Den Weg zur richtigen Farbe finden

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, welcher Farbtyp in Sachen Kleidung Sie sind? Ich zugegebenermaßen noch nicht. Vielleicht war auch das der Grund, weshalb ich der Farbtypberatung der Volkshochschule mit Linda van den Hoek-Deubner mit gemischten Gefühlen entgegengesehen habe – eine Mischung aus Neugier und der Frage „Brauche ich sowas?“ Mit sieben anderen Teilnehmerinnen saß ich also im Dachgeschoss der Öffentlichen Begegnungsstätte in Kevelaer und war gespannt, ob ich im Anschluss an die Beratung wohl gleich auf meinen Kleiderschrank stürzen und diesen komplett umgestalten würde.

Ein leuchtendes Rot und sattes Grün

Mit einer Farbtypberatung könne man beim Kleiderkauf „Unsicherheiten umgehen“, erklärte van den Hoek-Deubner. „Das heißt aber nicht, dass sie jetzt nur noch diese Farben tragen müssen.“ Immer wieder stellte ich mir die Frage: „Bin ich unsicher in meinem Kleidungsstil?“ Eigentlich nicht, dachte ich… Zumindest greife ich ohne jegliche Unsicherheit ganz mutig zu vielen verschiedenen Grautönen sowie zu Schwarz und Weiß. Als ich diesen Gedanken auf Nachfrage der Kursleitung kundtat, wurde deutlich, dass er nicht nur mich selbst belustigte. Offensichtlich fehlt mir einfach der Mut zur Farbe. Und mit Blick auf die verschiedenen farbigen Tücher der Dozentin dachte ich tatsächlich bei vielen Farben, wie schade es doch ist, diese nie zu tragen.

Die Beratung bezog sich lediglich auf das Oberteil des Outfits, alles darunter wurde außer Acht gelassen, da die Kleidungsstücke nicht direkt an das Gesicht und den dortigen Hauttyp grenzen. Schade eigentlich, dachte ich mir – wollte ich doch in großen Tönen davon erzählen, einen curryfarbenen Rock zu besitzen.

Waren die meisten Teilnehmerinnen des Kurses etwas mutiger beim Tragen von Farben, wurde dennoch deutlich: Es muss gekonnt sein. Bei den meisten merkte man Unsicherheiten, der Wille zur farbenfrohen Kleidung war aber vorhanden. Um die für jede Person individuell passenden Farben zu finden, setzte sich schließlich jede nacheinander auf einen Stuhl vor einen Spiegel und bekam von der Expertin verschiedene Tücher vorgehalten. Jedes Tuch beinhaltete mehrere verschiedene Farben. Willkürlich ausgewählt waren diese nicht. Die Tücher standen jeweils für einen Typen – den Frühlings,- Sommer,- Herbst- oder Wintertyp.

Rosa, Hellblau und Lila

Beim Anblick der Tücher ordnete ich mich selbst klar dem Herbst zu mit sanfteren Farbtönen wie Oliv, Senf, Petrol oder Braun. Zielstrebig hielt die Dozentin mir das Sommertuch an den Hals. „Oh je“, war das Einzige, was mir in diesem Moment einfiel. Rosa, Hellblau und Lila zierten meinen Hals – Farben, zu denen ich niemals freiwillig greifen würde. Bei meiner Gesichtsfarbe sagte die Expertin jedoch, dass die Farben für mich genau richtig seien. Daraufhin hielt sie mir noch den Frühling und den Winter an den Hals – da waren sich dann aber alle einig, dass das nicht meine Farben sind.

Voller Hoffnung, dass sie mir nun noch das Herbst-Tuch anhalten würde, blieb dieses einsam auf dem Tisch liegen und die Expertin wollte meine Beratung beenden. Vielleicht geleitet durch meinen verzweifelten Blick, griff sie schließlich doch noch zum Herbst-Tuch. Mit diesen Farben fühlte ich mich eindeutig am wohlsten. Dass die eigene Meinung und die der Expertin so unterschiedlich ausfielen, stellte sich zwar als ungewöhnlich, nicht aber als unüberwindbare Hürde heraus. Bereits zu Beginn und auch am Ende betonte die Expertin, dass Farbe auch immer etwas mit Gefühlen zu tun habe und „man will niemandem etwas aufzwingen.“ Außerdem gebe es auch aus der Herbstpalette einige Farben, die durchaus zu meinem Typ passen.

Von Frühling bis Winter

Nachdem jede Teilnehmerin den für sie passenden Farbtyp gemeinsam mit der Expertin herausgefunden hatte, wurde deutlich, wie unterschiedlich Menschen mit den verschiedenen Farben harmonieren. An diesem Abend reichte das Spektrum von Frühling bis Winter, von kühlen bis zu warmen Farbtönen.

Nach diesem Kurs weiß nun auch ich als echter „Farbenmuffel“, welche Farben, fachlich betrachtet, am besten zu mir passen. Letztlich bot der Kurs eine Orientierung in Sachen farblicher Kleidung. Welche Farbpalette in der Theorie zu einem passt, das kann wohl ab sofort jede der Teilnehmerinnen entgegnen, wenn die Shopping-Begleitung einen vermeintlich falsch berät. In welchen Farben man sich am Ende tatsächlich am wohlsten fühlt, das entscheidet allerdings jeder für sich selbst – unabhängig von der Meinung eines Experten. Ich werde in Zukunft sicherlich häufiger einmal die mir empfohlenen Farben anprobieren. Dass ich nun aber meinen Kleiderschrank auf links ziehe und mich geradezu euphorisch auf Kleidungsstücke dieser bestimmten Farben werfe, das muss ich bezweifeln…