Die Frauen wollen ein Zeichen setzen

Nein, sie möchten ihrer Kirche nicht den Rücken kehren. „Vielmehr möchten wir ein Zeichen setzen“, betonen die Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft (Kfd) St. Antonius-Gemeinde Kevelaer, die sich in der kommenden Woche an dem Aufruf des KFD-Diözesanverbands Münster anlässlich des Missbrauchskandals in der Katholischen Kirche beteiligen.
Unter dem Motto: „Missbrauch-ohne Folgen? Ohne Konsequenz?“, möchten auch Frauen aus der Kevelaerer Gemeinde aufstehen und aufmerksam machen. Aufmerksam machen auf einen Zustand, der nicht nur die Frauen mit Wut und Trauer erfüllt.
Eine Woche
In der Woche vom 11. bis 18. Mai wollen die Frauen keine Kirche betreten und auch den ehrenamtlichen Dienst in der Kirche ruhen lassen. „Wenn Frauen während eines Gottesdienstes fehlen oder ihren Dienst nicht verrichten, wird das schon deutlich spürbar sein“, wissen Karin Knechten, Hanni Wilde und Birgit Niersmann vom Kfd Team St. Antonius.
Als Mitte Februar der Aufruf zu einem Kirchenstreik vom Kfd Diözesanverband aus Münster kam, griff die Kevelaerer Frauengemeinschaft von St. Antonius dieses Thema für sich auf und entschied, aktiv daran teilzunehmen. In einem ausführlichen Schreiben informierten sie ihre Nachbargemeinde und die Gemeinden der umliegenden Ortschaften. Diese möchten zwar keine eigenen Aktionen starten, sich aber mit den Frauen von St. Antonius solidarisch zeigen.
„Uns ist es wichtig, auf Missstände aufmerksam zu machen, sie nicht länger zu vertuschen“, betonen die Frauen, die aber auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass ihnen die Kirche wichtig ist. „Wir möchten auch unseren Kindern und Enkelkindern noch erzählen können, dass Kirche eine Bedeutung hat, dass sie wichtige Botschaften vermittelt“, erklären Hanni Wilde, Karin Knechten und Birgit Niersmann.
Dennoch fordern sie, dass das Fehlverhalten von Priestern und kirchlichen Angestellten geahndet werden muss. „Und zivilrechtlich verfolgt wird“, führen die Frauen weiter aus. „Es darf nicht sein, dass Priester, deren Fehlverhalten bekannt wurde oder wird, in eine andere Gemeinde versetzt werden“, sagt Birgit Niersmann.
Mit einem eigens gestalteten Wortgottesdienst am Dienstag, 14. Mai um 18 Uhr, der auf dem Vorplatz der St. Antonius-Kirche Kevelaer stattfindet, möchten die Frauen ein zusätzliches Zeichen setzen. „Eigentlich findet an jedem zweiten Dienstag im Monat unsere Gemeinschaftsmesse in der St. Antonius-Kapelle statt“, erklären die Frauen, die auf eine starke Beteiligung auch aus den Nachbargemeinden hoffen. „Eingeladen sind alle, die für dieses Thema brennen, auch Männer, Jugendliche und Kinder“, betonen sie ausdrücklich.
Drei Punkte
In drei Punkten haben die Frauen noch einmal verdeutlicht, was ihnen an dieser Aktion wichtig ist: Punkt 1: Unsere Kirche ist uns wichtig! Punkt 2: Wir wollen nicht den einfachen Weg gehen und der Kirche den Rücken kehren! Punkt 3: Schluss mit der Praxis der Vertuschung, umfassende Aufarbeitung aller Fälle!
„Es sind ganze Generationen, die sich aus den Kirchen entfernen“, sagt Hanni Wilde mit nachdenklichen Worten, die aber auch weiß, wie wertvoll Kirche, Glauben und eine gleichgesinnte Gemeinschaft sind. Deshalb ist ihr diese Aktion von und mit den Frauen sehr wichtig. „Niemand von uns kann so viel bewirken wie alle miteinander-die Gemeinschaft ist es, die uns stark macht“, betonen Hanni Wilde, Karin Knechten und Birgit Niersmann mit nachdrücklichen Worten.