Bedrückende Nachrichten aus Syrien. Die Stiftung Aktion pro Humanität hält auch engen Kontakt zu einem Kloster in Aleppo.

Der Kelch des Leidens ist bis zum Rand voll

Im Franziskaner-Kloster in Aleppo haben mehr als 2500 Menschen Schutz vor dem Erdbeben gesucht. Foto: privat

Im Franziskaner-Kloster in Aleppo haben mehr als 2500 Menschen Schutz vor dem Erdbeben gesucht. Foto: privat

Es sind nach wie vor bedrückende Nachrichten, die die Aktion pro Humanität (APH) aus Syrien erreichen. APH-Vorsitzende Dr. Elke Kleuren-Schryvers steht im engen Kontakt mit Mgr. Jacques Mourad/Homs und Pater Firas/Damaskus. Pater Firas Lutfi hat sich in Aleppo ein Bild von der Zerstörung und der Not der Menschen gemacht.

Er formuliert vier Etappen der Hilfe, die die Menschen im erdbebenzerstörten Gebiet benötigen:

Stufe 1: Weiterhin Nahrungsmittelhilfe und warme Kleidung.

Stufe 2: Medikamente und Kostenübernahme für medizinische Behandlungen. Vor allem Verletzungen müssten behandelt werden und psychische Betreuung/Medikation seien dringend nötig. „Viele Menschen haben Angst, sind traumatisiert, wollen nicht mehr in ihre Häuser zurück. Kinder leiden wieder massiv. Immer mehr Menschen suchen Zuflucht in den Kirchen, Klöstern, Moscheen. Nach den erneuten Beben sind auch die, die sich wieder zurück in ihre Häuser und Stadtviertel/Wohnorte begeben hatten, in Scharen in die sicheren Zufluchtsorte zurückgekommen.“

Stufe 3: Teams einheimischer Ingenieure und Techniker schauen nach den Häusern, die noch halbwegs intakt erscheinen. Sie analysieren, wo Menschen wieder einziehen könnten. „Aber alles ist relativ und sehr fragil.“ Dr. Kleuren-Schryvers: „Kurz bevor wir telefonierten, bebte die Erde wieder in Aleppo und Pater Firas meinte, dass man aus Erfahrung wisse, dass solche Nachbeben wohl noch einige Monate so anhalten könnten.“

Stufe 4: Wiederherrichten teilzerstörter Häuser. Dafür brauche es Baumaterialien. Oftmals müsse man zunächst nach Wohnraum suchen, der zu mieten und noch intakt sei. „Es ist eine sehr, sehr katastrophale Situation für die Menschen“, so Firas Lutfi.

Unterhalb der Armutsgrenze

Für das APH-Langzeithilfe-Projekt der medizinischen Versorgung mittels einer mobilen Klinik oder mobilen Praxis wird Pater Firas nun auch Kontakt mit dem Koordinator von Caritas international aufnehmen. Doch die seit dem Krieg verhängten internationalen Syrien-Sanktionen machen die internationale Hilfe sehr kompliziert. Die Kirchenführer in Syrien haben erneut ein Ende der westlichen Sanktionen gegen Syrien gefordert. Nicht das Regime sondern die einfachen Leute zahlten die Zeche. „Die Menschen in Syrien haben das Recht auf ein Leben in Würde, auf ein Leben in Freiheit auf allen Ebenen, vor allem auf der wirtschaftlichen Ebene! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie tief wir hier gesunken sind: Wir leben wirklich unterhalb der Armutsgrenze. Was wir erleben, ist ein Beispiel für internationale Ungerechtigkeit.“

Mgr. Jacques Mourad sagt: „Wir können nicht heizen, wir können nicht leben, wir haben nicht das Nötigste zum täglichen Leben. Warum ist das so? Was haben wir falsch gemacht, um so weit zu kommen?“ Alles was noch gefehlt habe, um den Kelch des Leidens bis zum Rand zu füllen, sei dieses Erdbeben gewesen. „Doch auch jetzt, in dieser Situation, sind die Hoffnung, die Nächstenliebe, die Solidarität unter allen, Gott sei Dank, noch vorhanden. Heute zeigt sich das Geheimnis unseres Glaubens an diesen Trümmern“, so Pater Jacques Mourad, der syrische Mönch aus dem Kloster Deir Mar Musa, der Anfang März zum syrisch-katholischen Erzbischof geweiht werden wird.

Keine Einreise-Erlaubnis

Noch stehen die auf dem Kevelaerer Kapellenplatz gepackten Hilfsgüter weiterhin in der Warteschleife. Anestis Ioanidis von human plus e. V in Nettetal, der den Transport organisiert, berichtet, dass es noch keine Zusage für die Transportmöglichkeit über die türkisch-syrische Grenze gibt.