Der „Spaßmacher Gottes“

Dass ein echter evangelischer Pfarrer mit Pferdeschwanz seine Brötchen mit Kirchenkabarett verdient und das Publikum in ganz Deutschland begeistert, davon hatte Dr. Andreas Lassmann im Urlaub auf Langeoog zufällig in einem Bericht des dortigen Gemeindeblattes gelesen.

Das Mitglied des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde und Vorsitzende des Fördervereins Genartionenhauses e.V. der evangelischen Kirchengemeinde Kevelaer lud den besagten Pfarrer Ingmar Maybach zu einem Vortrag in die Jesus-Christus-Kirche ein. Die rund 60 Besucher wurden nicht enttäuscht: Fast zwei Stunden lang bekamen sie Soloprogramm vom Feinsten und waren hellauf begeistert.

Das ging schon mit dem Einzug los. „Mehr Mut zum Personenkult. Wir müssen von der katholischen Kirche in der Hinsicht lernen“, sagte er beim dürftigen Applaus am Anfang und lud alle zu lautem Klatschen, zu „Maybach! Maybach!“-Rufen und hysterischem Fangekreische ein, alle Damen unter 60 sollten aufspringen und rufen: „Maybach muss Bischof werden!“ Zu froher Musik wurde ihm nun ein begeisterter Empfang bereitet. „Herzlich willkommen zur bundesweiten CSU!“, begrüßte er alle und erklärte den Namen als „Christlich Satirische Unterhaltung“. Nach seinem Empfang ähnlich einem Papst erklärte er: „In der echten Volkskirche sind alle Papst“ und fügte an: „Was Luther begann, hat Springer vollendet: Wir sind Papst!“

Keine Predigt

Mit seiner Gitarre, mit seiner Mundharmonika und mit Gesang nahm er die Zuschauer mit in die Höhe- und Tiefpunkte im Leben eines Pfarrers. „Hätt ich doch lieber was Vernünftiges gelernt“, sang er etwa im „Predigtlied“, wo er schilderte, wie ihm bis tief in die Nacht hinein keine Predigt einfallen wollte. Oder er nahm die Zuschauer mit in die Vielfältigkeit des Gemeindelebens, in der jede Gruppe, egal ob Jugend, Frauengemeinschaft, Chor, bei jedem Anlass, etwa Taufe, Feier oder Tod fordert: „Aber bitte mit Pastor!“

Es gab auch ein eigenes Lied über Merkel, die oberste evangelische Pfarrerstochter, die für ihn die „Madonna des Protestantismus“ sei, denn überall, wo sie hinkomme, verbreite sie die Atmosphäre eines evangelischen Gemeindehausnachmittags. „Ich wusste gar nicht, dass die Madonna in der sixtinischen Kapelle ein Ossi ist, denn sie ähnelt Merkel“, behauptete er prompt und half natürlich kräftig nach, indem er auf seinem Werbeplakat das Gesicht Merkels und ihrer politischen Weggefährten einsetzte.

Als „bezaubernde kleine Putten“ unter der sixtinischen Madonna nahm er kurzerhand Dr. Lassmann und Pfarrerin Karin Dembeck, denen er Flügel aufsteckte und mit Bühnennebel Weihrauch immitierte. Anbetend niederfallend erklärte er über Merkel: „Mit ruhiger Hand, mit Mütterlichkeit, mit Herz und mit immer wechselnden Partnern regiert sie seit mehr als zwölf Jahren Deutschland. Woher nimmt sie die Kraft?“ und gab selbst die Antwort: „Aus dem Pfarrhaus.“ Vor seinem Lied über das evangelische Pfarrhaus erklärte Maybach, der selbst auch aus einem evangelischen Pfarrhaus stammt: „Pfarrers Kinder, Müllers Vieh, geraten selten oder nie. Aber wenn sie dann gerieten, gehörn sie zu den Exquisiten“. Gerade Mädchen aus Pfarrhäusern hätten zwei Optionen: „Entweder werden sie Kanzlerin oder Terroristin! Oder irgendetwas dazwischen.“ Wenn der Herr ihn einmal frage: Was hast Du getan, damit die Welt besser ist?, antwortete er singend: „Ich versuchs mit Musik und Humor.“ Als fahrender Kirchenkabarettist sei er oft in ganz Deutschland unterwegs und lud die Menschen im Auftrag der EKD zum sogenannten KELCH-Test ein.

Kamel und Heiliger Geist

KELCH stehe für „Kirchlich-Evangelisch-Lutherisch- Christlicher Test“ und sollte den protestantischen Wissensstand im landeskirchlichen Vergleich testen. Über biblische Reimverse musste verschiedene Tiere erraten werden: „Das Kamel ist bekannter als der Hl. Geist“, meinte er, als dieses Tier lauter als die Taube erraten wurde. Oder er erzählte die Geschichte vom gierigen Bankmanager, die in der neuesten Lutherausgabe das Gleichnis von Mt 18,23 in neue Sprache übertrug und das damit endete, dass Gott zum gierigen Bankmanager sprach: „Mach dich vom Acker, Mann!“ Oder er forderte, dass bei den Gottesdiensten der Infoblock am Ende aufgepeppt werden müsse mit einem Gemeindeströmungsfilm.

Mit offenen Haaren machte er es als Wetterfee Claudia Kleinert vor und ging auf die verschiedenen Strömungen der Gemeindemitglieder ein. „Der Spendenniederschlag im Osten ist niedriger als im Westen. Für den morgigen Sonntag erwarten mir mehr Niederschlag im Klingelbeutel“, meinte er mit hoher Stimme.

„Der Mann war einfach gut!“, meinte Annemie Nijstad am Ende begeistert. „Es war toll. Er hat echt Höchstleistungen vollbracht!“ „Er sprach sehr offen Probleme in Pfarrhäusern an und forderte, dass sie offener und mehr der Zeit angepasst sein sollten“, so Hans-Gerd op de Hipt. Mehr als 600 Vorstellungen mit etwa 80 000 Zuschauern hat der studierte Soziologe und Theologe, der vier Jahre als evangelischer Pfarrer im Odenwald wirkte und jetzt als „Spaßmacher Gottes“ herumreist, schon in Deutschland gehabt. Auf seiner Internetseite (www.pfarrer-maybach.de), auf der alle Auftrittsorte vermerkt sind, ist nun auch ein Häckchen für Kevelaer.

In Kevelaer selbst war er zum ersten Mal. Seinen Auftritt musste er wegen der sommerlichen Hitze allerdings zu seinen heißesten zählen. Mehrmals musste er bei den stickigen Temperaturen einen Schluck trinken. Bei dem fast zweistündigen Programm wusste er es auch immer, das Publikum mitzureißen und einzubeziehen und verstand es, ihre Lachmuskeln ordentlich zu trainieren und allen einen Abend voller Witz und Humor zu bereiten.