Der Luxemburger Platz…
…und die langjährigen Bande zwischen Kevelaer und Luxemburg
Foto: WiScho
In lockerer Reihenfolge stellt KB-Autor Wilfried Schotten (WiScho) in einer Serie Straßennamen in Kevelaer und den Ortschaften vor. Dabei geht es nicht allein um den Namen der Straße und dessen Entstehung, sondern auch um so manche interessante Besonderheit, die sich am Straßenrand findet – oder einstmals befunden hat. Heute setzen wir an dieser Stelle den Gastbeitrag von Ernst Koppers fort (siehe KB 43 – 2022), ergänzt um dessen Anmerkungen und einen Artikel mit Fotos von KB-Autor Wilfried Schotten.
Der Luxemburger Platz
Fortsetzung des Artikels von Ernst Koppers aus der vergangenen Woche
Empfang im Priesterhaus
Auch der Luxemburger Botschafter in Bonn, Georges Heisbourg, hatte mit seiner Frau an der Feier teilgenommen. Beim anschließenden Empfang im Priesterhaus wies er auf die positive Tragweite solch völkerverbindender Veranstaltungen hin. Der Ehrengast schloss mit den Worten: „Europa darf solange optimistisch bleiben, wie es die Grundwerte und das Religiöse im Menschen respektiert. Diese Chance gilt gleichermaßen für Kevelaer und Luxemburg.“. Bürgermeister Karl Dingermann verlas ein Glückwunschschreiben des Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, Nicolas Estgen, der darin auf die langjährigen und dauerhaften Bande zwischen Luxemburg und Kevelaer verwies. Mit der Aufstellung der Marienstatue habe man nun „ein Denkmal europäischer Verbundenheit im christlichen Geiste unserer beiden Völker über Grenzen hinaus“ gesetzt. Das Geschehen auf dem Luxemburger Platz bezeichnete er als Schritt zum „vereinigten Europa, in dem sich die Bürger mit ihren gemeinsamen, geistigen, kulturellen und sozialen Werten näherkommen sollen“.
ANMERKUNGEN
Jean Hengen (* 23. November 1912 in Dudelange; † 29. Januar 2005 in Luxemburg-Stadt) war Bischof und der erste Erzbischof von Luxemburg. Am 27. Oktober 1940, in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, empfing er die Priesterweihe.1988 wurde Luxemburg zur Erzdiözese erhoben. Das Episkopat endete mit der Bischofsweihe von Fernand Franck am 2. Februar 1991 zu seinem Nachfolger als Erzbischof von Luxemburg. Am 29. Januar 2005 verstarb Alterzbischof Jean Hengen. Er wurde am 3. Februar 2005 in der Krypta in der Kathedrale von Luxemburg beigesetzt.
Mathias Schiltz, (*1. Mai 1933), Luxemburger Theologe, war von 1977 bis 2011 Generalvikar im Erzbistum Luxemburg. Er wirkte viele Jahre an hoher und verantwortungsvoller Stelle im Erzbistum, wo er seit 1977 nacheinander unter den beiden Bischöfen Jean Hengen und Fernand Franck als Generalvikar vielfältige Aufgaben in der Leitung der Diözesanverwaltung wahrnahm. Am 13. Juli 1958 wurde er in der Kathedrale geweiht. Besonders verbunden mit dem Verlagshaus bleibt Mathias Schiltz durch seine Funktionen im Verwaltungsrat von Saint-Paul Luxembourg, dem er von 1976 bis 2012 angehörte, davon seit 1987 als Präsident.
François Karels (1915-1996) Der Verfasser war ehemaliger Pfarrer von Huldingen in Luxemburg. Nach Auskunft eines Zeitzeugen war er des Öfteren für mehrere Wochen zum Beichte-hören in Kevelaer. Auch soll er Hausgeistlicher bei der Großherzoglichen Familie gewesen sein.
Nicolas Wirtz *1916 in Mompach, 1942 Priesterweihe in Luxemburg und Vikar an der Kathedrale, 1959 Pfarrer in Cessingen, 1969 Dechant in Diekirch, 1972 Pfarrer an der Kathedrale und Präsident der Maitrise, 1992 Ruhestand auf Limpertsberg. Verstorben 2006.
Jochen van Aerssen (* 15. April 1941 in Kevelaer; † 9. Januar 1992 in Düsseldorf). Van Aerssen trat 1964 der CDU bei, war seit 1970 Mitglied im Kreisvorstand der CDU Kleve und wurde 1973 als Beauftragter für Europafragen Mitglied im Landesvorstand der CDU Rheinland. Er gehörte vom 19. Januar 1977 bis zum 24. Juli 1989 dem Europäischen Parlament an und war dort Mitglied in verschiedenen Ausschüssen.
Colette Flesch (* 16. April 1937 in Düdelingen) ist eine luxemburgische Politikerin der Demokratesch Partei und ehemalige Fechterin. Sie begann ihre politische Laufbahn 1969 mit der Wahl zum Mitglied der Abgeordnetenkammer. 1970 wurde sie zugleich zur Bürgermeisterin der Stadt Luxemburg gewählt. Dieses Amt übte sie bis 1980 aus.
Richard Schulte Staade (* 25. Januar 1932 in Werden an der Ruhr; † 13. Januar 2020 in Kevelaer). Schulte Staade war von 1974 bis 2006 Pastor der Marienbasilika in Kevelaer und Wallfahrtsrektor der Kevelaerer Wallfahrt. U. a. war er Ehrendomherr von Luxemburg, Roermond und Prešov (Slovakei) und Ehrenbürger der Wallfahrtsstadt Kevelaer.
Nicolas Estgen (* 28. Februar 1930 in Düdelingen; † 26. Dezember 2019) war ein luxemburgischer Politiker der Christlich Sozialen Volkspartei (CSV), der unter anderem zwischen 1979 und 1994 Mitglied des Europäischen Parlaments war.
Karl Dingermann (* 8. April 1920, † 6. September 2003) Er wurde 1961 in den Stadtrat (CDU) und in die Amtsvertretung Kevelaers gewählt, im Oktober 1964 wurde er stellvertretender Bürgermeister. Am 20. November 1978 wurde er zum Bürgermeister gewählt bis 1989. Am 27. Oktober 1989 wurde ihm als erstem Kevelaerer die Ehrenbezeichnung „Ehrenbürgermeister“ verliehen. In seine Amtszeit fiel der Besuch von Papst Johannes Paul II.
Dr. Karl-Heinz Röser (* 2. Januar 1922, † 14. Januar 2011) war von 1962 bis 1984 Stadtdirektor der Stadt Kevelaer. In seiner 22-jährigen Amtszeit prägte Dr. Röser das Stadtbild Kevelaers wesentlich.
Harald Deilmann (* 30. August 1920 in Gladbeck; † 1. Januar 2008 in Münster) war ein Architekt, Hochschullehrer und Autor.
Quellen:
Luxemburger Wort vom 29.10.1982, Autor François Karels
Rheinische Post Nr. 249 vom 26.10.1982, Aus dem Gelderland, Autor Harald Giese
Kevelaerer Zeitung Nr. 43 vom 29. Oktober 1982, Autorin Beate Meißner
Jean-Pierre Elcheroth aus Luxemburg, mündliche Überlieferungen des Ehrenbrudermeisters der Bruderschaft der Consolatrix Afflictorum, der den Anstoß zu diesem Artikel gab.
Peter Nieting, der die Fotos zu diesem Beitrag zur Verfügung stellte.
Wikipedia.
Ernst Koppers
Nachtrag/Ergänzung: Bis es soweit war, mussten im Prinzip 260 Jahre vergehen
Kevelaer. Die Geschichte des im vorangegangenen Artikel beschriebenen Petrus-Canisius-Hauses mit seiner Marien-Statue begann im Jahre 1715. Aus dieser Zeit ist der erste Bau des späteren „Heidelberger Faß“ bekannt. Dr. R. Plötz, den ich hiermit auszugsweise zitiere mit seinem Werk „700 Jahre Kevelaer“, schrieb u.a. in „Alte Hausnamen in Kevelaer“ über den Winnekendonker Lehrer Carl Schumacher: „Das Heidelberger Faß“ soll früher „Het Tönneken“ genannt worden sein“.
Viele Jahre gingen ins Land. Wer in Kevelaer „was auf sich hielt“, verkehrte in diesem Hotel, schwofte und feierte. Im großen Saal fanden dazu Landwirtschaftsausstellungen, auch Film- und Theatervorführungen statt.
Das langgestreckte Gebäude mit seinem Festsaal dehnte sich bis beinahe zum Museumsanbau aus. Das Haus hat viele (Dauer-)Gäste gehabt, u.a das Deutsche Rote Kreuz mit der Ortsgruppe Kevelaer, die von den 50er-Jahren an bis in die 70er vor allem die Fußpilger betreute und u.a. deren Fußblasen versorgte.
Die Volks- und Jugendbücherei war langjähriger Gast, wie eine Giebelinschrift bewies, bevor der große Umbau ab 1979/80 vonstattenging.
Der ehrwürdige Bau war bis zu seinem endgültigen Abriss auf der linken Seite flankiert von einem Lebensmittelgeschäft, Café, Konditorei und der Gaststätte „Zum weißen Pelikan“ der Familie Lenders. In 1969 wurde diese gesamte Gastronomie bereits abgerissen und sollte für das spätere Forum Pax Christi Platz machen, was zu der Zeit wohl noch niemand ahnte oder plante.
In 1979, als die Planungen für das neue Petrus-Canisius-Haus abgeschlossen waren, begann der Abriss der hinteren Gebäude; das Vorderhaus blieb stehen und wurde restauriert, sodass es jahrelang die Ikonenausstellung und auch den Goldschmied aufnehmen konnte.
Bei den jüngsten Ausschachtungen zur Vorbereitung der neuen Pflasterung fand man Mauerreste, die wohl aus den beschriebenen ganz alten Zeiten stammen könnten.
Wilfried Schotten