Die Welt braucht die Narren

Nach und nach strömte die bunte Schar der Jecken aus Nah und Fern in das Forum Pax Christi, um bei der 16. Wallfahrt der Karnevalisten dabei zu sein. „Das ist ein schöner Abschluss der Session“, sprachen Prinz Klaus IV und Prinzessin Elke I. vom Festkomittee Langenfeld den Tollitäten aus dem Herzen.
„Knapp 650 Jecken haben sich angemeldet und einige sind spontan dazugekommen“, freute sich die neue VfR-Präsidentin Elke Tebartz über den guten Zuspruch, bevor es für sie erstmals ernst wurde. „Ich bin nervös“, gestand sie vor ihrer Premiere, bevor sie mit den Worten „Liebe Tollitäten, Gäste und Mitbürger“ die Anwesenden im weitern Rund begrüßte. Tebartz erinnerte an den Zweck der Wallfahrt, „zusammen Danke zu sagen für die vergangene Session und den Segen zu erfahren für die kommende und zu beten für alle, die nicht dabei sein können oder von uns gegangen sind“.
Die VfR-Präsidentin nannte in diesem Kontext den Namen des vor sieben Wochen verstorbenen Ehrenpräsidenten Egon Kammann. Sie erinnerte sich daran, „wie er am Tag vor 17 Jahren die Idee hatte, die Wallfahrt ins Leben rufen.“ Sie würdigte ihn als „Karnevalist durch und durch“. Anschließend trugen die „Swingies“ für ihr früheres Mitglied zwei seiner Lieblingslieder vor. Elke Tebartz machte sich derweil auf den Rundgang entlang der 40 Vereine.
Danach zogen die Jecken weiter in die Basilika, um dort im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes den Segen für die kommende Session und Einkehr zu erfahren.
In der fünften Reihe saß auch Erika Kammann. „Das ist doch Pflichtprogramm, erst Friedhof, dann die Wallfahrt hier“, war für die Witwe des Begründers der Karnevalisten-Wallfahrt die Anwesenheit eine Selbstverständlichkeit. Ihrem Mann wurde in den Fürbitten der Kinder und seitens Schwerhoffs nochmal ausdrücklich gedacht.
Nach dem prachtvollen Einzug der Jecken drückte Kaplan Christoph Schwerhoff seine Freude darüber aus, „dass wir gemeinsam den Karneval starten dürfen“ und „die Freude feiern.“ Er segnete die Wallfahrtskerzen und Standarten, ehe er seinem Nettetaler Kollegen Bastian Rütten den Vorzug der Rede gab.
Dieser erzähte die Geschichte eines Tüftlers namens Alfred J. aus New Jersey, der zuhause versuchte, eine Kunststofftapete zu entwickeln. Die hielt aber nicht an der Wand. „Man sagte, der bekloppte Kerl, jetzt ist er durchgeknallt.“ Bis er am 21. November 1959 ein Patent auf Luftpolsterfolie anmeldete. „Was wäre das Leben, wenn wir nicht wagten, verrückt zu sein?“, forderte der Seelsorger die Narren auf, genau das zu sein. „Weil unsere Welt, den Narren, den Bekloppten, den Verrückten braucht. Das ist euer Job. „ Dazu brauche es positive Energie und den Mut. „Es braucht die Verrückten, die die Welt auf den Kopf stellen. Das können wir als Kirche allemal brauchen. Jemand, der uns den Spiegel vorhält, Werte verdreht und die Dinge anders sieht.“
Danach sorgte Monika Voss mit der „Patrona von Kevealer“ und den „Rosen der Madonna“ bei den Zuhörern für feuchte Augen. Die Sopranistinnen Biggi Lehnen und Anja Roßmann boten zur Kommunion eine ergreifende Version von „You raise me up.“ Im Anschluss zog die gesamte Narrengemeinde nach „Die Hände zum Himmel“ aus zur Gnadenkapelle, wo nochmal der Maria gedacht wurde.
Schließlich zog der Lindwurm der Karnevalisten durch die City, bevor es für die Jecken in das Konzert-und Bühnenhaus, wo der Musikverein auf der Bühne für die musikalische Begrüßung sorgte. Der frühere VfR-Vorsitzende Willy Holt­appels machte den Conferencier für das mit den Verein zusammen spontan improvisierte Programm. Die Showtanzgruppe des VfR und die „Swingies“ betätigten sich als „Eisbrecher“ für die folgenden vergnüglichen Stunden bei Tanz, Musik und Klönen.