Der Karneval und die Kirche
Wenn in der Kevelaerer Basilika am Ende eines Gottesdienstes dutzende Banner durch den Kirchgang geführt werden, dazu die Melodie „Die Hände zum Himmel“ der „Swingies“ erklingt und im Kollektiv geklatscht wird, dann weiß jeder: es ist wieder Narrenzeit in Kevelaer.
Bereits am frühen Mittag hatten sich die Abordnungen der Karnevalsvereine von Goch bis Köln im Forum Pax Christi getroffen, um mit ihren jeweiligen Musikgruppen, Prinzenpaaren und Dreigestirnen den Segen zu Beginn der „fünften Jahreszeit“ einzuholen und einen Moment innezuhalten. Laut VfR-Präsidentin Elke Tebartz waren es in diesem Jahr um die 750 Teilnehmer.
„Wir lieben den Karneval von Herzen und sind schon lange dabei“, ist es für die Präsidentin des Damen-Elferrats der„KG Fidele Heide aus Lobberich, Silvia Schmidt, eine Selbstverständlichkeit, dabei zu sein. Es sei wichtig, sich mit anderen Vereinen gemeinsam segnen zu lassen und „ für eine gute Session betet, damit alles glatt läuft.“
Rita Kunze und ihre Tanzgruppe aus Havixbeck bei Münster verströmten mit ihrem „Herz“-Kostüm viel Liebe unter den Menschen: „Es macht uns Spaß, jedes Jahr besonders schöne Kostüme selbst zu entwerfen, die wir dann auch präsentieren.“
Mit Herz, Kutsche und Pferd
Zur Musik der „Swingenden Doppelzentner“ tanzten die Jecken im weiten Rund, während VfR-Präsidentin Elke Tebartz die Formationen zum individuellen Gruß abschritt.
Vor allem die farbenfroh gekleidete Kölner Frauengruppe „Colombina Colonia“ feierte angesichts ihres 20-jährigen Jubiläums ausgelassen. Die 75 Damen starke Formation hatte sogar eine Kutsche mit schneeweißen Rappen und eine Reiterstaffel mitgebracht, mit der die Fußgruppe später den Zug optisch aufwertete.
Für manche war es auch ein persönlicher Moment des Abschieds von einem Narrenamt.„Das ist ein toller Moment, als Prinzessin zum Abschluss hier nochmal dabei zu sein“, versicherte Stefanie I. vom KKV Kamp-Lintfort. In dem Frohsinn gab es aber auch ernste Momente. Der Präsident der „Twisties“, Rolf Roosen, schickte einen Gruß an Karin Raimondi alias „Attacke“, die in diesem Jahr nicht am Karneval teilnimmt: „Es ist halt ein harter Weg. Wenn sie sagt, sie will wieder, dann hat sie bei uns sofort ´ne Bühne.“
Für Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, der in den letzten Tagen die Debatte zum Thema „sexuellen Missbrauch“ durchlebt hatte, war der Tag wie ein „Temperaturwechsel“. „Aber das tut meiner Seele auch gut“, gestand er ein. „So ist das im Leben. Manchmal geht’s in die Tiefe und ins Leid runter und dann ist es am nächsten Sonntag wahrlich sonnig.“
Nach dem fröhlichen Auftakt ging es in die Basilika, wo Bastian Rütten die launige Predigt-Geschichte eines Abends „über den Durst“ mit Diakon Jan Klucken erzählte. In deren Anschluss er von Gregor Kauling quasi „den Kopf gewaschen“ bekommen hätte. Ob wahr oder nicht. Für Gelächter und Heiterkeit in der so feierlich strahlenden Kirche war jedenfalls gesorgt.
Monika Voss war wieder mit ihrem Gesang dabei. Mit ihrer „Patrona von Kevelaer“ und die „Rosen der Madonna“ sorgte sie für besinnliche Stimmung.
Im Bühnenhaus wurde noch lange weitergefeiert
Im Anschluss an den Gottesdienst ging es nochmal zum Gnadenbild, ehe der karnevalistische Tross sich auf den Weg durch die Kevelaerer City machte. Alle Teilnehmer wurden bestaunt und bejubelt von den vielen Menschen, die zum verkaufsoffenen Sonntag und zur Wallfahrt der Karnevalisten gekommen waren.
Zum Abschluss des Tages feierten die Närrinnen und Narren im Bühnenhaus mit einem bunten Programm noch langen weiter den Auftakt der fünften Jahreszeit.
Dabei waren auch die VfR-Showgirls, die für Moderator Willy Holtappels unter Beweis stellten, dass sie „das Beste sind, was der Kevelaerer Karneval zu bieten hat.“
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