Dr. Dominik Pichler hielt die Predigt zum 3. Advent
Einen etwas ungewöhnlichen Lesungstext hatte sich Bürgermeister Dr. Dominik Pichler für seine Adventspredigt ausgesucht. „Ich bin daher sehr gespannt, wie unser Bürgermeister das auslegt“, bekannte auch Kaplan Christoph Schwerhoff.
Am Gaudete-Sonntag gab es die dritte Adventsansprache mit einer Betrachtung über das erste Buch der Bibel, Genesis, Kapitel 39. Darin wird geschildert, wie Josef als Sklave nach Ägypten in das Haus des Potifar kam und dort durch die Frau des Potifar verführt wurde. Als er sich jedoch weigerte, entwendete sie ihm sein Gewand und begann, laut um Hilfe zu schreien. Den Herbeieilenden gab sie fälschlicherweise an, Josef hätte sie verführen wollen und präsentierte ihnen sein Gewand als Beweis. Da Potifar seiner Frau glaubte, kam Josef unschuldig ins Gefängnis.
„Das Buch Genesis entstand vor über 2500 Jahren und beschreibt eine Situation, die auch im Jahr 2016 nichts von ihrer Aktualität verloren hat“, gab Pichler zu bedenken. Er verwies auf das Verfahren um Fernsehmoderator Jörg Kachelmann, der der Vergewaltigung beschuldigt wurde und erst nach einem langen Strafverfahren und 132 Tagen in Untersuchungshaft von diesem Vorwurf freigesprochen wurde.
Oft stehe Aussage gegen Aussage und die Strafjustiz müsse entscheiden, welche Aussage glaubwürdiger sei und wer wohl eine Falschaussage getätigt habe. Dr. Pichler schilderte, wie wichtig ihm in seiner Zeit als Strafverteidiger der Glaube war, der Glaube daran, dass Gott ein ausnahmslos liebender Gott ist. Auch der schlimmste Straftäter verdiene ein faires Verfahren und die bestmögliche Verteidigung, so der Jurist. Es ginge nicht um die Stammtischparole, möglichst „hart“ zu bestrafen, sondern möglichst „gerecht“.
In Zeiten der Flüchtlingsströme warnte er davor, von einzelnen Vorkommnissen der Vergewaltigung einen Rückschluss auf alle zu tun. „Vorurteile, diffuse Ängste und begründungsfreie Parolen haben nichts mit dem christlichen Wert zu tun, allen Menschen vorurteilsfrei zu begegnen. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind mit meinem christlichen Glauben unvereinbar“, gab der Bürgermeister zu bedenken und bekannte: „Gott ist ein liebender Gott, er unterscheidet nicht nach dem Inhalt des Vorstrafenregisters, dem Beruf oder dem Kontostand, nach Hautfarbe, Alter, Geschlecht oder Nationalität. Und diesem Vorbild sollten wir wieder häufiger folgen.“