Die Legenden nahmen Abschied

Nachdem sich Sarah Kresse im Namen aller zehnten Abschlussklassen bei den Lehrern und insbesondere beim kommissarischen Schulleiter Tobias Jaschke mit den Worten „Sie sind der beste Schulleiter, den man sich wünschen kann“ bedankt hatte, kam der auf die Bühne, herzte die junge Dame und zeigte sich „dankbar und tief berührt“ von dem, was ihm entgegengebracht wurde.
Die Szene war symptomatisch für den gesamten Verlauf der Entlassfeier der zehnten Klassen der Realschule im Bühnenhaus: Wenig Klimbim und spektakuläre Vorträge, dafür ganz viel Persönliches und eine spürbare Verbindung zwischen Lehrern und Schülern – auch vor dem Hintergrund, dass die Schule 2019 ihre Pforten schließt.
Entsprechend war auch der ehemalige kommisarische Schulleiter Horst Passelewitz gekommen. „Ich war der erste Leiter, der diesen Auflösungsprozess mitgestalten durfte. Zwei Jahre mit den ganzen Zukunftsängsten, das war schon hart“, blickte aber auch er mit Stolz auf die Schüler, von denen er noch eine ganze Reihe kannte.
Auch für die Eltern wie Sandra Helmus war die Feier ein bewegendes Ereignis. „Ich denke gerade daran, wie er mit dem ,Wilde Kerle‘-T-Shirt“ und der Schultüte bei der Einschulung saß – jetzt ist er groß. Man muss loslassen.“
Bürgermeister Dominik Pichler erinnerte mit Sokrates an die Generationen von Schülern, die seit 2400 Jahren sich vorhalten lassen müssen, „Autoritäten nicht anzuerkennen und ihre Lehrer zu tyrannisieren“, schlug aber auch den Bogen zu dem Abschlussmotto der Schüler „Von Anfang bis Ende – wir bleiben eine Legende“: Das bedeute entweder Ruhm oder Berühmtheit oder eben „eine Geschichte, die seit Langem erzählt wird und an der wenig stimmt“, verband Pichler das mit „den Leuten, die alles von Ihnen wissen: Amazon, Google, Facebook und Co.“.
Er mahnte angesichts der Aufhebung des Datenschutzes über den amerikanischen „Cloud Act“ und irrationaler Ängste vor Terror, eigenständig zu denken und möglichst ohne Vorurteile durch das Leben zu gehen. „Der Schule wünsche ich noch eine gelungene Schlussrunde, im nächsten Jahr heißt es Abschied zu nehmen.“
„Wir haben es geschafft – die Lehrer sind am Ende“, machten die Schülersprecher Cano Gümushan, Cornelius Naber und Sinan Ürün augenzwinkernd klar. „Wir bleiben AK 18 und keiner wird uns vergessen“, erinnerten sie an einige der besonderen Schulerlebnisse und dankten den Lehrern, mit denen sie sich immer gut verstanden hätten.
108 Absolventen
Für die Eltern ging Angelika Achten auf das bevorstehende Schulende ein. Drei Kapitäne hätten bereits das sinkende Schiff verlassen, jetzt stiegen die Schüler in die Rettungsboote, um jeder für sich einen Zielhafen anzulaufen. „Passt auf Euch auf“, sagte sie und wünschte den Schülern, „allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“.
Schulleiter Tobias Jaschke dankte dem Duo Dembek/Rütten für den schönen Gottesdienst zuvor, den Eltern für ihre Unterstützung und hob auf seine „verantwortungsbewussten Schüler“ ab, die auch in vielen Schulstunden eigenverantwortlich gearbeitet hätten.
Von den 108 Absolventen hätten 52 den mittleren Abschluss mit Qualifikation für das Gymnasium geschafft, 50 den mittleren Schulabschluss und sechs den Hauptschulabschluss, resümierte der Schulleiter.
„Legendär“ hätten sie immer wieder gehandelt, ob bei der Vorbereitung der Mottotage, den Theatervorführungen oder zuletzt bei der Ausrichtung des Frühstücks für die Lehrer. „Wir entlassen Euch mit einem gewissen Rüstzeug. Viel Glück und Gottes Segen und passt auf Euch auf.“
Danach ging es an die Ausgabe der Zeugnisse und den Dank an alle Klassenlehrer in Form kleiner Präsente der Schüler. Auch für Ille Düxmann bedeutete der Tag einen Abschied: Die Klassenlehrerin der 10c beendete nach 23-jähriger Lehrtätigkeit ihren Dienst. „Ich habe das gern gemacht – Ihr seid eine tolle Klasse“, rief sie ihren Schülern zu.