Den Äpfeln geht‘s an den Kragen

„Wenn nicht jetzt, wann wollen wir uns dann um die Natur vor unserer eigenen Türe kümmern?“, fragt Johannes van de Loo von der „Mobilen Saftpresse“ und fasst so zusammen, welchen Gedanken ihn und seinen Geschäftspartner antreiben. Sich um die Natur in der Umgebung kümmern – das hat sich auch das „NABU“-Naturschutzzentrum Gelderland zur Aufgabe gemacht. Mit dem Projekt „Streuobstwiesen im Südkreis Kleve – erhalten, pflegen, optimieren“ wollen sie privaten Streuobstwiesenbesitzern Hilfestellungen zum Erhalt und zur Pflege ihrer Wiesen geben. Im Rahmen des Projektes wollen die Verantwortlichen außerdem zeigen, dass eine Streuobstwiese nicht nur dazu gut ist, reifes Obst zu ernten und anschließend zu verzehren. Dafür haben sie sich mit Johannes van de Loo und Alexander Haaken von der „Mobilen Saftpresse“ zusammengeschlossen. Ansprechpartner des Projektes ist Naturschutzreferent Stefan Wallney vom „NABU“-Naturschutzzentrum Gelderland.
Die Wertschätzung der Streuobstwiesen
Neben dem Obstertrag einer Streuobstwiese sei diese ein ökologisch wertvolles Biotop mit einer hohen Artenvielfalt, was jedoch eine gute Pflege voraussetze, so Angaben des „NABU“-Naturschutzzentrums Gelderland. Heute fehle es allerdings an Strukturen, die zur Nutzung anregen. Daher soll das Projekt Besitzer von Streuobstwiesen dazu anregen, das Obst nicht unter den Bäumen verfaulen zu lassen, sondern ein eigenes Produkt daraus herzustellen und sich somit im Voraus auch um die Pflege zu kümmern. Es gehe im Endeffekt um die „Wertschätzung der Streuobstwiesen“, erklärt Wallney.
Die Inhaber der Saftpresse pressen an fast jedem Freitag in der Erntezeit bei Familie Haaken in Uedem Saft. Nach Anmeldung können die Leute mit ihrem Obst zu ihnen kommen. Ab 50 Kilogramm erhält man den Saft aus den eigenen Früchten. Ab circa 2.000 Kilogramm Obst fahren die Inhaber mit der Saftpresse zu ihren Kunden. Mobil sind van de Loo und Haaken in diesem Jahr die erste Saison unterwegs. Am Donnerstag, 3. Oktober (Tag der deutschen Einheit), steht die Saftpresse von 10 bis 17 Uhr am Bauerncafé Binnenheide von Inhaber Denis van den Berg, Binnenheide 19 in Winnekendonk.
„Wir haben festgestellt, dass die Leute den Saft aus ihren eigenen Äpfeln wollen“, erklärt Johannes van de Loo. So ermöglichen sie es den Kunden, bereits ab einer geringen Menge Obst die Sicherheit zu haben, dass genau die Früchte im Saftbeutel landen, die sie kurz vorher selbst gepflückt haben. Ab wann es sich lohnt, die Saftpresse in Anspruch zu nehmen? „Es besteht generell immer die Möglichkeit, jeden Apfel zu verwerten“, erklären die Inhaber. Als Orientierung gilt jedoch: 10 Kilogramm Äpfel ergeben circa 7 Liter Saft (je nach Sorte). Der Saft wird nach dem Pressen in „5 Liter Bag-in-Box-Saftkartons“ abgefüllt. Ungeöffnet hält sich der Saft circa ein Jahr, geöffnet noch drei Monate. Bei einer Abnahmemenge bis zu 20 Bags kostet eine 5-Liter-Box 6,50 Euro, bei größeren Abnahmemengen sinkt der Stückpreis. Wird Birne oder Quitte hinzugemischt, kostet die Box einen Euro mehr. Für jede mitgebrachte Box, die dann wiederverwendet wird, werden 50 Cent abgezogen.
Je länger am Baum, desto süßer der Apfel

„Manche Äpfel sind gut für Saft geeignet, manche sind besser zum Backen geeignet“, erklärt Wallney. Wenn man seinen Apfelbaum keiner Sorte zuordnen kann, sei das jedoch nicht schlimm. Unter Umständen ergebe das einfach etwas weniger Saft. Auch das Wetter spiele eine Rolle beim Saftgewinn. Im letzten Jahr sei der Saft aufgrund der intensiven Sonne sehr zuckerhaltig gewesen und der Ertrag sei wegen des geringeren Wassergehalts niedriger ausgefallen. Generell gelte jedoch, erklärt Alexander Haaken: „Je länger der Apfel am Baum hängt, umso süßer wird er auch.“
Denis van den Berg war von der Idee, die mobile Saftpresse in sein Café zu holen, sofort begeistert. In seinem Café werde alles selbst gemacht – vom Kuchen über die Wurst bis zum Brot „nur der Saft noch nicht“, sagt van den Berg. Die Aktion im Oktober sei vielleicht sogar „eine gute Brücke, auch längerer Zusammenarbeit“, meint der Cafébesitzer.
Selbstgepressten Apfelsaft habe er vor einigen Jahren auch selbst einmal probiert. „Ich habe immer noch in den Ohren, wie wir damals geschwärmt haben.“ Eine Idee für sein Café sei, den Saft zukünftig beim Frühstück anzubieten, zum Abzapfen für die Gäste.
Vorerst jedoch haben Obstbaumbesitzer sowie alle Interessierten am 3. Oktober die Möglichkeit, sich die Arbeit der „Mobilen Saftpresse“ anzuschauen. Neben der Möglichkeit, Obst pressen zu lassen, kann an diesem Tag auch selbstgepresster Apfelsaft sowie Naturobst gekauft werden. Für die Nutzung der Saftpresse an diesem Tag bitten die Veranstalter dringend um Anmeldung. Anmeldungen sind möglich bei Stefan Wallney unter Tel. 02838-96544 oder per E-Mail an wallney@nz-gelderland.de.