeinschaft werden und gab uns auch diesen heutigen Namen“, erzählt Bölsterling. Dass Bruder Werner am Tag des Heiligen Petrus Canisius, des großen Pastoralapostels der Deutschen dem Orden beitrat, ist eine glückliche Fügung.

Neben dem Petrus-Caninius-Haus gab es in Kevelaer bis zum Diebstahl vor wenigen Monaten auch eine Armreliquie des Heiligen Petrus Canisius. Dessen Verlust schmerzt in der Brüdergemeinschaft, die den Namen des großen Heiligen trägt, besonders.