Die Renaissance eines Handwerksberufs

Korbmachermeisterin Margret Schiffer aus Sonsbeck präsentierte im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte im Rahmen der Kreis Klever „KulTourtage“ den Besuchern die Kunst des Korbflechtens.

Das Korbflechten ist ein uraltes Handwerk und wird seit Menschengedenken auf der ganzen Welt ausgeübt. Zur Zeit der „Sammler“ wurden Gräser, Zweige und Wurzeln zusammengedreht und miteinander verflochten, um Gesammeltes zusammenzubinden. Aus Pflanzenteilen wurden Matten geflochten und aus groben Ästen Zäune errichtet. Die Flechttechniken wurden weiter entwickelt und neben kunstvollen Behältern wurden auch diverse andere Gegenstände geflochten. Die Reste eines in der Wulsttechnik gefertigten Korbes, der ungefähr 10.000 v. Chr. geflochten worden war, wurde im Nahen Osten gefunden.

Vom Aussterben ist der Berufsstand nicht bedroht, obwohl dies in den letzten Jahren fast so aussah. So gibt es nur noch eine Fachschule in Lichtenfels. Die staatliche Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels ist die einzige ihrer Art in Deutschland. SchülerInnen werden in drei Jahren Vollzeitunterricht zu staatlich geprüften FlechtwerkgestalterInnen (früher KorbmacherInnen) ausgebildet. Hier machte auch Schiffer ihre Ausbildung, die sie 1987 mit der Meisterprüfung abschloss. Heute ist die Meisterprüfung nicht mehr Bedingung für die selbstständige Ausübung des Berufs.

Nachhaltige Produkte

Das alte Handwerk wird gerade wiederentdeckt. „Viele Menschen wollen nachhaltige Produkte kaufen, die sehr lange halten, wollen weg vom Plastik. Ein handgeflochtener Korb ist zu 100 Prozent ein Naturprodukt“, sagt Schiffer. Sie berichtet von über 500 Sorten an Weiden, aus denen Körbe geflochten werden (früher verwendete man auch Peddigrohr aus Indonesien, dies darf aber nicht mehr exportiert werden). Sie verwendet nur fünf Arten, überwiegend Kopfweidenruten, da diese aus der Region kommen.

Mit Gang-, Schicht-, Kimmschicht-, Würfel-, Matten- und Zick-Zack-Technik werden unterschiedlichste Körbe hergestellt. „Butterkörbe“, Papierkörbe“, „Metzgerkörbe“, „Einkaufkörbe“, „Kartoffelkörbe“ oder „Wäschekörbe“ haben je nach Region eine bestimmte Form und Größe, an die sich die Handwerkerin hält.

Auf einer Plank (Sitzbank mit einer Art Töpferscheibe) sitzend, benötigt Schiffer neben den Weidenruten ein Klopfeisen, einen Stechpfriem (ähnlich einer Ahle), einen Ausstecher, einen Ausputzer (Spezialmesser) und eine Korbmacherschere.

Von Rattan die Rinde (Binsen) wird für das Flechten von Möbeleinsätzen oder Heizungsverkleidungen verwendet. Da Möbel-Antiquitäten momentan nicht hoch gehandelt werden (Margret Schiffer meint, wenn genügend weggeworfen wurden, dann kommt das wieder), kommen Reparaturen heute seltener vor. „Sonnengeflecht“ bei Tischen, „Wiener-“, „Stern-“ oder „Siebgeflecht“ bei Stühlen sind hier bevorzugte Muster.

In ihrer Werkstatt bietet die Korbmachermeisterin Workshops an, kommt aber auch privat zu Gruppen oder vermittelt das Handwerk in Kursen in der Volkshochschule. Sie kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen und verhilft Menschen wieder im Haushalt zu Naturprodukten als Gebrauchsgegenständen.

Info und Kontakt: M. Schiffer, Korbmachermeisterin, Kevelaerer Str. 13, Sonsbeck, Telefon: 02838/9215, E-Mail: schiffer-korb@t-online.de.