„Die Situation ist kein Grund zur Panik, aber ernst zu nehmen“

Bereits am vergangenen Freitag, 16. Oktober 2020, erreichte der Kreis Kleve bei der 7-Tage-Inzidenz einen Wert von über 35, womit im Kreisgebiet die „Gefährdungsstufe 1“ gilt. Es sei ernst, aber man dürfe die Situation nicht dramatisieren, macht Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler deutlich. Dennoch: Anlässlich der aktuellen Entwicklungen und damit einhergehenden neuen Corona-Schutzmaßnahmen tagt am heutigen Dienstag, 20. Oktober 2020, der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ in der Wallfahrtsstadt. Denn vor allem eines sei wichtig, so Pichler: „So langsam aber sicher müssen wir gucken, dass uns die Dinge nicht entgleiten.“ Früh genug die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen sei sinnvoller, als einen unkontrollierbaren Anstieg der Infektionszahlen abzuwarten.

In Kevelaer kann es schon bald an hoch frequentierten öffentlichen Plätzen in der Innenstadt eine Maskenpflicht geben. Eine entsprechende Allgemeinverfügung wird aktuell geprüft. Bereits jetzt geltende Änderungen sind aufgrund des 7-Tage-Inzidenzwertes über 35 eine Maskenpflicht bei öffentlichen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen auch am Platz sowie bei Sportveranstaltungen. Außerdem dürfen im öffentlichen Raum nur noch Veranstaltungen aus herausragendem Anlass mit bis zu 25 Personen stattfinden. „Im privaten Raum gibt es aktuell keine Einschränkungen“, erklärt Ordnungsamtschef Ludger Holla. Dieser Raum umfasst die eigene Wohnung, Nebengebäude, den Garten und das eigene Grundstück. Dennoch sei es dringend zu empfehlen, sich auch im privaten Rahmen mit großen Feierlichkeiten zurückzuhalten.

Holla kündigt für die kommende Zeit verschärfte Kontrollen an. „Wir werden die Personalkapazitäten beim Ordnungsamt hochfahren.“ Aus anderen Verwaltungsbereichen werde man Mitarbeiter abziehen. „Ich gehe davon aus, dass wir acht bis zehn zusätzliche Personen brauchen.“ Im Zuge dieser Ankündigung bittet Holla die Bürger außerdem um Verständnis. Das Ordnungsamt sei seit März sieben Tage in der Woche aktiv. Da könne es vorkommen, dass eine sofortige Erreichbarkeit bei Beschwerden nicht immer gewährleistet sei.

Das Dunkelfeld wird eingegrenzt

Am gestrigen Montag, 19. Oktober 2020, waren in Kevelaer sieben Corona-Infizierte bestätigt, die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve lag bei 41,3. Zum Vergleich: Vor einem Monat, am 18. September, lag die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve noch bei 6,7. Zu beachten ist, dass die aktuellen Werte aufgrund einer deutlich erhöhten Menge an Testungen nicht mit Werten aus dem Frühjahr zu vergleichen sind. Allerdings seien sie sehr wohl mit den Werten des Sommers vergleichbar, verdeutlicht Pichler. „Wir haben einen erheblichen Anstieg, der nicht durch eine Mehrtestung zu erklären ist.“ Denn auch im Sommer sei viel mehr getestet worden als noch im Frühjahr – allerdings mit weniger positiven Ergebnissen als aktuell. Ein positiver Effekt der erhöhten Menge an Tests sei, „dass wir das Dunkelfeld erheblich eingegrenzt haben.“ „Die Situation ist kein Grund zur Panik, aber ernst zu nehmen“, macht Pichler deutlich und appelliert an die Bürger, sich weiterhin an die geltenden Regeln zu halten.

Bereits jetzt wirken sich die steigenden Infektionszahlen auf Veranstaltungen in Kevelaer aus. Die städtische Theaterreihe ist bis zum 31. Dezember 2020 ausgesetzt. Auch die Durchführung des Kevelaerer Marketingpreises steht aktuell auf der Kippe. Pichler kündigt an, dass die Veranstaltung unter Umständen online durchgeführt werden soll. Weitere Einschränkungen sind aktuell noch nicht zu verzeichnen, könnten sich allerdings ergeben, wenn die Infektionen im Kreis Kleve weiter steigen. Es sei davon auszugehen, dass wir bei der 7-Tage-Inzidenz die Marke von 50 bald erreichen werden, meint Pichler angesichts der aktuellen Entwicklungen. Daraus resultieren könnten unter anderem Einschränkungen in der Gastronomie in Form einer Sperrstunde sowie Einschränkungen im Veranstaltungsbereich, im Sport oder auf Spielplätzen, erklärt Holla. Das sei allerdings aktuell noch nicht festzulegen – und vor allem nicht wünschenswert, ergänzt Pichler. Niemand wolle erneute stärkere Einschränkung. Um die Verbreitung des Virus einzudämmen sei aktuell vor allem wichtig, dass sich alle Bürger an die geltenden Maßnahmen halten.

Besinnliche Weihnachtszeit?

Wie besinnlich sich die diesjährige Vorweihnachtszeit unter Pandemie-Bedingungen gestalten wird, kann wohl kaum jemand ahnen. Für Kevelaer gibt es aktuell noch Hoffnung auf einen Advents- und Krippenmarkt unter Corona-Bedingungen. Ein Hygienekonzept der Veranstalter liege bereits vor, erklärte Holla. „Es scheint aktuell durchführbar“ – vor allem mit Blick auf streng geregelte Zugangskontrollen. Das Hauptaugenmerk liegt hier, der Dynamik der Situation geschuldet, auf dem Wörtchen ‚aktuell‘. „Ich denke, wenn wir eine Inzidenz von 50 erreichen, wird das nicht mehr funktionieren“, sagt Pichler. „Irgendwo stößt man an Grenzen – auch der Plausibelmachungen.“ Die Möglichkeiten der Durchführung des Marktes, der Ende November starten soll, muss von den Verantwortlichen mit Betrachtung der Entwicklungen immer wieder neu bewertet werden. „Dinge, die möglich sind, wollen wir auch möglich machen“, sagt Pichler. „Aber wir wollen auch nicht als Hotspot in die Geschichte eingehen.“