Die Debeka in Kevelaer wächst

25 Mitarbeiter zählte die Debeka-Geschäftsstelle in Kevelaer im Jahr 2013, als Andre Kulka dort zum Leiter wurde. Heute sind es 52 – und 20 weitere Stellen sollen mittelfristig entstehen. Ganz wichtig ist dem Versicherungsfachmann dabei die Nachwuchsarbeit.

„Mehrere frühere Auszubildende sind heute in Führungspositionen“, schildert Kulka. Angesichts des Fachkräftemangels müsse man die Fachkräfte von morgen selbst qualifizieren. Rund 100 Bewerbungen gehen jedes Jahr bei der Geschäftsstelle in Kevelaer ein, vier bis fünf junge Leute werden in der Regel angenommen – und später auch übernommen. „Wir schauen uns so viele Bewerber wie möglich persönlich an und veranstalten kleine Assessmentcenter“, beschreibt Kulka. Allein aufgrund mäßiger Schulnoten werde kein Bewerber aussortiert. „Es hat sich immer wieder gezeigt, dass wir eine gute Auswahl getroffen haben mit Personen, die nicht so aalglatt waren.“ Vor der Einstellung erfolgt auf Wunsch der Bewerber noch ein gemeinsames Gespräch mit deren Eltern, um offene Fragen zu klären. „Das gibt allen Beteiligten ein gutes Gefühl“, weiß Kulka. Bevor es dann ernst wird, finden zwei Schnuppertage statt. So können beide Seiten noch einmal in der Praxis überprüfen, ob ihre Entscheidung wirklich richtig war.

„Die Debeka macht seit über hundert Jahren keine Fernsehwerbung“, begründet der Geschäftsstellenleiter den hohen Aufwand. „Für uns sind gute Mitarbeiter und zufriedene Mitglieder die wichtigste Werbung.“

Zwei Ausbildungswege bietet die Debeka in Kevelaer an: Auszubildende können in drei Jahren zu Kaufleuten für Versicherung und Finanzen werden. „Das verkürzen wir nicht, denn die Qualifizierung ist uns wichtig“, sagt Kulka. Von Anfang an bekommen die Auszubildenden einen eigenen Kundenstamm, werden aber natürlich von einem Ausbildungscoach begleitet. Dennoch bedeutet das, früh Verantwortung zu tragen.

Überhaupt helfe man sich im Team sehr stark gruppenübergreifend, berichtet Kulka. „So sind wir groß geworden“, blickt er auf die Anfangsjahre in Kevelaer zurück. Angesichts des breiten Leistungsspektrums könne niemand in allen Bereichen Experte sein.

Einer der Auszubildenden im dritten Jahr ist Jonas Güth. Den festen Ansprechpartner im Betrieb schätzt er ebenso sehr wie den Kundenkontakt von Anfang an. „Die mündliche Abschlussprüfung ist ja im Grunde ein Kundengespräch“, betont er den Vorteil der umfangreichen Praxiserfahrung.

Oliver Dietze hat die Ausbildung bereits vor zweieinhalb Jahren abgeschlossen und ist heute Ansprechpartner für Güth. Denn der junge Mann ist hat eine steile Karriere hingelegt und leitet jetzt das Team in der neu gegründete Zweigstelle in Kleve. „Ich bin in der Ausbildung sehr gut betreut worden und habe früh gezeigt bekommen, was möglich ist und was ich dafür machen muss.“

Der zweite Ausbildungsweg bei der Debeka ist das Duale Studium. Hier erfolgt die Prüfung nach zwei Jahren, danach geht es weiter an die Fachhochschule in Gelsenkirchen. „Den Weg empfehlen wir Personen, die wir schnell in gewisse Positionen bringen wollen“, erklärt der Geschäftsstellenleiter. Allerdings sei dieser Weg keinesfalls Voraussetzung für eine Karriere. Erst im vergangenen Herbst stieß wieder ein Quereinsteiger zum Team hinzu. Vor zwei Jahren war es Yusuf Harputluogu, der Kulka überzeugte. Der junge Mann hatte nach 13 Semestern ein Jurastudium abgebrochen und über einen Freund, der in der Versicherungsbranche arbeitet, sein Interesse daran entdeckt – eine Biografie, die sicher manchen Personaler direkt abgeschreckt hätte. Kulka lud ihn dennoch ein, und Harputluogu gelang es, die anfänglichen Zweifel auszuräumen. Bald erlebte der junge Mann Erfolge, erkannte in der Baufinanzierung sein besonderes Interesse und wird in diesem Jahr zum Spezialisten in diesem Feld weitergebildet.

„Ich bin ja selbst Quereinsteiger“, begründet Kulka seine Offenheit für ungewöhnliche Biografien. Denn bis 2004 war Kulka Filialleiter eines Lebensmitteleinzelhändlers. Damals erkundigte er sich nach der Versicherung eines Bekannten, kam in Kontakt mit einem Geschäftsstellenleiter der Debeka und wurde gefragt, ob er nicht die Branche wechseln wolle. Die Arbeitsbedingungen haben Kulka schließlich überzeugt. Er wurde Berater und über diverse Zwischenstationen Geschäftsstellenleiter.

Zu den guten Arbeitsbedingungen zählt für Kulka die freie Zeiteinteilung. „Dann können die Mitarbeiter Termine so legen, wie sie ihnen und den Kunden passen. Und wenn ein Mitarbeiter einen Vormittag für Sport nutzt, ist mir das auch recht – gesunde Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter.“ Weiterer Vorteil sei der in der Branche eher untypische Umstand, dass alle Mitarbeiter festangestellt sind. Arbeitgeber ist die Zentrale in Koblenz, was bundesweite Karrieren ermöglicht. Und weil die Mitarbeiter nicht auf Provisionen angewiesen seien, gebe es keinen Druck, Versicherungen abzuschließen, wovon die Beratungsqualität profitiere.

„Wir schauen genau, welche Versicherung jemand in seiner Situation wirklich braucht“, betont Kulka. Manchmal sei es besser, eine alte Versicherung fortzuführen, selbst wenn die Leistungen sich seit damals verbessert hätten. Womöglich würde ein neuer Anbieter beispielsweise aufgrund einer veränderten Gesundheitssituation den Betroffenen gar nicht in eine neue Berufsunfähigkeitspolice aufnehmen und er stünde plötzlich ohne Versicherung da. „Versicherungen sind Vertrauenssache“, findet Büroleiter Sascha Föhles. Ehrlich zu sagen, wenn jemand eine bestimmte Versicherung nicht benötigt, fördere dieses Vertrauen.