Den letzten Weg gemeinsam gehen

Birgit Stienen und Franziska Eikmans vom Caritas Pflegeteam haben im kleinen Seminarraum an der Marktstraße eine gemütliche Atmosphäre geschaffen. Im Schein des warmen Lichtes leiten die beiden Damen das Grundseminar zur Sterbebegleitung.
Aufmerksam hören Lydia Ulbrich, Liane Seitz, Kerstin Witte, Monika Habig, Elke Vüllings den beiden Koordinatorinnen des Hospizdienstes zu. Immer wieder machen sie sich Notizen. Es geht um Patientenverfügung, Vorsorge- und Betreuervollmacht. Jedes Modell wird ausführlich vorgestellt, intensiv erklärt. „Das Gebiet ist sehr umfangreich“, sagt Franziska Eikmans.
Das stellen die Seminarteilnehmer, die aus ganz unterschiedlichen Gründen teilnehmen, auch gerade fest. Fragen werden gestellt und auch beantwortet. Mit einem Grundkurs zum ehrenamtlichen Hospizhelfer startete das Seminar zur Sterbebegleitung. Seit sechs Jahren bietet die Caritas Geldern-Kevelaer einen ambulanten Hospizdienst an. „Da sein, wenn ein Mensch gehen muss“, so das Anliegen des Caritasverbandes. Denn auch in den letzten Augenblicken des Lebens sollte niemand alleine sein. Auch die Angehörigen nicht. Ob im Pflegeheim oder zu Hause, die Hospizhelfer möchten dem Sterbenden und ihren Angehörigen zur Seite stehen. Ein Angebot, was mehr und mehr in Anspruch genommen wird. „Nicht zuletzt deshalb sind wir auf ehrenamtliche Hospizhelfer angewiesen“, beteuert Birgit Stienen.
Die fünf Damen haben sich ganz bewusst zu diesem Ehrenamt entschieden. „Ich halte es für eine sehr gute Sache“, sagt Lydia Ulbrich aus Wachtendonk. Sie ist selber in einer Großfamilie aufgewachsen und hat früh ihren Mann verloren. Jetzt endlich sieht sie die Zeit gekommen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Liane Seitz aus Wetten möchte etwas zurückgeben. „Ich habe selbst so viel Hilfe erfahren, immer hat mir jemand die Hand gereicht, jetzt möchte ich sie reichen“, sagt die 62-jährige. Eine Hand gereicht bekommen, das ist es wohl, was sich viele Menschen wünschen. Aber nicht immer selbstverständlich ist. Denn es gilt Schwerkranke und sterbende Menschen vor Ort auf ihren letzten Lebensweg zu begleiten, ihnen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken und die Angehörigen zu entlasten. „Eine Unterstützung im Alltag geben“, erklärt Birgit Stienen. „Manchmal reicht es schon, dass die Angehörigen mal wieder Zeit für sich haben, mal einkaufen oder zum Sport gehen können“, so die Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes weiter.
Die Ehrenamtlichen werden in einem Qualifizierungslehrgang intensiv und behutsam vorbereitet. Auch der Einsatz des Hospizhelfers wird sorgfältig und nur in Absprache mit den Betroffenen koordiniert. Erfahrungen mit dem Hospizdienst hat Elke Vüllings aus Straelen bereits gemacht. „Ich habe erfahren, wie wertvoll diese Hilfe ist“, sagt sie. „Vielleicht können wir auch ein wenig Angst vor dem Tod nehmen“, erhofft sich Kerstin Witte aus Xanten. „Niemand sollte alleine sterben“, fügt Monika Habig aus Geldern hinzu, die zudem auf eine bereichernde Arbeit für sich erhofft. „Ich denke, Sterbende haben einen anderen Blickwinkel und daraus kann ich nur lernen.“
Die Teilnehmerinnen wissen, worauf sie sich einlassen. Sie wissen, dass dieser Dienst auch an die Substanz gehen, aber auch bereichern kann. „Wir freuen uns über jeden Hospizhelfer, der uns in dieser wichtigen und wertvollen Arbeit unterstützen möchte“, so Birgit Stienen und Franziska Eickmans.
Denn auf die Mithilfe der Ehrenamtlichen ist der ambulante Hospizdienst angewiesen. Dieser Dienst kann, unabhängig von Religion, Nationalität oder Weltanschauung, von jedem in Anspruch genommen werden. Begleitet sterben, das ist die Stärke der ambulanten Hospizarbeit. (hvl)