Die Klimaschutz-Vermittlerin

Freundlich begrüßt Nina Jordan ihren Besuch in ihrem Bürozimmer im fünften Stock. Die 34-Jährige kommt gerade von einem Gespräch. „Ich war vorhin beim Betriebshof, um mich vorzustellen.“ Sich bei den verschiedenen Gesprächspartner bekannt zu machen, um nach und nach ein Netzwerk für ihre Tätigkeit in Kevelaer aufzubauen, das ist der wichtige Einstieg zu Anfang ihrer Kevelaerer Zeit als Klimaschutzmanagerin der Wallfahrtsstadt.
Dass die ledige Tochter eines Ingenieurs und einer Kauffrau einmal eine solche Aufgabe wahrnehmen würde, war nicht von vornherein ausgemacht: In Aachen geboren, in Herzogenrath aufgewachsen, studierte sie nach dem Abitur Geologie an der RWTH Aachen.
Dringend handeln
Was sie damals daran faszinierte? „Einmal, dass es um das System Erde geht. Die wurde da betrachtet, von der Entstehung und ihrem Platz im Universum bis zu dem, was wir Menschen damit machen.“ Und natürlich der Aspekt des Reisens, weil man als Geologin halt viel rumkommt und Exkursionen machen kann.
Da es in Deutschland nicht genug Arbeitsplätze für Geologen gab, entschied sich die zierliche junge Dame im Jahr 2009 dazu, zur Promotion nach England zu gehen. Ihr Ziel war Leicester, „wo man die Leidenschaft für Rugby und Fußball schon gemerkt hat“.
Nach der Promotion in Vulkanologie arbeitete sie an der dortigen Uni im Bereich Geologie in Lehre und Forschung. Dann bereitete sie einen Erdkunde-Kurs vor, worin es um den Klimawandel als Thema und das menschliche Zeitalter – das Anthropozän – ging.
„Bei der Recherche für diesen Kurs habe ich festgestellt, wie fortgeschritten der Klimawandel schon ist, und dass wir dringend handeln müssen“, schildert Jordan, wie in diesem Moment in ihr das „Bestreben, in dem Bereich zu arbeiten“, erwacht sei.
Gesagt, getan: im Essener Bildungszentrum für Entsorgungswirtschaft (BEW) machte sie im Oktober 2017 eine dreitägige Fortbildung zur Klimaschutzmanagerin. „Das umfasst alles, was beim Klimaschutz dazugehören könnte, und ist auch im öffentlichen Dienst mit angesetzt.“
Sie lernte auch, wie eine Verwaltung funktioniert, wo man in bestimmten Fragen rechtlich steht, und was man für Projekte verwirklichen kann. Als Beispiele nennt Jordan, wie man „in Schulen nach kaputten Heizungen sucht oder sich dafür einsetzt, Photovoltaik aufzubauen“.
Schon im November erhielt sie aus Kevelaer die Zusage für die Stelle, die vom Bund zu zwei Dritteln als Projektstelle bezahlt wird. Bis zum Start zog es sich aber noch ein bisschen hin. „Die eine oder andere Abschiedsparty“ in England habe es da noch gegeben, der Umzug wurde organisiert.
Ihr Büro liegt nun bei der Abteilung Gebäudemanagement. „Die Abteilung bearbeitet den Energiebedarf der komunalen Liegenschaften und versucht, den Energieverbrauch zu minimieren. Da passiert auch schon was“, berichtet die Klimaschutzmanagerin.
Ihren Part versteht sie als eine Art „Ideengeberin und Projektmanagerin“. Ihre Aufgabe in den drei Jahren wird sein, das integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt umzusetzen. „Dabei wird es hauptsächlich um den Klimaschutz im Alltag und bei den privaten Haushalten gehen“, erläutert die Klimaschutzmanagerin.
„Mein Lieblingsthema ist da Ernährung und Konsum, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was jeder Einzelne für das Klima tun kann“ – indem man schon beim Einkauf schaue, was man holt. Gerade der Fleisch- und Milchkonsum hinterließen „einen tiefen ökologischen Fußabdruck, produzieren viel Treibhausgase.“
Und mit Mehrfach- statt Einfachverglasung oder Rad-, Bus- und Bahnfahren statt mit dem Auto wäre auch schon viel getan. „Da bin ich offen für Vorschläge und Infos: Wenn irgendwo ein Bus nicht oft genug fährt oder so etwas, das würde ich gerne erfahren.“
Befristet auf drei Jahre
In den kommenden drei Jahren wird Nina Jordan auch private Haushalte beraten, versuchen, erneuerbare Energien über Bürgerwindanlagen oder Nahwärmeausbau weiter mit voranzubringen und öffentlich in Schulen für den Klimaschutz werben. „Und ich werde mich in jedem Ortsteil vorstellen und Anregungen mitnehmen.“ Auch da könnte es um die Themen Ernährung, ökologischer Fußabdruck und Konsum gehen. Dazu kommen öffentliche Veranstaltungen wie die „FahrRad-Pause“, die mit einer Auftaktveranstaltung in der Stadt „schon in der Pipeline“ sei (das KB berichtete).
Ob sie langfristig in Kevelaer arbeiten werde, hänge nicht von ihr ab, macht die leidenschaftliche Reiterin und Tennisspielerin klar. Aber sie versichert, dass sie in der Zeit hier versuchen werde, das Beste zu leisten. „Wenn am Ende der drei Jahre mehr Menschen die Idee des Klimaschutzes verstanden und in ihr Leben integriert haben als vorher, dann wäre das schon was.“