Ehre, wem Ehre gebührt

Vor dem eigentlichen „Event“ stand der große Moment im Museumshof: die Enthüllung der Tenhaef-Gedenktafel. Bernd Rolf, der sich vor fünf Jahren maßgeblich mit für die Stele Tenhaeffs zum 95. Geburtstag eingesetzt hatte, sprach vom „populärsten Dichter der niederrheinischen Mundart in der Nachkriegszeit“. Er dankte den Stiftern der Bronzetafel – dem Museums-Förderverein, der Heimatpflege-Stiftung der Volksbank und dem Tenhaeff-Neffen Werner Helmus für ihren Beitrag.

Der Begriff ist zu klein

Der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler schloss sich Rolfs Wertung an. „Es ist wieder ein großer Kevelaerer Heimatdichter“, der geehrt werde, „obwohl der Begriff zu klein ist“, zitierte er Martin Willing und das Kevelaerer Blatt. Der kleine Jupp habe in der Volksschule Kohle geschleppt. „Dort hatte er schon das Talent zum Schreiben“, erzählte Pichler. Und er erwähnte, dass Tenhaeff im Krieg zweimal verwundet wurde. Danach habe er sich beim Verlag Köster, die auch das Bläche druckten, als „Laufbursche, Mädchen für alles und Zeitungsausträger“ verdingt und später selbst „über die Millitärgerichtsbarkeit der Briten, über Schmuggel und illegale Grenzübertritte“ geschrieben. 1955 habe er geheiratet und sei in Frankfurt gelandet. Er sei der Stadt Kevelaer aber verbunden geblieben. „2007 war sein letzter Wunsch, in Kevelaer beerdigt zu werden. Ich hoffe, dass wir noch in vielen Jahren an Tenhaeff denken“, sagte Pichler und enthüllte anschließend mit der Museumsleiterin Veronika Hebben die Bronzetafel.

Bernd Rolf ließ den Dichter selbst nochmal mit einem Originalton des Textes „Gujje Senn“ zu Wort kommen. Danach machten sich die Gäste zum Mundartachmittag auf in die Museumskneipe, unter ihnen auch der Sprachforscher Georg Cornelissen. „Tenhaef war ein Sprachkünstler. Es gibt viele, die Verse schmieden, aber wenige, die das gekonnt können. Wie er mit Klängen spielt und Laute wiederholt, damit arbeitet, um Wirkung zu erzielen. Das können nicht viele“, äußerte er seine Bewunderung.

„Ehre , wem Ehre gebührt – und Jupp Tenhaef gebührt diese Ehre“, unterstrich der Vorsitzende des Museums-Fördervereins, Peter Hohl, dessen Verdienste für die niederrheinische Mundart, ehe er den Künstlern des Nachmittags die Bühne überließ.

Würdigung mit Musik und Rezitation

Wie schon beim Mundartnachmittag für Theodor Bergmann übernahmen Bernd Rolf und seine Frau Bärbel den musikalischen Part, begleiteten mit Gitarre und Gesang die Lieder-CD von Güno van Leyen mit den Texten von Tenhaeff.

Sie intonierten „Neß ow hart“, „Haseschrieves“; „Hers“ oder „Kävelse Moppe“, dass die Anwesenden gerne mitsangen. Und zum Schluss spielten sie mit Hans Poschmann das Heimatlied „Wor hör ek t´hüss“.

Im Zentrum des Nachmittags stand der wunderbare Mundart-Vortrag von Wilfried Renard, der ähnlich wie bei Theodor Bergmann mit ganzem Körpereinsatz die Werke des Dichters vortrug. Er erzählte vom „Wentersport“, die Tierfabel „Üt enne Poot“ und die Geschichte von der Maus, die beim Mausen erwischt wird bei „So moß et komme“.

Daneben standen kurze Stücke wie die „Wülderej“, der „Pädd op de Padd“ und das jahreszeitpassende „Is on Schnej“ neben so zauberhaften Langtexten wie dem „Sportberecht“ , wo „Fasane-Fretz dem Ball met dem Bennerest“ beim Elfmeter nicht versenkt, und so lebensnahen Gedichten wie „Sonndag in´t Derp“.

Es gab auch Nachdenkliches

Renard zeigte in seinen Beiträgen auch den nachdenklich-tiefsinnigen Tenhaef, der mit Zeilen wie „Wej Mensse denke, senne, süüke, glöve / on söllen ons doch selfs en Rotsel blieve“ über das menschliche Dasein sinnierte, in „Er alde on et nejje Johr“ konstatierte: „Lott merr komme, wat dor komme sall.“

Und am Ende gab er über Tenhaef den „Gujje Rot“ weiter: „Et besten es, me helt meer Moot, on drevt nit sovööl Stuß on Stoot, in Wönß on met Gedachte.“ Sein neffe Klaus Helmus meinte nach der Veranstaltung: „Er wäre unheimlich stolz gewesen.“

Museumsleiterin Veronika Hebben dankte zum Ende allen für ihre Unterstützung für diese Mundart-Reihe – von den Museums-Mitarbeitern über die Künstler bis zum „Kevelaerer Blatt“. Und sie kündigte an, dass es ab 2019 eine Veranstaltungsreihe mit niederrheinischen Künstlern und Dichtern geben wird mit jeweils einem Termin pro Quartal.