Die Unsicherheit der Gastronomen bleibt

Seit 15 Jahren betreibt „Hacco“ alias Hartmut Peters seinen Pommesstand am Roermonder Platz. An diesem Dienstagabend gönnt er sich draußen vor der Gaststätte „Alt Derp“ einen guten Schluck. „Jeder Gastronom müsste, um zu überleben, die Möglichkeit haben, mit Überdachung und diesen Dingern essen zu können“, meint er in Bezug auf den Heizstrahler, der neben seinem Tisch steht. Auch wenn er hofft, dass die Gastronomie „diese Dinger“ nur ein Jahr braucht.

Bei ihm darf keiner der Kunden „unmittelbar unter der Klappe“ an seiner Bude speisen, wohl aber an zwei bis fünf Stehtischen mit fünf Metern Abstand. Dementsprechend hat er für die kommende Zeit ein großes Zelt bestellt, „damit auch die Handwerker bei mir in Zukunft bei Regen trocken essen können.“ Die letzten Monate habe es sich nach der Lockdown-Phase wieder normalisiert, sagt er. Aber seit zehn, vierzehn Tagen nehme man schon wahr, dass ein Gutteil der niederländischen Kunden, die er sonst hatte, ausbleiben und die Frequenz sinkt.

Kalli Hornbergs vom „Alt Derp“ ist froh, dass sich das Geschäft nach dem Lockdown wieder beruhigt hat und er seine Mitarbeiter voll beschäftigen kann, ohne dass sie mit Kurzarbeitergeld leben müssen. „Wir sind konsequent in der Anwendung von allem“, was mit Desinfektion, Hygiene, Abstand zu tun hat. „Das wird von den Leuten gewürdigt, dass sie sich wohl und sicher fühlen.“ Aber natürlich fehlen im Innenbereich aufgrund der Situation sechs Tische, die sonst belegt sind.

Seine Pläne gehen aktuell dahin, „hochwertige Abtrennwände mit Sichtschutz“ für die Außengastronomie anzubringen. „Die Leute können sich dann noch sicherer fühlen.“ Er rechnet damit, dass man noch länger mit den Umständen der Zeit leben muss. „Nach Corona und einer Impfung wird es nicht einfach heißen: Masken ab.“

Die Situation macht erfinderisch

Beim „Pfannkuchenhaus“ auf der Busmannstraße denkt Chefin Mary Aida Sellathurai auch darüber nach, wie man den Betrieb draußen eventuell noch weiter strecken kann. „Wir werden so lange machen, wie es geht“, sagt die Unternehmerin, die mit ihrem Mann sowieso keinen Ruhetag hat, wie sie sagt. Im Sommer habe man schon „etwas rausgeholt“, was durch den Lockdown im Frühjahr verloren gegangen ist. Und die Leute wollten draußen noch immer sitzen. Konkrete Pläne gebe es zwar noch nicht. „Aber wir werden uns etwas einfallen lassen.“

Terrassenheizstrahler und irgendeine Form der Überdachung, etwas in der Richtung könnte es sein. Sie hofft, dass man dafür aber auch Hilfe vom Staat bekommt, wie es vom Bund jetzt kürzlich angekündigt wurde. Dahingehend werde sie sich erkundigen. „Wenn ich hier investieren will, brauchen wir schon Unterstützung.“ Bei einem Lockdown wäre Mitarbeiterin Karin Brockerhoff wohl ohne Job. „Wir beten mit Maria, dass alles gut geht.“

Bierschnaps, Waffeln und Poffertjes

Thomas Molderings vom „Kävelse Lüj“ nimmt es, wie es kommt. „Ich bereite mich gar nicht vor, weil wir gar nicht wissen: Müssen wir uns vorbereiten oder nicht?“ Da sich der Stand der Dinge quasi täglich ändere, könne der Betrieb „von heute auf morgen zu Ende sein.“ Nichtsdestotrotz werde man versuchen, zu den Adventssonntagen mit selbstgemachten Produkten wie einem besonderen Bierschnaps, aber auch mit Waffeln und Poffertjes im Dezember „Vollgas zu geben, um die Kunden so glücklich zu machen, dass sie Mitte Januar wieder kommen.“ Und anschließend, so hofft er, gibt es dann in Sachen Corona „mehr Lichtblicke“ und man könne die Saison dann vernünftig angehen.

Viel Gastronomie am Abend draußen will er nicht machen. „Ich bin kein so großer Freund davon. Und mit den Strahlern ist das gar nicht so gewünscht bei den Gästen.“ Außerdem wäre das natürlich auch eine große Geldinvestition in so unsicheren Zeiten. „So ein Ding kaufen und dann in drei Monaten wieder verkaufen, das ist an falscher Stelle investiert.“ Im Lokal gebe es viel Platz. „Das Volk verteilt sich schön im Hause.“

Und „nicht so charmant“ sei das Draußensitzen momentan vor Ort wegen der dortigen Baustelle sowieso. Eine mögliche bevorstehende Maskenpflicht für Kevelaer auch draußen würde faktisch wenig verändern, glaubt er. „Entweder kommen die Leute nicht – oder wir sind dann d´accord mit den Vorschriften.“