Die Kreis-Wirtschaftsförderung warb für Neugründungen im Hotelgewerbe

Gut 55 Anmeldungen hatte Hans-Josef Kuypers im Vorfeld vermerkt – mindestens ebenso viele Personen konnte der Wirtschaftsförderer des Kreises Kleve im Saal des Konzert-und Bühnenhauses zur Veranstaltung „Gerne am Gast: Gastronomie und Hotellerie sucht begeisterte junge Gründer und Nachfolger“ am vergangenen Montag, 3. September 2018, begrüßen.

Dabei konstatierte Kuypers eine „gute Stimmung für Gründungen im Gastgewerbe“ und zitierte die letzte Umfrage der IHK Duisburg-Wesel-Kleve unter 110 Unternehmen mit einem verbesserten Klimaindex. „Im Kreis Kleve gibt es seit Jahren steigende Übernachtungszahlen, die uns motivieren, dass es in der Gastronomie ein wenig nach oben geht.“ Konkret sprach er von insgesamt kreisweit 940 000 Übernachtungen im Jahr. Seit 2000 seien die Übernachtungszahlen um 370 000 gestiegen. „Wir sind da auf einem guten Weg, dass wir in den nächsten zwei, drei Jahren die Million erreichen.“

Da passe dann doch das ein oder andere gastronomische Angebot mit hinein – und eine offensive Werbung für das Gründer-Thema, „weil wir davon ausgehen mussten, dass es seit dem letzten Jahr bei der Meldung von neuen Gewerben einen leichten Rückgang gibt“.

Entscheidend dabei sei: „Wie steht es um Ihre Motivation – das müssen Sie zunächst für sich beantworten. Brenne ich oder brenne ich nicht für die Idee? Kommt sie vor meinem Sport, vor meinem freien Wochenende und so weiter? Das müssen wir alle bedenken, vor allem in der Gastronomie. Da sprechen wir von einer Sieben-Tage Woche.“

Der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler verwies auf die zahlreichen Preisträger aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe, die im Zuge des Marketing-Preises ausgezeichnet wurden. „Immer wieder haben sich da gute Ideen durchgesetzt“, nannte er als Beispiele den „Prinzenhof“ oder die Erlebnisgastronomie bei „Herr Lehmann“, die 2017 „eingeschlagen ist wie eine Bombe“. Das zeige: „Auch Gastro hat hier eine Zukunft.“

Im Bereich Hotellerie zeigte sich Pichler „gespannt, wie das Rilano ankommt. Mit Rilano ist das Hotelproblem aber nicht gelöst.“ Man benötige „für Hotels mit teilweise historischer Vergangenheit Nachfolger“. Auch da sei er gespannt, ob sich Nachfolger finden und wie sich die Dinge entwickeln. „Es gibt genug, die brennen und wollen. Man darf nicht aufhören, kreativ zu sein, muss immer am Ball bleiben, um erfolgreich zu bleiben.“ Weiterhin betonte er: „Kevelaer ist nicht nur wegen der Wallfahrt ein guter Standort.“

Der Kreisvorsitzende der Dehoga und Geschäftsführer des Kernwasserwunderlandes, Han Groot Obbink, machte deutlich, dass man angesichts der Generation, die jetzt komme und die „total anders denkt“, hinterfragen müsse, wie man sie erreichen könne. „Wir brauchen Leute, die Mut haben, was in die Hand nehmen und was machen.“

Kreativität und Ideen seien da genug vorhanden. „Wie können wir den Funken bei jungen Menschen entzünden, ein Unternehmen zu gründen?“, fragte er und gab er seine Antwort gleich mit: „Nicht durch allzu viele Gesetze, weil ich nicht an Startkapital kommen kann durch Papierkram.“ Als Beispiel nannte er ein Event, das er anmelden wollte und für das er „880 Seiten Papier gleich acht Kilo“ benötigte. Und er warb dafür, die Mitarbeiter zu pflegen. „Die müssen ihre Pausen haben. Dann gibt es genug Leute, die in der Gastronomie arbeiten.“

Annette Strähnz, die das Rilano Hotel Cleve City leitet und bald auch das Rilano in Kevelaer führen wird, stellte die Konzeption der Hotelkette vor. Sie gab sich für den neuen Standort zuversichtlich: „Pilger, Radtouristen, Geschäftskunden“ – da mache es Sinn, sich vor Ort zu engagieren.

Zum Thema „Lage, Sichtbarkeit und Marktauftritt“ im Internet sprach dann Peter Christoph Slawek vom Beratungsunternehmen Kaiser & Partner, der den Erfolg seiner Strategien mit der Verdoppelung der Übernachtungen auf Schloss Wissen in Weeze belegte.

Am Ende kamen dann unter Moderation des Düsseldorfer Journalisten José Macias die verschiedenen Protagonisten zu einer Diskussionsrunde zusammen, ergänzt durch die Kevelaerer Gastronomen Michael Schmidt und Marc Moors von „Herr Lehmann“, Guido Thelen von der „Kaffeerösterei Kaffeehimmel“, Michael Große Holtforth vom Landhaus Beckmann in Kalkar-Kehrum und Hans-Josef Bruns als Wirtschaftsförderer der Stadt. Der zitierte eine aktuelle Umfrage unter 600 Besuchern, nach der 90 Prozent mit der Gastfreundlichkeit der Gastronomie und Hotellerie vor Ort sehr zufrieden sind.

Schmidt machte deutlich: „Das Schwierigste war für mich, die Komfortzone zu verlassen.“ Man habe sich ein Jahr mit der Vorbereitung Zeit gelassen. Entscheidend sei für den Betrieb: „Wir sind so, wie wir sind.“ Und Guido Thelen ergänzte: „Bei mir hat die Leidenschaft den Ausschlag gegeben.“