Der kabarettistische Neutralisierer
Schwarzer Anzug, weißes Hemd, schwarze Krawatte. Und im bildhaften Sinne auch noch eine weiße Witze-Weste und ein schwarzes Deckmäntelchen Humor. Ungefähr so bunt muss man sich den selbsterklärten „kabarettistischen Dienstleister“ Sebastian Pufpaff vorstellen. Der stellte am vergangenen Donnerstagabend sich und sein rund zweistündiges Programm „Auf Anfang“ auf die leere Bühnenhaus-Bühne. Warum? Weil er es kann. Und weil er damit erfolgreich ist. Und weil das reicht.
Wenn in der Kürze die Würze liegt und im Kern die Wahrheit, dann ist dieser Pufpaff sowas wie der kernige Koch des gesellschaftskritischen Kabaretts. Sein aktuelles Programm (2019 folgt ein neues mit dem Titel „Wir nach“) ist zwei Jahre lang solide gereift, ohne an Geschmack zu verlieren oder von der Realität des frühzeitigen Verfalls preisgegeben worden zu sein.
Frisch, fröhlich und frei – dafür allerdings wenig fromm – erzählt sich der Kabarettist mit nur wenigen politischen Anspielungen durch die gesellschaftlichen Gegebenheiten unserer Zeit – von der zunehmenden Individualisierung bis zur abnehmenden Empathie. Eine Grundidee zieht sich wie ein roter Faden durch sein schwarz-weiß-seherisches Programm: Einfach mal bei Null anfangen können, runterkommen, das Hirn entschlacken, bis es leer ist; allen Schrott neutralisieren mit dem „Blitzdings“, wie es bei den „Men in black“ so schön heißt. Aber bis dahin nimmt er erst einmal Anlauf, dann Fahrt und dann alles auf, was am Wegesrand liegt, von Bildung bis Bournout, kippt dazu reichlich Sprit in den Grill – die letzte Männerdomäne – und entlädt eine komische Mobilfunk-Nummer nach der anderen in den fröhlich app-laudierenden Saal. Da hat einer fürchterlich fein hingesehen und verdammt gut aufgepasst, kann sich aufregen wie ein echter Deutscher, verdammt nochmal, und wirkt trotz aller Aufsässigkeit niemals aufgesetzt.
Zwei Stunden geht‘s im, so scheint‘s, mehr dem Publikum als ihm atemberaubenden Tempo durch beachtlich große Teile des gesellschaftlichen Zeitgeschehens, und weder er noch die Zuschauer werden darob müde. Am Ende, nachdem er viele Register einer kabarettistischen Kunst gezogen hat, bleiben tatsächlich nur zwei Schubladen übrig, in die alle Menschen passen: „Arschlöcher und Nicht-Arschlöcher“. Wie man sich, sich seine Zeit und die Welt einteilt, bleibt einem selbst überlassen – die zwei Stunden mit Sebastian Pufpaff jedenfalls waren keinerlei Verschwendung.