Der Kölner Gürzenich-Chor und das „Concerto con Anima“-Orchester

Allein schon optisch war es ein beeindruckendes Bild, wie der über 70-köpfige Gürzenicher Chor vor dem Altarkreuz wie eine große schwarze Wand erstand.
Anlässlich seines 190. Geburtstages hatte sich der Chor das Ziel gesetzt, einmal in Kevelaer und eine Woche später in der Kölner Philharmonie einen Meilenstein der klasisschen Musikgeschichte – Bachs „Hohe Messe in H-Moll“ – aufführen zu dürfen.

„Diese achtstimmigen Chorsätze, die Arie mit dem Gottvater, die Passage mit dem Heiligen Geist und den zwei Oboen, die barocken Fugen – er zeigt uns da alles“, schwärmte Bass-Solist Klaus Mertens danach selbst von der Faszination der Komposition, die aus 18 Chorsätzen und neun Arien besteht. „Ein Panoptikum der Bach‘schen Schaffenskraft“, nannte es der Dirigent und Gesamtleiter Christuan Jeub.

Die Musiker des „Concerto con Anima“ hatten das große Vergnügen, den musikalischen Part des gut zweistündigen Auftrittes in Kevelaer zu übernehmen, was dem Orchester mit dem entsprechenden Ausdruck, begleitender Dezenz und gelungener Akzentuierung letztendlich auch wunderbar gelang.

Schon gleich zu Beginn setzte der Chor beim „Kyrie“-Einstieg mit seinem schwebend, fast leicht wirkenden Gesang den Grundton der Messe – das sich Einfügen in das sanfte Gebet und später die sanfte Klage.

Erstmals durften beim „Christi eleison“ Sibylle Rubens (Sopran) und Kai Wessel (Alt), der kurzfristig für den erkrankten Matthias Rexroth eingesprungen war, die Qualität ihrer Stimmen zeigen.

Mit Fanfaren und einem geradezu „himmlischen“ Lobpreis wandelte sich nicht nur die Tonart in D-Dur, sondern auch der Charakter von Orchester und Chorklang in einen bedachtvoll-feierlichen Duktus. Der fand sich auch in den Solopartien des „Wir loben dich“ von Rubens mit ihren feinen Gesangslinien, dem Zusammenwirken mit Wessel und dem Tenor Tobias Hunger sowie dem „Quoniam tu solus sanctus“ von Klaus Mertens (Bass) und dem Jagdhorn als Soloinstrument wieder.

Stark wirkte auch die Passage „Der du trägst die Sünden der Welt“ des Chores, in dem diese Bürde akustisch hörbar wurde.

Das „Credo“ gelang seitens des Chores wunderbar in seiner Vielstimmigkeit, der die getragen-melancholische Klage des „Crucificum“ mit ungeheurer Innigkeit und Intensität vortrug, um diese Stimmung in der Passage über die Auferstehung am dritten Tage mit umso größerer Feierlichkeit aufzubrechen. Harmonisch wirkten Sopran und Altstimme erneut miteinander, ruhig-bewegend der Bass von Mertens bei der Arie des Glaubens an den Heiligen Geist mit den zwei Oboen.

Gerade in den Passagen des „Sanctus“ erfüllte der Chor mit seinem harmonischen Klangkörper und dem machtvollen „Hosianna“ die Weite der Basilika und sorgte für besondere Minuten.

Beim „Agnus Dei“ sorgte die dezent-zarte Altstimme von Kai Wessel nochmal für angenehme Schauer. Und zum Schluss erklang nochmal im „Dona nobis pacem“ die ganze Erhabenheit, die Pracht und die Schönheit des Chores- ein würdiger Abschluss eines wahrhaft beeindruckenden Stückes Musik