Drei Kreuze aus den Trümmern

Es war ein besonderer Moment, als Pastor Gregor Kauling die drei Kreuze – gestaltet von Schreiner Peter Tervooren und seinem Mitarbeiter Lutz Laermann aus Kervenheim – segnete. Aus dem Holz der verbrannten Trümmer des Nebengebäudes einer zerstörten Kirche im Niger geschaffen, erinnern die Kreuze an die Attacke auf christliche Religionshäuser in dem afrikanischen Land am 17. Januar 2015. Damals wurden insgesamt 70 Kirchen zerstört.

Kurz vor der Segnung hatte sich Wallfahrtsrektor Gregor Kauling an eine sehr persönliche Reise in das frühere Jugoslawien nach Bosnien erinnert, wo er eine völlig ausgebrannte alte Franziskanerkirche „mit Einschüssen im Tabernakel“ vorfand. „Die Kreuze hier zeugen auch von Mord und Totschlag.“ Im Angesicht des Osterfestes machte er aber auch deutlich: „Wir vertrauen darauf, dass am Ende immer Gottes Ja steht, auch wenn der Mensch Nein sagt zum Leben.“ Das Beste, was man angesichts von Zerstörung und Leid tun könne, sei, „dass wir es verwandeln, daraus ein Kreuz zu machen – dass das Nein des Menschen nicht das letzte Wort hat.“ Die Kreuze stünden für Versöhnung.

Rückkehr nach 7 Jahren

Seit Jahren engagiert sich die „Aktion pro Humanität“ um Elke Kleuren-Schryvers im Niger. Vor Kurzem konnte sie nach sieben Jahren das Land erstmals wieder mit Tervooren und ihrem Team besuchen – und die Holzreste mitnehmen.

Eines der drei Kreuze übergab Kleuren-Schyvers danach im Priesterhaus an den Wallfahrtsrektor Gregor Kauling für das „verlässliche partnerschaftliche Verhältnis“ und die Hilfe, die von Seiten der Wallfahrtsleitung immer wieder gekommen sei.

Das zweite Kreuz wird der nigrische Erzbischof Laurent Lompo im Rahmen des Katholikentages an das Bistum Münster weitergeben. Dessen beharrliche Arbeit vor Ort hob die Stiftungsvorsitzende ausdrücklich hervor. Sie übermittelte dessen Dank an die Kevelaerer für die Hilfe im Rahmen der großen Spendenaktion im Dezember.
Und das dritte Kreuz soll der Weihbischof Rolf Lohmann erhalten, der „maßgeblich mit dazu beigetragen hat, dass alle Kirchen wieder errichtet wurden“, so Kleuren-Schryvers. Die Christen im Niger, die mit einem Anteil von zwei Prozent eine deutliche Bevölkerungsminderheit darstellen, werteten den Wiederaufbau der Kirchen als starkes Zeichen.

Die Niger-Reise selbst sei gekennzeichnet gewesen „von der Perspektivlosigkeit im Staat“, führte Kleuren-Schryvers aus. Ein Problem sei der Klimawandel, der die zu bewirtschaftenden Flächen verknappe. Dazu kämen noch chinesische Investoren, die in den Dörfern mit Bargeld den Menschen auch noch die Flächen für eigene Bewirtschaftung abkaufen.

Die größte Baustelle bleibe der „abstrus“ wirkende Hunger – der dafür geschaffene Begriff „erschwerter Zugang zu Nahrungsmitteln“ drücke das nicht angemessen aus. Denn dauerhaft „Hirsebrei ohne irgendwas“ zu essen, führe bei Frauen und Kindern zu Mangelerscheinungen und Organstörungen.

Kleuren-Schryvers verwies auf die jetzt schon existierende Nahrungsmittelknappheit, die sich durch das „gigantische Bevölkerungswachstum“ noch weiter verschärfen wird. Der Niger soll im Jahr 2025 40 Millionen statt bislang 20 Millionen Einwohner haben. „Das Bevölkerungswachstum ist das höchste der Welt. Die Familien haben bis zu acht Kinder, und die Mädchen dürfen schon ab zwölf Jahren verheiratet werden.“

Da helfe nur die Überzeugungskraft der humanitären Arbeit und der Argumente, der „interreligiöse Dialog“ auch mit den maßgeblichen Imamen, ohne dass dieser belehrend rüberkommen soll. Eine Möglichkeit könne auch sein, dass viele muslimische Eltern ihre Kinder auf christliche Schulen schicken und darüber aufgeklärt werden können.

Positiv wertete sie, dass die Stiftung mit Hilfe einer Kinderstation, Brunnen, Rückhaltebecken und diversen Mikrokrediten zur Verbesserung des Lebens der Menschen habe beitragen können. Die Kredite ermöglichten den Frauen, auf einer kleinen Parzelle Gemüse anzubauen und zu verkaufen.

Hilfe mit kleinen Mitteln

Auch sei in bescheidenem Maße Viehzucht möglich. „Das ist ein geniales Beispiel von Friedensarbeit zwischen den Ethnien. Es macht die Frauen stolz und befriedet die Famlien.“ Es sei so leicht, „mit wenigen Mitteln viel Gutes zu tun.“

Beeindruckt zeigten sich Kleuren-Schryvers und Tervooren, dass die Menschen trotz ihrer eigenen Probleme Flüchtlinge in dem verbrannten Nebengebäude, wo das Holz für die Kreuze herstammt, aufnehmen und mit Geld, Essen und Aludecken versorgen. „Das ist unglaublich, wieviel Rückgrat in so einem armen Land besteht, andere Notleidende mit Kleinigkeiten aufzufangen. Das ging uns nahe.“