Der Einkaufswagen

Einkaufen ging damals zu meiner Zeit ganz anders als heute. Da stand meine liebe Mechel vor einem Marktstand und sagte dem Bauern nacheinander die paar Dinge an, die sie kaufen wollte. Die Sachen verstaute sie alle im mitgebrachten Korb. Viele Jahre später gab’s neben dem Markt noch die Möglichkeit, in einem Krämerladen weitere Lebensmittel einzukaufen.
Heutzutage, wo diese Läden (Tante-Emma-Läden nannte man sie noch später) so gut wie ausgestorben sind, der Wochenmarkt gottlob aber nicht, geht man zu einem sogenannten „Discounter“. Dort schiebt man einen extra dafür konstruierten Einkaufswagen an wohlgefüllten Regalen vorbei und lädt sich in den fahrbaren Korb, was man so braucht (oder auch nicht braucht).
Ach übrigens, Einkaufswagen… So einer stand eines Freitagabends bei mir vor der Haustür, wahrscheinlich angeflogen von einem Discounter, dessen deutlich lesbaren Namen ich hier diskret verschweigen möchte. Nanu, denke ich mir, geht der berühmt-berüchtigte Service jetzt schon so weit, dass man mir den Korb (leider leer) direkt vor die Haustür stellt? Beim näheren Betrachten (wat tu ich bloß mit dat Ding?) sehe ich die abgekniffene Kette, mit der eigentlich verhindert werden soll, dass dem Geschäft so allmählich die Wägelchen abhanden kommen. Da hatte also irgendein Vollpfosten mit einer Kneifzange oder ähnlichem Gerät das Gefährt entkettet, geklaut, zweckentfremdet, was auch immer.
Leider geht die Geschichte noch weiter. Am anderen Morgen melde ich in dem Discounterladen meinen Fund mit der Bitte um Abholung. Ein junger Mann, schwer beschäftigt, hört mir nur mit halbem Ohr zu. So schien es nicht nur, es war auch so. Denn am Montagmorgen fand ich besagtes Gefährt friedlich parkend auf dem Bürgersteig – immer noch vor meiner Haustür. Derselbe junge Mann („Marktleitung“ stand auf seiner Arbeitskleidung!) sagte mir daraufhin leicht genervt: „Ich kenne Ihre Straße gar nicht. Schmeißen Sie das Ding doch auf den Sperrmüll. Die haben hier Kohle genug, die brauchen dat nicht mehr.“ Letztendlich kam ein Wagen der Stadt zum Abholen.
Fazit: Unsere Lebensmittelpreise setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: u.a. Herstellung – Transport – Löhne und Gehälter – und nicht zu vergessen: Neuanschaffung und Ersatz von nicht rückholfähigen Einkaufswagen.
Mechel, meine sonst so liebe Frau, meinte giftig: „Da gonn ek nooits mer hin. Die hebbe tevööl Geld, äwwel ni van min Portmonee!“
Euer Hendrick