Die Herrlichkeiten des Himmels erspüren

Für die Marienbasilika hat das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel von Beginn an eine besondere Bedeutung, steht die Basilika doch unter diesem Patronat. Zu dem Fest, dessen die Gläubigen am 15. August gedenken und das sie an den Himmel als das Ziel aller irdischen Pilgerschaft erinnert, war Bischof Dr. Felix Genn aus Münster angereist. Predigt und Pontifikalamt des Bischofs und sein Päpstlicher Ablasssegen boten der Pilgergemeinschaft katholische Glaubenspracht.

Dass auch aus Trier, wo Genn 1976 zum Priester geweiht worden war, eine Pilgergruppe angereist waren, darüber zeigte sich der Münsteraner Oberhirte sehr erfreut. Er komme immer gern nach Kevelaer, wo er sich in einer großen Zahl der Beter aufgehoben fühle. In der Predigt ging er näher auf die „Frau“ in der Geheimen Offenbarung ein. Dieses „große Zeichen“ der Apokalypse und das „kleine Gnadenbild“, gehören in Kevelaer, so Genn, untrennbar zusammen.

Das Kind und die Mutter würden in der Apokalypse zwar von der oft drachenhaften Macht des Bösen bedrängt, aber sie würden nicht zerstört und verstummen nicht. Auch heute seien „wir als Christen oft eine Minderheit“, aber Christus sei der Retter aus aller Betrübnis. Maria werde in der Bibel selig gepriesen, weil sie geglaubt habe. Diese Kraft und der Sieg des Glaubens zeige sich nicht nur in der geheimnisvollen Empfängnis Jesu, im standhaften Stehen unter dem Kreuz, sondern besonders auch in der Vollendung ihres irdischen Lebens und ihre Aufnahme in den Himmel in die ewige Glückseligkeit bei Gott. Dieser Glaube, dass Maria mit Leib und Seele in der Herrlichkeit des Himmels sei, wurde zuerst 1950 als Dogma durch Papst Pius XII. verkündet.

Nach dem Ende schrecklicher Diktaturen, die die Würde des Menschen mit Füßen traten und schreckliche Vergehen begangen haben, sei diese Botschaft ein großes Zeichen für die Würde des Menschen von Anfang bis Ende, für die Würde des menschlichen Leibes. „Bin ich mir meiner Würde als Mensch bewusst? Der Würde meines Leibes, der vor Gott einen hohen Wert hat, keine Ware ist, sondern ein Wert und der berufen ist, später in den Himmel aufgenommen zu werden?“, fragte er. Auch wir sollten wie Maria uns sagen lassen: „Selig bist du, weil du geglaubt hast“. „Kauen Sie dieses Wort wieder, darin liegt Trost für alle Betrübnis“, schloss er.

Der Festgemeinschaft wurde jedoch nicht nur die Herrlichkeit des Himmels, sondern auch die Not des Lebens im Hier und Jetzt vor Augen geführt. So wurde in den Fürbitten besonders der Opfer des Brückeneinsturzes von Genua und der Überschwemmungsopfer in Kerala gedacht. Um die Not der Menschen in Kerala zumindest ein wenig zu mildern, wurde auf Initiative von Pastor Kauling auch in der Kollekte für dieses Anliegen gesammelt und ein eigenes Hilfskonto für Kerala eröffnet (nähere Auskünfte erteilt Elke Valkyser, Telefon: 02832/9338103).

Nach dem Pontifikalamt ging es zum Angelus-Gebet vor das kleine Gnadenbild. Auf den Stufen der Päpstlichen Basilika spendete der Bischof nach einigen Gebeten und der Choralschola gesungenen Litanei, die auch Bischof Genn „Heil und Leben“ erflehte, den Päpstlichen Ablasssegen. Seit 1884 wurde dem jeweiligen Pfarrer von St. Marien durch Papst Leo XIII. das Privileg des Päpstlichen Segens verliehen, das mit einem vollkommenen Ablass verbunden ist und, wie Domkapitular Gregor Kauling erklärte, Heil schenken und Versöhnung und Frieden auch heute möglich machen will. Heute wird in Kevelaer als einzigem deutschsprachigen Ort dieser Apostolische Segen durch den Pfarrer oder einen anwesenden Bischof an den Festtagen Mariä Heimsuchung, Mariä Himmelfahrt, Mariä Geburt und Allerheiligen gespendet.

Vor dem Priesterhaus dankte Bischof Genn noch der liturgischen Gruppe und besonders auch Basilikakantor Sebastian Piel, der Chor und Orchester der Basilikamusik leitete und mit der „Kurzen Festmesse in A und D“ von Ignaz Reimann die Herrlichkeit des Himmels, zumindest was die Musik angeht, erspürbar machte.