„Dort ist man nie allein“

In der letzten Basilikastunde des Jubiäumsjahres 2017 stand noch einmal das wohl kleinste Gnadenbild der Welt im Zentrum. Verona Marliani-Eyll und Basilikaorganist Elmar Lehnen hatten die Idee dazu und die Veranstaltung organisiert.
Mit technischer Unterstützung von Norbert Heckens wurde der unscheinbare Kupferstich des Luxemburger Gnadenbildes der „Consolatrix Afflictorum“ ganz oder in Ausschnitten über einen Beamer auf einer großen Leinwand präsentiert. Mal leise und zart, mal majestätisch und triumphal bot Elmar Lehnen mit der Großen Seifertorgel wunderbare Musikmeditationen zu den bekannten Marienliedern. Als besonderer Gast folgte der frühere Wallfahrtsrektor Stefan Zekorn der Einladung nach Kevelaer. Von 2006 bis 2011 war er der oberste Hüter des Gnadenbildes. Mit seinen Meditationen und Betrachtungen gestaltete er spirituell den Abend in der stimmungsvoll beleuchteten Basilika.
„Das Gnadenbild ist auch ein Meditationsbild. Es ist mir eine Ehre, dass ich heute mit Ihnen das Gnadenbild meditieren darf“, begann Weihbischof Zekorn. „In diesem Bild begegnet uns Maria als Königin mit Krone und Zepter und Jesus mit der Weltkugel auf dem Arm.“ Maria halte uns Jesus entgegen. Beide schauten gelassen und friedvoll. „Leben auch wir aus dem Vertrauen und der Gnade Gottes. Dann könnten auch wir alles Schwere tragen, getreu dem Wort von Meister Eckhart: Nichts ist schwer, bin ich nur leicht.“ Auf dem Bild könne man auch die Stadt Luxemburg erkennen. Die Darstellung einer Stadt nahm Zekorn zum Anlass, über die Beziehungen zu Freunden und zu der Familie nachzudenken. In jeder Stadt gebe es Freude, Feste, frohe Menschen, aber auch Tod, Einsamkeit, Leere, Beton.
Das Bild stehe im Zentrum von Kevelaer und sehe jeden Tag frohe Menschen, aber auch traurige und betrübte. „Ich war früher oft am Gnadenbild“, bekannte Zekorn, „dort ist man nie allein. Gott füllt alle Einsamkeit. Er ist die Beziehung zu allen Menschen, die weit weg sind und mit denen wir noch verbunden sind. Hier am Gnadenbild können wir Gott alle Menschen anempfehlen.“
Im Zentrum des Gnadenbildes sei das Kreuz, das Maria umhängen habe. Maria wolle immer nur auf Jesus verweisen. Das Kreuz sei seit dem Opfer von Golgotha ein Zeichen für die grenzenlose Liebe Gottes, der sich in Jesus für uns hingegeben habe. Maria habe das Leiden Jesu geteilt und auch die Kraft des sich verschenkenden Lebens erfahren durch Heilungswunder, durch das Pfingsterlebnis oder in der Anbetung.
Auch heute könnten viele Leidende zur Consolatrix Afflictorum gehen und gestärkt nach Hause gehen. „Das Blick auf das Kreuz verändert den Blick auf die Welt. Wir sehen tiefer und weiter und sehen alles in einem anderen Licht. Wenn wir uns dem Dunkel stellen, wird uns der Schritt ins Licht geschenkt“, so das Plädoyer. Mit einem persönlichen Gebet und seinem beschöflichen Segen endete diese letzte Basilikastunde. Hinterher lag der ganze Kapellenplatz unter einer frischen Schneeschicht. Wer wollte, war noch zu einem gemütlichen Austausch mit Weihbischof Zekorn im Goldenen Apfel eingeladen.