Die Leute sind das Theater – und es gibt nur freundliche Begegnungen
Für fünf Stunden verwandelte sich Kevelaer am vergangenen Sonntag in eine Welt voller Kindlichkeit, Lachen und Phantasie. An fünf verschiedenen Bühnen zeigten Puppenspieler aus ganz Deutschland, mit welchen Mitteln man junge Kindergesichter zum Strahlen bringen kann.
Claudia Olma und Thomas Hänsel vom „Marotte Figurentheater“ aus Karlsruhe freuten sich an der Ecke Busmannstraße vor ihrem ersten Auftritt auf die Zuschauer. „Wir spielen selten draußen“, konnten sie aber die Kleinen und die Großen direkt um zwölf Uhr mit der Geschichte vom „Hase und Igel“, bei der der listige Igel den gemeinsamen Wettlauf gewinnt, direkt in ihren Bann ziehen. Und als „Schmankerl“ verteilte der „Busmann“ kleine Präsenttüten mit Schokolade. Ein paar Meter weiter im Museumsdurchgang faszinierten der Hannoveraner Ulrich Schuliz von „Die Complizen“ mit der Geschichte von dem „Schaf Charlotte und seinen Freunden“ das Publikum, wo es um eine Rettungsaktion für ein Schaf ging. „Wir machen im Sommer sowas immer mit Flüchtlingskindern und ich guck da immer auf den Veranstaltungen“, hatte Bernard Baugitte von der Rheinberger Diakonie seine achtjährige Tochter Jasmin mit, die sich gar nicht von der schönen Landschaft und dem vielstimmigen Tierleben lösen konnte.
„Der war gestern schon mit „Urmel aus dem Eis“ im Bühnenhaus“, hatten der Kevelaerer Björn Völlings und seine Familie direkt eine Motivation, auch dieses Stück mal zu gucken. „Da wird Anne sicher heute Abend von erzählen“, sah er die Freude seiner siebenjährigen Tochter, die in der ersten Reihe gebannt zuschaute. „Wir vermissen unsere Enkel, die nehmen wir nächstes Jahr auf jeden Fall mit“, schwärmten die beiden Seniorinnen Conny Jannsen und Inge Bachmann aus Straelen von der „super-kindgerechten“ Umsetzung.
Fur große Aufmerksamkeit sorgten auch die Walking Acts, ob es nun der Kalkarer Heiner Dünkelmann mit seiner Straßenkomik oder „Lole und Lasse“ aus Hannover waren, die mit ihren aussergewöhnlichen Köpfen sich gerne als Fotomotiv zur Verfügung stellten.
Bei „Katz und Maus“ am Luxemburger Platz hatte die achtjährige Lea aus Krefeld sogar eine Hochzeit gesehen. „Die war echt schön“, schwärmte sie von der Vorführung. „Wir hatten das im Internet entdeckt, das ist ganz entspannt und super, dass es total verteilt in der Stadt ist“, fand ihre Mama Nicole Stettner. An der Bahnstraße erzählte die Figurenspielerin Britt Wolfgramm die Geschichte der Rattenkinder „Elliot und Isabella im Finsterwald“, die sich auf die Suche nach ihrem Opa Pucki machen und dabei Bocky Bockwurst und seiner Bande begegnen. Da hatten die Kinder viel zu lachen – aber nicht nur sie: „Ich bin doch Kind – ich werde nie erwachsen“, meinte Hans Theunissen aus dem niederländischen Milsbeek. „Was ich total toll finde hier, ist: Die Leute, die sind das Theater“, so der 60-Jährige.
Am „Pastors Höfken“ an der Amsterdamer Straße hatte sich das Krefelder „Puppertheater Klapper Tüüt“ mit seiner Bühne und dem Stück „Frau Müller-Erbse erzählt“ aufgebaut. Und als der böse Drache dort der alten Dame den Kuchen wegfraß, kam von den Stühlen der lautstarke Protest: „Nein, das darfst Du nicht.“
Puppenspielerin Ina Coelen selbst fand „diese Ecke hier super. Die Leute sind so klasse – das ist der Hammer hier. Es gibt nur freundliche Begegnungen und keine Griesgräme. “
Am Nachmittag zog ein heftiger Schauer über Kevelaer – was das Programm aber zum Glück nur leicht beeinträchtigte.