Die Kraft der Fantasie
Bereits am Samstag, 25. Mai 2019, konnten sich die Zuschauer bei dem offiziellen Auftakt der 22. Kevelaerer Puppenspieltage davon überzeugen, mit welch hoher Kunst die eingeladenen Künstler auch in diesem Jahr wieder zu Werke gingen.
Das Hohenloher Figurentheater, das bereits am Freitagabend in der Öffentlichen Begegnungsstätte mit dem „Varieté Olymp“ für Faszination gesorgt hatte, bewies bei der Darbietung des Stücks „König Sofus und das Wunderhuhn“ am Museum, dass es auch die Kinder bestens erreichen kann. Die Geschichte um das Wunderhuhn, das die Prinzessin Rosalind so mag, aber dem König Sofus wegen seines Gegackers so sehr auf die Nerven geht, dass er in einem Wutanfall schließlich beide vom Hof jagt, berührte sowohl die „kleinen“ als auch die „großen“ Kinder.
Am Sonntag verbanden sich dann viele glückliche Komponenten – mildes, nicht zu warmes und regenfreies Wetter, ein verkaufsoffener Sonntag und viele gut gelaunte Familien – zu einem stimmungsvollen Nachmittag in der Kevelaerer City. An den fünf verschiedenen Bühnen – an der Amsterdamer Straße, der Busmannstraße, der Bahnstraße, im Museumsdurchgang und am Luxemburger Platz – bildeten sich Menschentrauben.
Johanna Hermans verfolgte mit ihren beiden Kindern die Vorführung von „Petterson & Findus“ nahe des Brunnens vom „Figurentheater Pfiffikus“ und war angetan: „Schöne Figuren, die beiden fanden das Bilderbuch schon gut.“
Plastik in Pastors Höfken
In „Pastors Höfken“ zog Herbert Mische mit seinem „Tentakel-Spektakel“ und seiner Botschaft von dem Plastikmüll, der im Meer versinkt und die Bewohner dort belastet, die Zuschauer in seinen Bann. „Rettet die Tiere“, rief er mit dem Publikum den Taucher herbei, „Das ist auch in dem Alter zu verstehen“, meinte Iris Bootsman-Tebartz mit Blick auf ihren erst zweieinhalbjährigen Sohn Ronny. „Pädagogisch wertvoll“, urteilte eine weitere Besucherin. Den Spieler selbst wunderte das Interesse nicht. „Das hab ich schon vor 25 Jahren gespielt. Jetzt wollen es alle sehen, weil es ja ,aktuell‘ ist“, sagte Mische und wusste nicht so recht, ob er das wirklich gut oder eher erschreckend finden soll.
Beim „Schwarzweissfigurentheater“ hieß es im Museum: „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“. Auch bei dem Stück war viel Lehrreiches dabei. „Dass man sich auf dem Eis am besten hinlegen soll – das war sehr informativ“, bekannte Angela Sanne. „Wie der Feuerwehrmann die Brille aufgezogen hat“, fand die achtjährige Melina am lustigsten.
Die prachtvollen „Musikpiraten“ des Puppentheaters „Die roten Finger“ sorgten an der Busmannstraße für staunende Blicke. Und in eine ganz eigene Welt entführte Christian Kruse vom „Figurentheater Neumond“ aus Hannover die Besucher mit der Geschichte von Antonio, der von einem eigenen Zirkus träumt. Dort flogen am Ende Sterne und Seifenblasen – und so ging die Magie und Macht der Fantasie auf die Zuschauer über.
Für große Aufmerksamkeit sorgte das „Björn de Vil-Stelzentheater“ mit seinem „Groovy und Gregory“-Walk-Act. „Coole Dinos – und da sitzt eine Meerjungfrau drauf“, beobachtete die sechsjährige Daia bei zwei männlichen „Reitern“ der Vögel. „Schön zum Angucken“, war auch Mama Annika Genzen von den Riesen-„Tieren“ beeindruckt.
Am Ende gingen die Besucher zufrieden nach Hause. Bernd Pool konnte aus Sicht der Stadt als Veranstalter ein positives Fazit ziehen: „Guter Besuch, gute Bühnenstücke, die Vögel sind ausgezeichnet angekommen. Die Stimmung war gut – und die Stadt voll.“