Ein Abend der Stille

Von Beginn des Abends an herrschte eine besondere, eigentümlich gedämpfte Stimmung in dem vollbesetzten Foyer des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums, wo die Schüler neben den Stühlen eine Leinwand und ein Klavier aufgestellt hatten.
Schulleiter Karl Hagedorn begrüßte kurz die Gäste und machte deutlich, dass sich die alljährliche Auschwitz-Fahrt ganz bewusst im Schulprogramm befinde, „damit diese Verbrechen sich nicht wiederholen.“ Es gelte, „daraus zu lernen und für die Zukunft gewappnet zu sein.“
Im Anschluss daran verlas der Lehrer Jens Auerbach den bedrückenden Text der „Todesfuge“ des Dichters Paul Celan mit so bedrückenden Zeilen wie: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland, er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft.“
Auerbach war selbst das erste Mal die vier Tage mitgefahren und war von dem, was er vor Ort „an Brutalität und Grausamkeit“ im Zusammenhang mit Auschwitz erfahren hatte, „erschlagen. Und die Größe des Ortes ist unbeschreiblich.“
Anschließend ließen die Geschichts-Schüler – von leisen musikalischen Passagen von Manuel Schulz, Max und Katharina Liebeheim unterbrochen – die Kraft der Bilder sprechen. Sie gaben die Eindrücke der Reise vom 17. bis zum 21. Januar mit gut 40 Personen eindrücklich wieder – unter anderem vom Stammlager und dem Vernichtungslager in Auschwitz, vom „Aschesee“ bis zu dem „Book of Names“. Im ersten Stock konnten die Besucher an Stellwänden nochmal die gesamte Dimension nachvollziehen. „Es ist, als würde ich es ein zweites Mal durchgehen. Diese Zeit hat einen verändert“, meinte die 18-jährige Laura Marie Dembek, eine der mitgereisten Schülerinnen.
In einem Klassenraum beschrieb Lehrerin Stefanie Kröselberg, wie sehr jüdisches Leben aus dem Stadtbild verschwunden sei und berichtete von der Begegnung mit der Holocaust-Überlebenden Lidia Maksimovic, die ein Opfer der medizinischen Experimente des Nazi-Arztes Josef Mengele gewesen war.
„Wir werden zu ,Zweitzeugen‘“, unterstrich sie die Bedeutung, die die Weitervermittlungen der authentischen Aussagen der Überlebenden tatsächlich haben, auch angesichts der Tatsache, dass diese bald nicht mehr existieren werden. Und sie hob die „Ehre“ hervor, die solche Besuche wie der Überlebenden des Westerbork-Lagers, Eva Weyl, in der Schule haben.
Im Foyer konnten Schüler und Gäste dann noch persönliche Briefe von Schülern hören, die unmittelbar nach dem Besuch niedergeschrieben wurden, und den Brief eines KZ-Häftlings. In Video-Interviews fassten Schüler nochmal zusammen, was der Besuch in ihnen ausgelöst hat. Und zwei Schülerinnen machten klar, wie wichtig es sei, sich von Diskriminierung jeglicher Form abzugrenzen.
„Es hat einiges in uns bewegt – das ist eine nachhaltige Erinnerung“, drückte Sascha Koziol als einer der drei ModeratorInnen die Hoffnung aus, „dass wir Ihnen die Emotionen weitergeben konnten und dass es Ihr Handeln beeinflusst.“ Die nächste Auschwitz-Fahrt von Schülern findet zwischen dem 6. und 10. Februar 2020 statt.