Der Siegeszug der „Taschenkumpel“
Sie sind klein, niedlich und passen in nahezu jede Hosen-, Jacken- oder auch Handtasche. Wer einen hat, darf sich glücklich schätzen. Denn die kleinen „Taschenkumpel“ sind immer und überall zur Stelle, wenn man sie braucht. Sie sind da, wenn der Freund mal wieder keine Zeit hat oder ganz weit weg ist. Erfunden hat diese kleinen Gesellen Kerstin Sander aus Winnekendonk. Dass ihre kleinen Taschenkumpel aber mal so einen Siegeszug erleben würden, damit hat die junge Frau nicht gerechnet.
„Nein, das war sicher nicht so vorhersehbar“, gesteht Kerstin Sander. 2010 wechselte der erste Taschenkumpel den Besitzer und wurde seiner Bestimmung zugeführt. „Eigentlich kann er ja nix, aber er erfüllt einen Sinn, denn er ist immer da, wenn man ihn braucht“, bekräftigt die Taschenkumpelerfinderin, die sich die Marke „Taschenkumpel“ hat schützen lassen. Die eigentliche Geburtsstunde erlebte dieser während der Hinfahrt in die Flitterwochen. Er hat sich sozusagen in den Kopf der frischen Braut geschlichen.
„Mein Kopf ist immer voll mit vielen kreativen Ideen“, erklärt die heute zweifache Mutter fast entschuldigend. Das erste Modell entwarf sie mit der Häkelnadel, worauf schon bald ein Entwurf in Frottee folgte. Beide entsprachen aber nicht ihrer Vorstellung eines Taschenkumpels. Einige Versuche später festigte sich jedoch die richtige Form eines kleinen und in jede Tasche passenden Freundes. Den zu so einem hat sich dieser putzige Geselle entwickelt.
Leben und eine Handvoll Watte eingehaucht
Glücklich und zufrieden mit Größe, Form und Aussehen haucht Kerstin Sander seitdem diesen kleinen Wesen Leben beziehungsweise eine Handvoll Watte ein. „Die ist sehr wichtig, schließlich müssen sie mächtige Knuddelattacken aushalten“, lacht die gelernte Archäologin, die ursprünglich aus Baden-Württemberg stammt. Eine auf und ab tanzende Nähmaschinennadel festigt zuvor aber die Seitennähte des Taschenkumpels. „Der Rest ist Handarbeit“, versichert Kerstin Sander. Augen, Mund und manchmal auch ein aufgesticktes Herz verleihen dem Taschenkumpel dann einen süßen Anblick zum Dahinschmelzen.
Den ersten Verkaufserfolg erlebten die bunten Gesellen in Münster. Hier betrieb die Taschenkumpelmutti mit Freunden das Kreativgeschäft „Yippieh“. Kaum hielten die Taschenkumpel Einzug im Geschäft, eroberten sie auch schon die Herzen der Kunden. „Das war schon überraschend“, sagt die kreative Frau, die auch Post-, Glückwunsch- oder Trauerkarten entwirft. Ein beruflicher Wechsel ihres Mannes führt die Familie dann aber an den Niederrhein. Pendelt Kerstin Sander vorerst noch nach Münster, besucht sie zunehmend auch Märkte, Buchhandlungen, Bastel- und Kreativgeschäfte. Immer dabei: Ihre freundlichen, nie dazwischenquatschenden Taschenkumpel.
Vertreten sind ihre Taschenkumpel auch im Internet unter www.taschenkumpel.de Hier startet sie auch einen Aufruf, Lieblingstaschenkumpel aus Lieblingsstoffen anzufertigen. „Ich erhielt Stoffe aus allen Ecken Deutschlands und sollte zum Beispiel das T-Shirt eines Freundes, das Hemd vom Papa oder eines verstorbenen Angehörigen verarbeiten“, berichtet Kerstin Sander, die ihre Taschenkumpel in den heimischen vier Wänden anfertigt.
Taschenkumpel mit Eigenheim
Im Übrigen bringen die Taschenkumpel, die das Waschen bei 30° prima überleben, ihre eigenen vier Wände in Form einer eigens gefalteten Schachtel mit. Sozusagen Taschenkumpel mit Eigenheim. Mittlerweile haben die Taschenkumpel alle Schichten der Gesellschaft erreicht. Kleine wie große Fans tragen den Taschenkumpel immer bei sich, drücken oder knuddeln ihn wenn nötig, lassen ihn links liegen wenn er mal nicht gebraucht wird – keine Sorge, das nimmt er nicht übel – und nehmen ihn mit, wenn es auf Reisen geht. Kurzum: Ein Freund zum in die Tasche stecken. „Denn“, so weiß die Taschenkumpelerfinderin, „jeder braucht mal einen Taschenkumpel.“ Und da ist tatsächlich was dran…