Die letzte Ruhe im Wald
Begräbniswald oder Friedhof? Sargbestattung oder Urnenbeisetzung? Zugegeben, es ist ein schwieriges Thema, wenn nicht sogar ein Tabuthema. Dennoch werden wir alle irgendwann einmal damit konfrontiert: Abschied nehmen von lieben Angehörigen, Partnern und Freunden. Und als sei dies nicht schon schwer genug, kommt ziemlich zeitnah die Frage nach der Beisetzung auf. Jean Kamps, seit 40 Jahren Bestatter in Kevelaer, weiß, was auf die Hinterbliebenen zukommt, kennt die Fragen der Trauernden. Letztendlich bleibt es den Zurückgebliebenen, dem Verstorbenen die letzte Ruhestätte zu geben, einen letzten Wunsch zu erfüllen.
Ihnen und dem Bestatter bleibt es, dem letzten Weg einen würdigen Rahmen zu geben. „Das ist überhaupt das Wichtigste“, bekräftigt Kamps. Längst aber haben sich Beerdigungsrituale und Abläufe gewandelt. Eine klassische Sargbestattung auf einem Friedhof, wie sie noch bis vor 20 Jahren die Regel war, gilt auch hier in der Marienstadt längst nicht mehr als übliche Beerdigungsform. Zunehmend finden auf städtischen und kirchlichen Friedhöfen Urnenbeisetzungen satt. Oftmals auch auf Wunsch der Verstorbenen, die sich im Vorfeld Gedanken um die Nachsorge gemacht haben.
„Das kommt gar nicht mal so selten vor“, weiß der Bestatter zu berichten. Damit wollen sie eine aufwendige und kostspielige Grabpflege, die nun mal eine Grabstätte mit sich bringt, vermeiden. Nur zu häufig wohnen Kinder und Angehörigen nicht mehr im gleichen Ort des Verstorbenen, müssen lange Anfahrtszeiten auf sich nehmen. Es ist eine Vorsorge zur Nachsorge. Denn eine ungepflegte oder gar verwahrloste Grabstelle ist weder im Sinne des Verstorbenen noch von den Hinterbliebenen erwünscht. Ein Urnengrab ist weniger pflegeintensiv. Mittlerweile werden 68 Prozent der Verstorbenen in Urnen beigesetzt. Und das auch nicht mehr nur auf klassischen Friedhöfen, sondern auch zunehmend als Baumbestattung in einem Begräbniswald.
Kulturen haben sich gemischt und geändert
„Nur zum Verständnis: Eine Urnenbeisetzung ist kein Begräbnis zweiter Klasse“, betont Kamps mit Nachdruck, der mit sehr viel Einfühlungsvermögen den Betroffenen und Hinterbliebenen beratend zur Seite steht. Längst ist Kevelaer und Umgebung nicht mehr nur von überwiegend katholischen oder protestantischen Mitbürgern geprägt sondern auch von Mitmenschen anderer Religionen oder ohne Konfession, aber auch von Menschen, die sich der Kirche abgewandt haben. Kulturen haben sich gemischt, geändert und dadurch auch verändert. Damit auch Beerdigungsrituale.
In einem Begräbniswald dienen ausgewiesene Waldflächen als letzte Ruhestätte. In Goch-Pfalzdorf sind dazu mehr als 80 Hektar des Waldgebietes Tannenbusch als Friedhof gewidmet. Hier dienen Buchen, Ahorn, Eichen und Linden als letzte Ruhestätte. Konzeptgeber und Betreiber ist hier die Friedwald GmbH. Eine Naturruhestätte in einem Naturbegräbniswald aber bieten auch unsere Nachbarn in den Niederlanden, nähe Venlo, an. „Sollte die Einäscherung auch in Holland stattfinden, ist eine vierwöchige Urnenruhezeit zu beachten“, weiß der Bestsatter zu berichten. So sieht es das Bestattungsgesetz von Nordrhein-Westfalen vor.
Keine Absperrungen, Hecken oder Tore
Für die letzte Ruhe suchen die Hinterbliebenen gemeinsam mit dem Förster in aller Ruhe einen Platz im Wald aus. Es ist eine Naturruhestätte ohne Absperrungen, Hecken oder Tore. Auch ein Grabdenkmal ist hier nicht zu finden. Es ist keine traditionelle Grabstätte, dessen müssen sich die Hinterbliebenen bewusst sein. Lediglich ein kleines Holztäfelchen oder ein Findling kennzeichnet die letzte Ruhestätte. Ein Grab auf einer Naturruhestätte im Naturwald ist eins mit der Natur.
Selbstverständlich kann auch hier im Beisein eines Geistlichen oder eines weltlichen Trauerredners in Würde Abschied genommen werden. Abschied von einem geliebten Menschen, der, wo immer auch seine letzte Ruhestätte sein wird, im Herzen der Angehörigen bleiben wird. Der Bestatter wird jedem Trauernden in allen Angelegenheiten, so auch bei der Auswahl der letzten Ruhestätte, zur Seite stehen. Ein tröstlicher Gedanke.