Der Regen fuhr mit

Der Auftakt der 34. Motorradfahrer-Wallfahrt stand unter keinem guten Stern. „Wetter, Wetter, Wetter, statt der 300 Biker im letzten Jahr sind diesmal nur gut die Hälfte da“, schüttelte ein ernüchterter MoWa-Vorsitzender Markus Appel nach den Regenprognosen den Kopf.
Alle, die gekommen waren, hatten unterschiedliche Erwartungen. „Mal sehen, ob das was für mich ist“, zeigte sich der Klever Andreas Sommer gespannt. „Echt aufregend“ fand die Rheinbergerin Michelle Kraus die Aussicht auf die erste MowA nach bestandener Führerscheinprüfung. „Mir ist wichtig, das für mich zu tun und zur Ruhe zu kommen“, sagte Reinhard Schulz. Der Recklinghausener fährt seit zwölf Jahren die Wallfahrt mit. „Wir kommen für den Glauben hierher, den Zusammenhalt und den Segen der Maschinen“, so Wolfgang Niederholz von dem „Knoasebikern Wetten“, ein Teilnehmer der ersten Stunde.
Am Kapellenplatz erwarteten einige Zuschauer die Fahrer. Unter ihnen war auch Josefine Pütz aus Merzenich. „Ich hab extra zwei Tage im Priesterhaus gebucht“, sagt die die 82-Jährige, bevor sich ihr Wunsch erfüllte, mal mit so einer Maschine mitfahren zu dürfen.
„Da kommen noch fünf“, sorgte Kaplan Christoph Schwerhoff zur Begrüßung seiner ersten kompletten Motorrad-Wallfahrt für Lacher. „Ich bräuchte Lärmschutz“, scherzte er angesichts des traditionellen Hupens. „Als Sozius merke ich, wie man die Kräfte während der Fahrt spürt“, so der Kaplan, der an beiden Tagen als Träger des Kreuzes auf dem Moped fungierte. „Da braucht man einen guten Engel. Ich habe gemerkt, das hat mit Freiheit zu tun.“ Und nach der Segnung der Maschinen gestand er, dass er anfangs zwar nervös, aber voller Freude gewesen wäre. Viele Biker zündeten vor der Fahrt an der Kapelle Kerzen an und hielten inne. „Einfach nur den Menschen gedenken und sie im Herzen mitttragen, die man geliebt hat“, erinnerten sich der Oberhausener Jürgen Seifert und der Voerde Daniel Baatsch gemeinsam an Fahrerkollegen und Freunde, die bei einem Unfall ums Leben gekommen waren.
Das aufklarende Wetter vermochte dann doch noch, Kurzentschlossene auf das Bike zu bringen. Rund „700 Maschinen und 1.200 Menschen“ zählte MoWa-Mitorganisator Willy Verhülsdonk auf dem Platz, nachdem die Kolonne ihre traditionelle Nachtfahrt absolviert hatte. Diese führte von Kevelaer über die Grenze bei Arcen und wieder zurück durch die Ortschaften Auwel-Holt, Lüllingen und die Kleindörfer. Später feierte der harte Bikern-Kern von knapp 200 Leuten am Zeltplatz zur Musik von „Sex in the Fridge“ bis in die Nacht.

„Schön, unbeschreiblich, und alle mit dem gleichen Lebensgefühl“, fand die Reeserin Carina Drost die Strecke und das Winken der Leute am Straßenrand toll. „Hier reinzufahren, ist der Hammer“, gab der Weseler Andreas Hecker bei seiner Premierenfahrt die frischen Eindrücke wieder.

Auf der Maschine des Bischofs Laurent Lompo aus dem Niger fuhr Rolf Lohmann ein letztes Mal als Wallfahrtsrektor mit: „Das ist schon was Besonderes, das nimmt man mit. Motorradwallfahrt kann man nicht erklären, das muss man erleben.“ In seiner Predigt unterstrich er die Bedeutung, „Menschen zu haben, auf die wir uns felsenfest verlassen können, wenn es einem dreckig geht“ und denen man alles sagen könne wie auch der Maria in Kevelaer. So sei es den Menschen vor 375 Jahren auch gegangen, als sie im Schatten des dreißigjährigen Krieges ihren Trost bei der Gottesmutter suchten.
„So soll es uns auch gehen, dass wir morgen wegfahren und spüren, es ist anders“, gab er nochmal ein flammes Plädoyer für den „besonderen Ort“ Kevelaer ab. Beim Verlesen der Verkehrsopfer wurde deutlich, wie sehr ihn der Moment bewegte. Wenn man überlegt, wie viele gestorben sind, das geht ans Herz“, reichte auch die Kevelaererin Bianca Lied­ke ihren Nachbarn beim „Vater unser“ die Hände.“ Zu der würdevollen Stimmung trugen auch Elmar Lehnen und Kerstin Sowislo mit ihren musikalischen Beiträgen wie „Tears in hea­ven“ oder „What if God is one of us“ bei.