Der Bertroisweg in Kevelaer findet sich schon auf einer französischen Karte von 1810

Der Name ist alt und französisch

Das Bild mit dem alten Wasserwerk (von 1905) an der heutigen Windmühlenstraße (Foto 2005) zeigt möglicherweise einen Teil des „van Betteray-Gebietes“. Foto: WiScho

In lockerer Reihenfolge stellt KB-Autor Wilfried Schotten (WiScho) in einer Serie Straßennamen in Kevelaer und den Ortschaften vor. Treue Leserinnen und Leser werden es bemerkt haben: Manchmal fragt „WiScho“ auch in der Leserschaft nach, und oft genug können Sie dann weiterhelfen. Wie heute beim Beispiel „Bertroisweg“, um dessen Geschichte und Ansehen sich KB-Leser Gottfried Mülders verdient gemacht hat.

Der Bertroisweg

Jetzt ist es an der Zeit, sich bei einem Straßennamen mal ordentlich am Hinterkopf zu kratzen, wie dieser „seltsame“ Begriff wohl zustande kam.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, habe ich gar nicht gekratzt. Das hat der Kevelaerer Gottfried Mülders für mich getan. Nach seinem Einzug in sein Eigenheim am Bertroisweg kam ihm eines Tages der Gedanke, besser, die Frage, woher denn nun…

Nach etlichen vergeblichen Recherchen erhielt er wenigstens die Auskunft, dass es besagten Weg „schon immer“ gegeben habe. Das war aber nur die halbe Miete, das ging bestimmt auch noch genauer. 

Gehen wir deshalb mal „ebkes“ 200 Jahre zurück. Die Franzosen beherrschten Kevelaer und angrenzende Gebiete. Unter den Besatzern muss es einen Zeichner für Flurkarten, einen Chronisten oder auch Archivar geben haben, der die Ländereien im nordwestlichen Kevelaer auf so einer Karte benennen wollte oder dazu den Auftrag hatte. 

Die damaligen Bewohner werden ihm gesagt haben, so fand Mülders mithilfe unserer Stadtarchivarin heraus, dass die Ländereien einer Familie „Bettreu“ gehörten, das Gebiet also „Bettreus-Feld“ hieß. Hier ist nun der Gedankenschritt nicht mehr weit zu dem uns allen bekannten Namen van Betteray, welcher Familie also das Gebiet des heutigen Bertroisweg gehörte. Und als besagter zeichnerisch bewanderter Franzose diesen Namen hörte, wandelte er ihn in seiner Muttersprache ab und nannte den Weg „Bertrois“. Auf einer Flurkarte, datiert aus 1810, die Mülders von unserer Stadtarchivarin erhielt, ist dann auch prompt der französische Zusatz zu lesen „Chemin dit Bertrois-Weg“; zu  deutsch: „Weg genannt Bertrois Weg“.

Fazit: Gottfried Mülders wohnt also eigentlich auf dem „van Betteray-Weg“. Hoffentlich muss er jetzt nicht wegen dieses Artikels dem Postboten zu viel erklären oder seinen eigenen Adressstempel umändern lassen…

Ausschnitt der französischen Karten von 1810. Foto: Stadtarchiv Kevelaer

Gottfried Mülders / Wilfried Schotten